Die Regierung der Föderation von Bosnien und Herzegowina (FBiH) kündigte Ende November an, ab 2021 keine Subventionen mehr für den Bau von Kleinwasserkraftwerken bereitzustellen. Diese Entscheidung könnte einen Präzedenzfall im gesamten Mittelmeerraum schaffen. Erste Nachbarstaaten haben bereits nachgezogen.
Ab dem 1. Januar 2021 werden die garantierten Subventionen für Kleinwasserkraftwerke in der Föderation von Bosnien und Herzegowina nicht verlängert; die dafür vorgesehenen Mittel werden als Anreize für erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind umgeschichtet. Die neuen Statuten könnten dazu beitragen, den Bau von mindestens 162 Kleinwasserkraftprojekten an 79 Flüssen zu verhindern.
Durch Umleitungen der Flüsse in Rohre trocknen viele Flussbetten nach dem Bau von Kleinwasserkraftwerken aus, zudem verlieren wandernde Fischarten ihre Lebensräume. Der geplante Bau von etlichen Kraftwerken veranlasste viele Menschen in der Föderation von Bosnien und Herzegowina zu Protesten und zum friedlichen Widerstand. Die „tapferen Frauen von Kruščica“ wurden hierfür 2019 mit dem EuroNatur-Preis ausgezeichnet. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner der Föderation betrachten die Flüsse als Teil ihrer Identität.
„Die Streichung der Subventionen für die Wasserkraft ist der wichtigste Schritt zur Rettung der Flüsse, weil dadurch die beiden Grundursachen des Dammbaus begrenzt werden: Geld und Korruption", sagt Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch, unserer Partnerorganisation in der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“. „Solange man mit der Zerstörung von Flüssen ein Vermögen verdienen kann, werden Dämme gebaut. Die FBiH kann zu einem Trendsetter für den Schutz von Flüssen für ganz Europa werden“, so Eichelmann weiter.
Tatsächlich hat nur wenige Tage später der designierte Regierungschef Montenegros angekündigt, auch in seinem Land die Subventionen für Wasserkraftwerke stoppen zu wollen. Ferner hat auch die portugiesische Regierung beschlossen, aus der staatlichen Förderung von Wasserkraft auszusteigen.