Ende März wurde ein Bärenjunges an das Bärenzentrum der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Pristina, Kosovo übergeben. Das Jungtier war in Albanien gefangen und im Internet zum Verkauf angeboten worden. Ein Skandal, der zeigt, dass der Wildtierhandel in der Region noch immer nicht vollständig eingedämmt ist und effektive Strukturen für Bärennotfälle dringend erforderlich sind.

So süß der Anblick auch ist, hinter dem Bärenjungen liegen traumatische Tage. Im Bärenzentrum von Pristina wird es aufopfernd aufgepäppelt.
© FOUR PAWSEin Fall von Wildtierkriminalität sorgt im Kosovo und in Albanien für Schlagzeilen und beschäftigt auch EuroNatur und ihre Bärenschutzpartner auf dem Balkan. Ein junger Braunbär wurde in Albanien in seinem natürlichen Lebensraum gefangen. Es ist anzunehmen, dass das Muttertier dafür getötet wurde. Der kleine Bär wurde zum Verkauf angeboten. Aufgrund mangelhafter behördlicher Abläufe und über verschlungene Pfade gelangte das Bärenjunge schließlich in die Auffangstation von Vier Pfoten im Nachbarland Kosovo.
Dort geht es dem Jungtier den Umständen entsprechend gut. Es wird von den engagierten Tierpflegerinnen mehrmals täglich mit einer speziellen Milch gefüttert, gesäubert und erhält soziale Fürsorge, die es normalerweise von seiner Mutter bekommen würde. Ein Balanceakt, denn das Bärenjunge soll nicht zu sehr an Menschen gewöhnt werden. Die Entscheidung über seine Zukunft liegt bei den Behörden in Albanien und im Kosovo.
„Dies ist wirklich ein trauriger Fall von Wildtierkriminalität, denn mit jedem Tag, den das Bärenjunge in menschlicher Obhut verbringt, wird es schwieriger, es wieder auszuwildern, was aus Naturschutzsicht oberste Priorität hat“, sagt Antje Henkelmann, Projektleiterin bei EuroNatur. „Der Fall zeigt zudem, wie wichtig die Implementierung von Bären-Interventionsteams in allen Ländern des Balkans ist. Es braucht Aufklärung in der Bevölkerung und das Wissen, was zu tun ist, wenn Bären in Not entdeckt werden. Von Anfang an müssen Expertinnen und Experten eingeschaltet werden, um sicherzustellen, dass die Tiere die richtige Behandlung erhalten. Hierfür braucht es auch politische Unterstützung in den Staaten der Region“, so die Bärenexpertin.