Wir für Europas Natur!
Auch wenn es nach wie vor viel zu tun gibt...gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen quer durch Europa und unterstützt von zahlreichen EuroNatur-Spenderinnen und Unterstützern haben wir in den zurückliegenden Jahren viel für den Erhalt der Naturschätze Europas erreicht. Auf dieser Seite finden Sie schlaglichtartig ausgewählte Errungenschaften aus über 35 Jahren Naturschutzarbeit.
Vjosa-Wildfluss-Nationalpark in Albanien
Für diesen Moment haben EuroNatur und ihre Partner über zehn Jahre lang gestritten - vor Gerichten, mit Petitionen sowie in Gesprächen mit den Regierungsverantwortlichen und der lokalen Bevölkerung: Seit dem 15. März 2023 ist die Vjosa Europas erster Wildfluss-Nationalpark. Damit sind die gesamte Vjosa in Albanien von der griechischen Grenze bis in die Adria sowie ihre Hauptzuflüsse – insgesamt ein Flusssystem von über 400 Kilometer Länge – mit der höchsten Schutzkategorie ausgezeichnet. Das ist einzigartig in Europa.
Dieser Wildfluss-Nationalpark ist nicht nur ein Meilenstein für die Vjosa und Albanien, sondern für den Flussschutz in ganz Europa. Am 15. März ging ein wichtiges Signal von Albanien an die Welt: Wir müssen und können unsere verbliebenen Wildflüsse großflächig schützen.
Ein langer Weg
Vor Beginn unseres Engagements für die Vjosa sprach kaum jemand darüber, wie wertvoll dieser unverbaute Fluss ist - und gleichzeitig wie bedroht. Zehn Wasserkraftwerke sollten an der Vjosa errichtet werden. Durch die Mobilisierung der Zivilgesellschaft, zahlreiche wissenschaftliche Studien sowie intensive Medien- und Lobbyarbeit auf nationaler und europäischer Ebene haben wir für die notwendige Aufmerksamkeit gesorgt. So konnten wir in den ersten Jahren der Kampagne mehrere Staudammbauten verhindern und später den Weg für die Gründung des Vjosa-Nationalparks bereiten.
Diese unwahrscheinlich freudige Entwicklung für die Vjosa gibt den Menschen vor Ort die Möglichkeit, sich eine gesicherte und nachhaltige Lebensgrundlage aufzubauen, etwa durch naturbasierten Tourismus. Es zeigt auch, dass Naturschutz langfristig gedacht werden muss, um ambitionierte Ziele zu erreichen.
Pressespiegel
Auch die nationale und internationale Presse berichtete über den großartigen Erfolg. Hier eine kleine Auswahl:
- Tagesschau: Vjosa-Nationalpark
- taz: Nationalpark in Albanien eröffnet
- FAZ: Der letzte wilde Fluss Europas soll nicht gezähmt werden
- Deutschlandfunk: Albanische Vjosa: Oberer Wildfluss gerettet, aber Flughafen im Mündungsdelta?
- stern: Nach jahrelangen Protesten: Vjosa in Albanien wird zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas
Saline Ulcinj: Schutzgebiet statt Luxus-Ressort
Durch die unermüdliche Arbeit von EuroNatur und unseren Partnern ist die Saline Ulcinj national und international geschützt. Die Bebauungspläne sind vom Tisch und der Salzgarten bleibt als eines der wichtigsten Feuchtgebiete an der Adria erhalten. Im Spätsommer 2023 haben unsere Partner zudem damit begonnen, die Saline Ulcinj zu revitalisieren.
Salzgarten an der Adria
Die Saline Ulcinj ist ein knapp 1.500 Hektar großer Salzgarten nahe der Stadt Ulcinj im Süden Montenegros. In der östlichen Adria-Region ist sie aufgrund ihrer Größe und der hohen Artenvielfalt besonders wertvoll und einzigartig. Für rund 60 Vogelarten ist die Saline Brutgebiet, für zahllose Zugvögel stellt sie das wichtigste Überwinterungs- und Rastgebiet entlang der Adria-Zugroute (Adriatic Flyway) dar. Unter ihnen finden sich Flamingos, Stelzenläufer und die sehr seltenen Krauskopfpelikane, die in den flachen Gewässern nach Nahrung suchen. Darüber hinaus ist die Saline Ulcinj Heimat vieler gefährdeter Fisch-, Amphibien-, Reptilien- sowie Pflanzenarten.
