Rettung der Balkanflüsse
Auf dem Balkan sind viele Flüsse noch nicht zerstört. Hier schlägt das "Blaue Herz Europas“. Mehr als 80 Prozent der Flüsse Südosteuropas sind in einem guten oder sogar sehr guten ökologischen Zustand. Zum Vergleich: In Deutschland gelten nur noch zehn Prozent der Flüsse als naturnah, 60 Prozent sind dagegen stark reguliert.
Zahlreiche seltene Arten leben in den Flüssen des Balkans, bislang noch weitestgehend ungestört. Doch dem "Blauen Herz“ droht Gefahr: Nahezu alle Balkanflüsse sollen für die Wasserkraftnutzung ausgebaut werden. Und das ohne Rücksicht auf den ökologischen Wert der Flüsse. Selbst in hochrangigen Schutzgebieten sind Staudämme geplant.
Was EuroNatur und ihre Partner für den Schutz der Balkanflüsse unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Die Vjosa als Nationalpark ausgewiesen: Mehr als zehn Jahre haben EuroNatur und ihre Partner für diesen Erfolg gestritten, doch am 15. März 2023 konnten wir endlich feiern: Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, wurde als Nationalpark ausgerufen. Auch einige unverbaute Nebenflüsse der Vjosa genießen seither strengen Schutzstatus. Das ist nicht nur ein großartiger Erfolg für die Natur, sondern auch für die Menschen, die am Fluss leben und denen sich mit einem zunehmenden Ökotourismus wirtschaftliche Perspektiven bieten – im Gegensatz zu den geplanten gewaltigen Staudämmen, die die Felder der Bauern überflutet hätten.
- Dem Wasserkraftboom etwas entgegensetzen: Wir sind nicht einfach nur gegen Wasserkraftwerke, sondern zeigen auch Alternativen auf, sodass sich die Balkanstaaten auch ohne den Ausbau der Wasserkraft wirtschaftlich entwickeln können. Wir helfen, Kutë an der Vjosa zum ersten energieautarken Dorf Albaniens zu machen und haben das Solarpotential der Dachflächen in Tirana analysiert – hier steckt viel Potential für Solarenergie.
- Menschen für die Flüsse mobilisieren: Wir fördern die Zivilbevölkerung in ihrer Arbeit für die Flüsse und stellen internationale Unterstützung sicher. Wir haben friedliche Protestwochen auf dem Balkan initiiert, in zahlreichen Staaten des Westbalkans ein nationales Kampagnenteam aufgebaut und den lokalen Widerstand gestärkt sowie international anerkannte Wissenschaftler für unseren Kampf gewonnen.
Wie gut schützen die Balkanstaaten ihre Flüsse? (Juni 2024, engl.)
(7 MB)Details zur Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" finden Sie auf unserer Kampagnenwebseite balkanrivers.net
Die Narta-Lagune im Vjosa Delta: Wertvolles Feuchtgebiet in Gefahr
Narta-Lagune im Vjosa Delta: ein Hotspot der Artenvielfalt
Die Narta-Lagune im Vjosa Delta, ein einzigartiges und ökologisch bedeutsames Feuchtgebiet in Albanien, nimmt auf nationaler und internationaler Ebene eine herausragende Stellung ein. Das 'geschützte' Gebiet ist Heimat für eine beeindruckende Vielfalt von mehr als 200 wildlebenden Vogelarten und wichtiger Zwischenstop für unzählige Vögel auf ihren Flugrouten. Zusammen mit dem angrenzenden Divjaka-Karavasta Nationalpark bilden diese Feuchtgebiete ein zusammenhängendes Ökosystem, das den Zugvögeln, die den Adria-Zugweg durchqueren, als äußerst wichtiger Rast- und Futterplatz dient. Einfach ausgedrückt: es ist ein Paradies für Vögel.
Gefahren für das Ökosystem der Narta-Lagune
Die unberührte Schönheit der Narta-Lagune ist derzeit durch den Bau des internationalen Flughafens in Vlora bedroht. Die Entscheidung der albanischen Regierung, den Flughafen in dieser ökologisch sensiblen Region zu errichten, hat unter Umwelt- und Naturschützern große Besorgnis ausgelöst. Der geplante Flughafen soll einer der größten Albaniens werden. Geplant sind unter anderem Einrichtungen für Frachtdienste und einen Sektor für Flugzeugwartungsarbeiten. Diese Erweiterung geht jedoch auf Kosten des empfindlichen Gleichgewichts des Ökosystems der Narta-Lagune.
