Wölfe laufen Gefahr, weniger geschützt zu werden

Die Europäische Kommission hat den Mitgliedstaaten einen Vorschlag zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention unterbreitet. Dieser Vorschlag wird nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt und ist ein Schlag ins Gesicht für die Bemühungen um den Schutz des Wolfes in Europa. Wie Hunderte von anderen Nichtregierungsorganisationen in ganz Europa lehnt EuroNatur diesen politischen Schritt entschieden ab und fordert alle Mitgliedsstaaten auf, ihn abzulehnen.

Wolf im Wald
© depositphotos/Montipaiton

„Dieser Vorschlag könnte die Bemühungen um das Überleben des Wolfs in seinem natürlichen Lebensraum stark beeinträchtigen", sagt Antje Henkelmann, Projektleiterin Wolf bei EuroNatur. „Der Vorschlag von Präsidentin von der Leyen ist ein offensichtlicher Versuch, die Unfähigkeit oder den Unwillen von ihr und ihren politischen Verbündeten zu kaschieren, sozioökonomische Probleme im ländlichen Raum und strukturelle Defizite im europäischen Agrarsektor anzugehen."

„Bereits im vergangenen Jahr hat sich die Berner Konvention mit diesem Thema befasst und eine Herabstufung des Wolfes abgelehnt. Warum also es jetzt noch einmal versuchen? Die Fakten haben sich nicht geändert, nur die Einschätzung einiger hat sich geändert. Tatsächlich bringt die Herabstufung des Schutzstatus keine Vorteile für die Weidetierhalter, die Wählergruppe, die manche Politiker so gerne zufrieden stellen wollen", sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. Das belegt auch eine aktuelle slowakische Studie.

Darüber hinaus könnte die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes schwerwiegende Auswirkungen nicht nur auf das Überleben der Art in ihrem natürlichen Lebensraum, sondern auch auf die europäische Naturschutzpolitik haben: Die Habitat-Richtlinie, ein wichtiges Rechtsinstrument zum Schutz von Lebensräumen und Arten in ganz Europa, könnte dadurch einer weiteren Überprüfung unterzogen werden. Diese Aussicht hat bei Naturschützern die Alarmglocken schrillen lassen, da jede Änderung der Richtlinie weitreichende Folgen für das empfindliche Gleichgewicht der europäischen Ökosysteme haben könnte.

Wölfe spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt und stellen mit ihrer Rückkehr in die Teile Europas, in denen die Art zuvor ausgerottet war, einen beachtlichen Erfolg für den Naturschutz dar. Maßnahmen zur Verhinderung von Angriffen, zur Überwachung und zur Entschädigung wurden entwickelt, getestet und haben sich seit Jahren bewährt. Ihre Umsetzung ist eine Frage des politischen Willens. EuroNatur fordert alle Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, den Vorschlag abzulehnen und sich für eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungsfindung und einen verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren einzusetzen, um Europas Naturerbe zu erhalten.

Vor der Bekanntgabe des Vorschlags am 20. Dezember hatten mehr als 300 Naturschutz-NGOs einen Brief an die EU-Kommission geschickt, in dem sie eine Entscheidung zu diesem Thema auf der Grundlage verlässlicher wissenschaftlicher Daten forderten.

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv
Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles