Wilde Mülldeponien in der Nähe von Siedlungen sind nicht nur ein Problem für die Böden und die Umwelt. Braunbären werden hiervon häufig angelockt; als Allesfresser finden sie dort leicht zugängliche Nahrung und verlieren so die Scheu vor dem Menschen. Das kann für Tier und Mensch gefährlich werden – wie derzeit in Nordmazedonien.
Aktuell gibt es vermehrt Meldungen aus dem Mavrovo-Nationalpark in Nordmazedonien, wo Bären in und um Siedlungen gesichtet würden. Konkrete Forderungen nach Abschüssen werden lauter, drei Bären wurden bereits tot aufgefunden. EuroNatur und ihre nordmazedonischen Partner von MES sprechen sich deutlich gegen diese Abschüsse aus. Stattdessen müssten wilde Deponien beseitigt und offizielle Müllplätze „bärensicher“ gemacht werden. Letzteres betrifft auch Nutztierherden und Bienenstöcke: Elektrozäune, Herdenschutzhunde und Vergrämungsmaßnahmen sind erprobte Methoden, Bären fernzuhalten. Die europaweit geschützten Tiere einfach abzuschießen, ist keine Alternative.
Darüber hinaus fehlt in Nordmazedonien ein langfristiges Monitoring, das aufzeigt, wie viele Bären überhaupt in der Region leben. Abschüsse könnten zum Zusammenbruch der Population führen. Deshalb setzt sich EuroNatur im Rahmen des Tripoint Border Projekts (TBB) für ein grenzübergreifendes Bärenmonitoring in Nordmazedonien, Albanien und Griechenland ein. Nur auf Grundlage verlässlicher Zahlen sind ein nachhaltiges Bärenmanagement und eine lösungsorientierte Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung möglich.
Für den Fall, dass es zu Vorfällen mit Bären kommt, gibt es in einigen südosteuropäischen Ländern bereits sogenannte Interventionsteams aus Braunbär-Expertinnen und Fachmännern. Diese Teams können angemessen und zeitnah reagieren, um unerwünschte Folgen für Tier und Mensch zu vermeiden. Das TBB-Projekt unterstützt die EuroNatur-Partner in der Region dabei, weitere dieser Teams in den Partnerländern zu etablieren.