Europas Wölfe unter Beschuss: Berner Konvention schwächt Wolfsschutz ab

Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat am 3. Dezember mehrheitlich dafür gestimmt, den Schutzstatus des Wolfs herabzusetzen. Diese Entscheidung, die durch den Vorstoß der EU zur Aufweichung des Wolfsschutzes vorangetrieben wurde, ist ein folgenschwerer Schritt, der jeder soliden wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Ein Wolf im verschneiten Wald.

Die Herabstufung des Wolfsschutzes in Europa könnte ein unguter Präzedenzfall sein.

© Gunther Willinger

Mit ihrer Abstimmung, den Schutz der Wölfe im Rahmen der Berner Konvention zu schwächen, ignorierten die EU-Mitgliedstaaten die Appelle von mehr als 300 zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter EuroNatur, und auch wissenschaftlicher Gremien wie der Large Carnivore Initiative for Europe, LCIE.

Auch im Rahmen der bisherigen Gesetzgebung war bereits ein verantwortungsvolles Wolfsmanagement möglich, einschließlich der Entnahme von Wölfen, wo dies erforderlich sein sollte. Dennoch schlug die Europäische Kommission im Dezember 2023 vor, den Schutz der Wölfe unter dem Vorwand des Weidetierschutzes zu schwächen. Dies geschah nach einem sehr undurchsichtigen Konsultationsprozess, der auf Initiative der NGO ClientEarth aktuell vom Ombudsmann der EU untersucht wird.

Nur dank strenger Schutzmaßnahmen konnte sich die Wolfspopulation in Europa in den letzten Jahrzehnten überhaupt langsam erholen. Sie bleibt jedoch weiterhin in vielen Regionen gefährdet. Ein hoher Schutzstatus ist somit entscheidend, um eine langfristige Stabilität der Bestände zu erreichen und zu sichern. Anstatt Spannungen abzubauen, dürfte die Entscheidung die Polarisierung eher verschärfen und das Vertrauen in die Bemühungen um ein effektives Management der Wolfspopulationen untergraben.

„Die Entscheidung zur Abschwächung des Schutzstatus des Wolfs entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse schmälert die Glaubwürdigkeit der EU-Umweltpolitik erheblich und setzt jahrelange Schutzbemühungen leichtfertig aufs Spiel“, kritisiert Antje Henkelmann von EuroNatur. „Die Aufhebung des strengen Schutzes im Rahmen der Berner Konvention ebnet den Weg für die weitere Aushöhlung des Artenschutzes in der Europäischen Union“, befürchtet die EuroNatur-Projektleiterin und Wolfsexpertin.

„Dieser Schritt könnte sich auch negativ auf die Naturschutzbemühungen in den Beitrittsländern der EU auswirken“, sagt Mareike Brix, Programmleiterin Große Beutegreifer bei EuroNatur. „Viele der Länder orientieren sich in ihrer Naturschutzpolitik an der Gesetzgebung der Europäischen Union. Da ist es ein fatales Signal, wenn die Naturschutzgesetze nun von der EU selbst ausgehebelt werden“, so Brix. 

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