Wolfsschutz in Europa geschwächt

Schwerer Schlag für Wissenschaft und Artenvielfalt nach Abstimmung der EU-Mitgliedsstaaten

Drei Wölfe stehen auf einem Felsen im Wald

Düstere Aussichten für Europas Wölfe: Ihr Abschuss soll zukünftig erleichtert werden - wider wissenschaftlicher Vernunft.

© Heinz Lehmann

Eine Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten hat dem Vorschlag der Europäischen Kommission zugestimmt, den Schutzstatus des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention herabzustufen. Diese Änderung öffnet dem Abschuss von Wölfen Tür und Tor – und stellt lediglich eine Scheinlösung für Wolfsrisse an Nutztieren dar. Die Entscheidung ist wissenschaftlich nicht begründbar und läuft Europas Verpflichtung zum Schutz und zur Wiederherstellung der Artenvielfalt zuwider. Der Beschluss wurde gefasst, nachdem Deutschland in letzter Minute seine Position von Enthaltung zu Unterstützung geändert hatte.

Mit dieser Entscheidung haben sich die Mitgliedstaaten dafür entschieden, einen Aufruf von über 300 Organisationen der Zivilgesellschaft, darunter EuroNatur, und über 300.000 Menschen, zu ignorieren. In dem Aufruf und der Petition forderten die Unterzeichner, den wissenschaftlichen Empfehlungen zu folgen und die Bemühungen zur Förderung der Koexistenz mit Großen Beutegreifern durch Präventionsmaßnahmen zu verstärken.

Die heutige Entscheidung untergräbt nicht nur jahrzehntelange Bemühungen um den Schutz des Wolfes, sondern stellt auch einen erheblichen Rückschlag für einen der größten Erfolge der Europäischen Union im Bereich des Artenschutzes dar: das Comeback des Wolfes, der in weiten Teilen Europas beinahe ausgerottet war.

Wölfe sind sowohl durch die Berner Konvention als auch durch die Habitat-Richtlinie der EU streng geschützt und stellen eine Schlüsselart dar, die für intakte Ökosysteme und die biologische Vielfalt in ganz Europa von entscheidender Bedeutung ist. Eine Schwächung ihres Schutzes würde die laufende Erholung der Wolfspopulationen gefährden. 

„Die Entscheidung der EU wird nicht nur die nach wie vor fragilen Wolfspopulationen in weiten Teilen Europas destabilisieren, sondern auch die bedeutenden Fortschritte auf dem Weg zu einer konfliktarmen Koexistenz von Mensch und Wolf untergraben“, sagt Antje Henkelmann, Projektleiterin und Wolfsexpertin bei EuroNatur. „Nur effizienter Herdenschutz kann Nutztierrissen vorbeugen. Stattdessen legt die EU den Schwerpunkt auf symbolträchtige, aber ineffiziente Abschüsse. Mit ihrer Kehrtwende schwächt die Bundesumweltministerin nicht nur den Wolfsschutz, sondern gibt populistischen Forderungen nach, die Weidetierhaltenden wenig nützen“, so die Biologin. 

Der heutigen Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten folgt nun ein längerer formaler Prozess. Die Entscheidung zur Schwächung des Schutzstatus wird auf der nächsten EU-Ratstagung am 26. September formell angenommen, so dass die Europäische Kommission ihn rechtzeitig dem Ständigen Ausschuss der Berner Konvention vorlegen kann. Die EU wird den Vorschlag bei der letzten Abstimmung, die für Dezember geplant ist, als einheitlicher Block unterstützen.

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