Wo leben Braunbären?
Einst lebten Braunbären überall dort, wo es Wald gab - und das war in fast ganz Europa. Durch die Rodung der Wälder wurden die Tiere immer weiter zurückgedrängt. Schon im Mittelalter war der Lebensraum der Bären auf die schwer zugänglichen und noch waldreichen Gebirge beschränkt. Die letzten Bärengebiete in Mitteleuropa finden sich heute in steilen, oft felsendurchsetzten großräumigen Wäldern; hierher gelangen Menschen nur selten.
Bären sind von Natur aus sehr scheue Tiere. Sobald sie Menschen wittern, ziehen sie sich zurück. Ein geeigneter Lebensraum muss neben einem reichhaltigen Nahrungsangebot daher auch genügend Rückzugsräume aufweisen. Sie sind wichtig für den Winterschlaf der Bären. In dieser Zeit ziehen die Weibchen auch ihre Jungen groß.
In den Karpaten sind heute die höchsten Bestandsdichten von Braunbären in Europa (außerhalb Russlands) zu finden. Auch auf dem westlichen Balkan und in Skandinavien gibt es noch größere Populationen. Stark bedroht sind die Bärenbestände in den Alpen und dem Apennin sowie auf der Iberischen Halbinsel. Im Kantabrischen Gebirge im Norden Spaniens zumindest wächst die Zahl der Braunbären seit Ende der 1990er Jahre stetig an – ein Ergebnis der beharrlichen Arbeit von EuroNatur und ihrem spanischen Projektpartner FAPAS.
Merkmale von Braunbären
Meister Petz, wie der Braunbär in Fabeln und Märchen auch genannt wird, erkennt man auf den ersten Blick: Mit seinem breiten Kopf, der langen Schnauze und den kleinen runden Ohren ist er unverkennbar. Braunbären sind die größten Landraubtiere Mitteleuropas. Aufgerichtet erreichen sie eine Größe zwischen 1,70 und 2,20 Metern. Je nach Verbreitungsgebiet variiert das Gewicht zwischen 100 und 350 Kilogramm. In allen Populationen aber sind die Männchen deutlich größer und schwerer als die Weibchen. Braunbären haben nur einen Stummelschwanz. Er ist so klein, dass er in dem dichten Fell nicht zu sehen ist.
Bären haben kurze, kräftige Beine mit großen Tatzen und langen Krallen, die sie – so wie Wölfe – nicht einziehen können, mit denen aber vor allem junge Bären hervorragend klettern können. Diese Eigenschaft kann lebensrettend sein. Als Sohlengänger setzen Bären ihre Füße jeweils mit ihrer ganzen Sohle auf – so wie wir Menschen. Der Abdruck des Vorderfußes hat eine Länge von ca. 16 cm, der des Hinterfußes von ca. 26 cm.
Was fressen Braunbären?
Braunbären decken, je nach Verbreitungsgebiet, bis zu drei Viertel ihres Bedarfs mit pflanzlicher Nahrung. Im Sommer und Herbst ernähren sie sich vor allem von Obst, Nüssen und Baumfrüchten wie Eicheln, Kastanien und Bucheckern. In dieser Zeit müssen sie täglich ca. 20.000 Kalorien zu sich nehmen (das entspricht etwa 30 Kilo Äpfeln), um sich genügend Winterspeck anzufressen. Wenn Bären im Frühling die Höhle verlassen, steht ihnen nur wenig Futter zur Verfügung. Ihren Bedarf decken sie zu dieser Zeit mit Wurzeln, Gräsern und Kräutern sowie Insekten. Auch Aas von Wild oder Weidetieren, die Opfer des Winters geworden sind, bildet in dieser Zeit eine wichtige Nahrungsquelle. Anhand der Hinterlassenschaften lassen sich Bärenreviere für geübte Augen einfach aufspüren. Farbe, Beschaffenheit und Geruch verraten, was der Bär gefressen hat.
Fortpflanzung und Sozialverhalten von Braunbären
Die Paarungszeit der Braunbären fällt in die Monate Mai bis Juli. Bären leben polygam und können sich mehrmals mit unterschiedlichen Partnern paaren. Bären sind Einzelgänger; nach der Paarung gehen Männchen und Weibchen wieder getrennte Wege. Die befruchtete Eizelle bleibt bis zu fünf Monate frei im Uterus. Erst zu Beginn der Winterruhe nistet sich die Eizelle in der Gebärmutter ein und die eigentliche Tragzeit beginnt.
Die zwei bis drei Jungen werden zwischen Januar und März in der Winterhöhle geboren. Im Vergleich zu ihrer Mutter sind die Neugeborenen winzig klein. Sie wiegen bei ihrer Geburt höchstens 500 Gramm, sind nackt und blind. Erst im Frühling, wenn die Babybären gewachsen sind und es draußen wärmer wird, verlassen sie zum ersten Mal die Höhle und folgen ihrer Mutter Schritt für Schritt. Während dieser Phase ist die Bärenmutter ausgesprochen aggressiv und greift gelegentlich auch männliche Artgenossen an, wenn diese ihrem Wurf zu nahe kommen. Wanderer in Bärengebieten müssen in dieser Zeit besonders vorsichtig sein.
Die Jungbären bleiben eineinhalb bis zweieinhalb Jahre bei ihrer Mutter. Sobald diese wieder paarungsbereit ist, trennt sie sich von ihrem Nachwuchs. Die Geschwister leben noch ein paar Monate zusammen und suchen sich dann eigene Lebensräume.
Sind Braunbären gefährdet?
Man schätzt, dass Bären in freier Wildbahn 20 bis 30 Jahre alt werden können. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt allerdings nur sechs Jahre. Viele Tiere sterben an Mangelernährung oder Krankheiten. Die größte Gefährdung für den Braunbären stellt aber der Mensch dar: In einigen Ländern ist die Bärenjagd nach wie vor verbreitet, auch werden die Tiere oft Opfer von Wilderern. Der Bau von Verkehrswegen zerschneidet ihre Lebensräume, wodurch Populationen voneinander isoliert werden und Verkehrsunfälle mit Bären zunehmen.
In vielen Ländern Europas sind die Bären gesetzlich geschützt. Internationale Übereinkommen, in denen der Schutz der Bären verankert ist, sind zum Beispiel die Berner Konvention, das Washingtoner Artenschutzabkommen oder die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU.
Was tun, wenn man einem Bären begegnet?
Dass man als Wanderer auf einen Bären trifft, ist extrem unwahrscheinlich. Falls es doch zur Begegnung kommen sollte, haben wir die wichtigsten Antworten im Flyer "Richtiges Verhalten im Bärengebiet" zusammengestellt – optimiert für Bildschirmanzeige oder zum Download als pdf-Datei.
Richtiges Verhalten im Bärengebiet
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