Unter Missachtung der Unantastbarkeit einer der wichtigsten und artenreichsten Regionen Albaniens, schreiten die Bauarbeiten am Vlora International Airport voran und zerstören diese Oase der Natur. Das Eindringen in die Grenzen des Vjosa-Narta-Schutzgebietes zeigt einen bestürzenden Mangel an Bewusstsein für das sensible Gleichgewicht der Umwelt. Die aktuellen Bauarbeiten in diesem wertvollen Lebensraum stellen einen eklatanten Verstoß gegen die nationalen Gesetze zum Schutz solcher ökologischen Schätze dar. Darüber hinaus wird die Unantastbarkeit internationaler Konventionen in Frage gestellt, einschließlich derjenigen, die die wichtigen Zugvögelkorridore entlang des Adria Zugwegs schützen.
Was EuroNatur und ihre Partner für den Schutz der Narta-Lagune unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Druck ausüben auf die EU: Die Europäische Kommission hat immer wieder Besorgnis gegenüber der geplanten Investition innerhalb eines Naturschutzgebietes geäußert. Die Bedenken der EU sind in mehreren Jahresfortschrittsberichten dokumentiert und unterstreichen die Bedeutung, ökologisch sensible Regionen wie die Narta-Lagune zu schützen.
- Stellung beziehen: Zusammen mit anderen nationalen und internationalen Umweltorganisationen hat sich EuroNatur aktiv dafür eingesetzt, den Bau des internationalen Flughafens Vlora im Gebiet der Narta-Lagune und des Vjosa Deltas zu verhindern. Durch verschiedene Kampagnen, Lobbyarbeit und mit rechtlichen Schritte streiten wir für den Erhalt dieses lebenswichtigen Feuchtgebiet-Komplexes.
- Internationale Abkommen anrufen: Im September 2022 führte die Berner Konvention zusammen mit dem Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (CMS) und dem Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen ziehenden Wasservögel (AEWA) eine Bewertung des Gebiets durch. Nach einer Begutachtung vor Ort drängten diese Organisationen auf die Aussetzung der Bauarbeiten und eine umfassende Bewertung der örtlichen Flora und Fauna.
Informiert bleiben
Um über die neuesten Entwicklungen und Bemühungen zum Schutz der Narta-Lagune auf dem Laufenden zu bleiben, folgen Sie uns auf unseren Social Media-Kanälen oder abonnieren Sie unseren Newsletter. Gemeinsam können wir die Erhaltung dieses Naturschatzes für kommende Generationen sicherstellen.
Aktuelle Meldungen
Der prekäre Zustand der Mittelmeerdeltas
Deltas - die Gebiete, wo Flüsse auf das Meer treffen - wurden von den Kräften der Natur über die Jahrtausende geformt. Aber die Küsten-Wunderlandschaften, unter anderem die Narta-Lagune, stehen nicht einfach nur vor Herausforderungen, sondern befinden sich in einer beispiellosen Notlage. Eine wegweisende Studie befasst sich mit Mittelmeer-Deltas und enthüllt eine Geschichte ihrer Resilienz, ihres Wandels und ihres dringenden Schutzbedarfs.
Mediterranean Deltas (engl.)
(4 MB)Staudammboom im Mittelmeerraum
Die letzten frei fließenden Flüsse und ihre Ökosysteme in der Mittelmeerregion, von der Balkan-Halbinsel bis zur Iberischen Halbinsel, werden von großen und kleinen Wasserkraftprojekten bedroht. Wasserkraft wird oft als „grüne und saubere“ Energiequelle dargestellt. Aber Dämme zerstören Flüsse. Sie hindern ziehende Fischarten auf ihrem Weg in die Laichgebiete und hemmen den Transport von Sedimenten im Fluss. Dies kann zur Erosion ganzer Küstenabschnitte führen.
Frei fließende Flüsse sind daher für die Menschen, für Tiere und Pflanzen, und für die nachhaltige Entwicklung unverzichtbar. EuroNatur ist Teil der Anti Hydropower Platform. Die zivilgesellschaftliche Bewegung hat es sich zum Ziel gemacht, Flüsse von Portugal bis in die Türkei vor den Folgen von Dammbauten und Wasserkraftwerken zu schützen.