Undurchsichtige Winkelzüge
Ab Beginn der Salzgewinnung im Jahr 1935 bot die Saline Ulcinj Arbeit für bis zu 400 Menschen. Nach der Privatisierung 2005 wurde der Salzgarten allerdings systematisch heruntergewirtschaftet. Dies führte acht Jahre später dazu, dass die Saline geschlossen und alle Salzarbeiter entlassen wurden. Da die stillgelegte Infrastruktur (unter anderem Deiche, Pumpen und Kanäle) kaum noch gewartet wurde, hat sich der ökologische Zustand der Saline dramatisch verschlechtert. Der fein austarierte Wasserhaushalt funktionierte nicht mehr: Im Sommer fielen große Flächen trocken, im Winter süßten die Salzbecken durch Regenfälle aus; für salzwasserliebende Arten eine Katastrophe.
Zu Beginn unserer Kampagnenarbeit in der Saline Ulcinj 2017 war der Salzgarten an der Adria weder rechtlich geschützt, noch war geklärt, welche Bereiche 2005 vom dubiosen Konsortium Eurofond genau privatisiert wurden. Bekannt waren allerdings die Pläne des Konsortiums, das einen engen Draht zu Montenegros langjährigem Premierminister Milo Đukanović pflegte: Die Saline sollte zu einem gigantischen Luxus-Ressort mit Bettenburgen und Yachthäfen ausgebaut werden.
Gemeinsam mit unseren montenegrinischen und internationalen Projektpartnern kämpften wir gegen diese Pläne. Im Jahr 2019 konnten wir einen ersten großen Erfolg feiern: Die Saline Ulcinj wurde zum Naturpark erklärt. Diese nationale Unterschutzstellung machte den Weg frei, die Saline auch als Ramsar-Gebiet auszuweisen. Ein Meilenstein für EuroNatur und ihre internationalen und montenegrinischen Partner, die sich 15 Jahre lang für den Schutz des Vogelparadieses eingesetzt haben.
Wir wissen, dass EuroNatur beim großen Einsatz für die Saline Ulcinj an unserer Seite steht – und das nun schon seit über 20 Jahren! Das ist eine sehr wichtige Unterstützung für unsere Organisation, für die Saline und auch für die Menschen in Ulcinj.
Für Salz. Für Vögel. Für Menschen.
Solange die Eigentumsfrage aber nicht geklärt war, war es schwierig, einen Investor für die Wiederherstellung und den Betrieb der Saline zu finden. Im Juli 2022 folgte dann endlich Gewissheit: Das komplette Gelände der Saline Ulcinj wurde als Staatsland ins Kataster der Stadt Ulcinj eingetragen.
Im Spätsommer 2023, nachdem uns und unseren Partnern noch einige weitere Steine in den Weg gelegt wurden, konnten endlich konkrete Restaurierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Auf einer Länge von 6,6 Kilometern haben Bagger Erde aus den Salzbecken entnommen und zu neuen Dämmen angehäuft. Parallel zu den Baggerarbeiten wurden auch die wichtigsten Schleusen und Pumpen wieder in Stand gesetzt, so dass das Hinauspumpen von Süßwasser im Winter und das Hineinpumpen von Salzwasser im Frühjahr wieder funktionieren und der Wasserfluss zwischen den einzelnen Becken des Salzgartens sichergestellt sein sollte.
Wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, erscheinen mir all der Stress und die Probleme klein im Vergleich zu den erzielten Ergebnissen. Es ist nach wie vor noch nicht alles gut in der Saline Ulcinj, aber das Gefühl, einen Beitrag zum Erhalt dieses wichtigen Ökosystems geleistet zu haben, gibt meinen Mitstreitern und mir die Kraft, weiterzumachen und unsere Mission fortzusetzen.