Eine Momentaufnahme für Wälder mit riesigem Potential

Die PRIMOFARO-Studie: eine Bewertung von Rumäniens wertvollen Natur- und Urwäldern

Berghang in den Karpaten mit Urwald

Noch gibt es ausgedehnte Ur- und Naturwälder in den rumänischen Karpaten...

© Matthias Schickhofer

...doch die Kahlschläge zerstören die Paradieswälder.

© Matthias Schickhofer

Von den Ur- und Naturwäldern, die heute noch in der EU existieren, befinden sich einige der größten und wichtigsten in Rumänien. Dass sie bisher der Nutzung durch den Menschen entgangen sind, verdanken sie meist ihrer schwer zugänglichen Lage. Diese Wälder verdienen auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Daten strengen Schutz. Solche Wälder sind in der Europäischen Union selten, aber es gibt sie noch.

Aktuell läuft in der EU eine Debatte, in der die Bedeutung eines strengen Schutzes intakter Ökosysteme anerkannt wird und gemeinsame Zielsetzungen für einen solchen Schutz verhandelt werden. Im Berichtsentwurf der Biodiversitätskonvention (CBD) über den weltweiten Rahmen für die Bewahrung der Biodiversität nach 2020 wird vorgeschlagen, im Laufe des kommenden Jahrzehnts 10% der Landfläche zu Nullnutzungsgebieten zu erklären. Rumänien befindet sich in der einzigartigen Lage, dieses Ziel zu erreichen, indem es die Gebiete schützt, die ohne Unterbrechung – über hunderte oder gar tausende Jahre – bis heute ihre Naturwerte bewahrten: die intaktesten Ur- und Naturwälder unseres Kontinents.

Eine Voraussetzung dafür ist eine genaue Kenntnis der Standorte dieser Wälder. Jahrzehntelang wogte eine Debatte über die Existenz, den Umfang und die Lage der intakten Wälder Rumäniens. Dennoch wurde bisher kein ökologisch begründeter wissenschaftlicher Konsens erzielt. Ein Grund dafür ist, dass der Gegenstand der Betrachtung ständigen Veränderungen unterworfen ist: Rumäniens naturnahe Wälder werden in hohem Tempo gefällt und zerstört. Niemals wurde ein nationales Abholzungsmoratorium für umstrittene Waldgebiete erlassen, was die Konsensfindung weiter erschwert. Das muss sich ändern.

In diesem Kontext ist die 2019 von EuroNatur veröffentlichte PRIMOFARO-Studie ein Versuch, die aktuelle Situation abzubilden, welche Wälder das größte Potential als Ur- und Naturwälder aufweisen. Die Studie identifiziert die Wälder, die ein hohes Maß an Natürlichkeit aufweisen, und stellt sie jenen gegenüber, die in jüngerer Vergangenheit bewirtschaftet, gefällt oder geschädigt wurden. Die PRIMOFARO-Studie geht über die einschränkende und ökologisch problematische aktuelle rumänische Definition von "Urwäldern" hinaus und bewertet Rumäniens Wälder ganzheitlich aus der Perspektive der Verpflichtungen zum Schutz der biologischen Vielfalt, einschließlich der CBD, der IUCN und der EU-Naturschutzrichtlinien. Die Schwachstellen der Studie sind transparent beschrieben und zu weiterer ökologischer Bestätigung ihrer Bestandsaufnahme wird explizit aufgerufen.

In Anerkennung der nationalen und internationalen Klima- und Naturschutzverpflichtungen bietet die PRIMOFARO-Studie den Politikern und Entscheidungsträgern ein Werkzeug, mit dem die Zielerreichung bewertet werden kann.

EuroNatur und ihre Partner halten ihr jahrelanges Engagement für den Schutz von Rumäniens Paradieswäldern weiterhin hoch. Wir rufen die rumänische Regierung auf, folgende Schritte zu ergreifen, um den dauerhaften Schutz dieser Wälder zu gewährleisten:

  • sicherstellen, dass sich die Regierung in die Debatte um die Wälder in Rumänien in wissenschaftlich fundierter und transparenter Weise einbringt
  • ein sofort wirksames Moratorium auf Fällungen in allen potentiellen Ur- und Naturwäldern erlassen, darunter die in PRIMOFARO und anderen wissenschaftlichen Studien erfassten Waldgebiete
  • eine wissenschaftliche Bestätigung des Umwelt- und Naturschutzwerts dieser Wälder in Bezug auf die nationalen und internationalen Biodiversitäts- und Klimaschutzziele und -verpflichtungen ermöglichen
  • die bestehenden Schutzgebiete so ausweiten, dass sie alle Ur- und Naturwälder einschließen, und den strengen Schutz dieser Wälder sicherstellen
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