Flüsse vor ihrer Zerstörung zu bewahren, ist für mich eine Frage der Menschenwürde.
Was EuroNatur und ihre Partner zur Rettung der Flusslandschaften des Mittelmeerraums unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Rechtliche Schritte ergreifen: Mit einem schlagkräftigen Team aus nationalen und internationalen Rechtsexpertinnen gehen unsere Partner gegen ausgewählte Wasserkraftprojekte vor. Unsere Strategie ist erfolgreich: Zahlreiche Wasserkraftwerke an besonders sensiblen Flussabschnitten wurden nicht gebaut, bzw. es wurde ein Baustopp verhängt.
- Fakten schaffen: Wir geben Studien in Auftrag, um das Wissen über die Bedrohungen durch Wasserkraft im Mittelmeerraum zu erweitern. So haben wir eine sehr gute Wissens- und Datengrundlage erarbeitet und damit stichhaltige Argumente in der Hand, weshalb der massive Ausbau von Wasserkraft schädlich für die Flussnatur ist.
- Lobbyarbeit leisten: Auf unterschiedlichen politischen Ebenen streiten wir gegen die weitere Subventionierung von Wasserkraft. Auch dank unserer Überzeugungsarbeit sind mehrere Staaten (Portugal, Montenegro, Bosnien-Herzegowina) aus der Finanzierung von Staudämmen ausgestiegen.
Open letter: Counting on new hydropower to accelerate Renewable Energy deployment in Europe is irresponsible.
(837 KB)Partner: Riverwatch, Front 21/42, EkoSvest, CZZS, EcoAlbania, Foundation Atelier for Community Transformation - ACT, Tour du Valat, MedINA, Pindos Perivallontiki, IUCN ECARO, Wetlands International European Association, WWF Adria, GEOTA
Förderung: MAVA-Stiftung, Manfred-Hermsen-Stiftung, Fondation Genevoise de Bienfaisance, Fondation pour la Sauvegarde de la Nature, Patagonia, EuroNatur-Spenderinnen und -Spender
Weitere Flussprojekte von EuroNatur
- Europas Wasserrahmenrichtlinie bewahren: Im Jahr 2019 waren mehr als 375.000 Menschen dem Aufruf zahlreicher Natur- und Umweltschutzverbände, darunter EuroNatur, gefolgt und hatten von der Europäischen Kommission die Beibehaltung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gefordert. Mit Erfolg: Die WRRL zum Schutz der Flüsse wird nicht angetastet!
- „Europas Amazonas“ schützen: Zwischen Österreich und Serbien erstreckt sich ein weitverzweigtes, weitestgehend naturbelassenes Flusssystem: Die Donau-Drau-Mur-Region. Seit 1990 setzt sich EuroNatur mit zahlreichen Partnern für dessen Unterschutzstellung ein. Im Sommer 2021 war es dann endlich so weit. Das letzte Teilstück in Österreich wurde als Biosphärenreservat durch die UNESCO anerkannt.
- Die Save retten: Seit ihrer Gründung ist EuroNatur an der Save aktiv. Wir haben den größten Nebenfluss der Donau vor zahlreichen Verbauungsmaßnahmen bewahrt, so dass sie ihren Charakter als Fluss und nicht als bloße Wasserstraße weitestgehend erhalten konnte. Entlang der Save verbinden wir unsere Partner aus vier Staaten miteinander (Sava-Parks Netzwerk) und verbessern das Management invasiver Arten (Sava TIES) im Einzugsgebiet des großen Stroms.
Partner: Public Institution Ljubljansko barje Nature Park (SL); Lonjsko Polje Nature Park Public Institution (HR); Public Institution Green Ring (HR); Public Company National Park “Una” LLC Bihać (BA); Center for Environment (BA); Institute for Nature Conservation of Vojvodina Province (RS); Nature Conservation Movement Sremska Mitrovica (RS); Public Enterprise “Vojvodinašume" (RS)
Helfen Sie mit!
Schließen auch Sie sich dem großen Kreis derer an, die sich für Europas Wildflüsse engagieren. Wir sind dankbar für jede Spende für Europas Flüsse oder jeden aktiven Beitrag! Damit unterstützen Sie eine unabhängige und vernetzte Zivilgesellschaft in Europa, die sich kraftvoll für den Schutz unserer Fließgewässer einsetzt. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen!