Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren vorbeugen
Braunbären waren in diesem Frühjahr häufig in den Schlagzeilen. Anfang April hat ein Bär einen jungen Mann in der italienischen Provinz Trentino getötet. Der Fall sorgte auch in Deutschland für ein großes Medienecho. Die Hintergründe dieses tragischen Zwischenfalls im Val di Sole sind noch nicht restlos aufgeklärt. Schnell wurde die Bärin Gaia (JJ4) für den Tod des Joggers verantwortlich gemacht, doch daran sind Zweifel aufgekommen. Ein Gutachten zweier Veterinärmediziner soll bewiesen haben, dass nicht Gaia für die tödliche Attacke verantwortlich war, sondern ein Bärenmännchen. Was das für die nach dem Vorfall rasch eingefangene Bärin bedeutet, ist noch offen. Das endgültige Gerichtsurteil zum weiteren Schicksal Gaias wurde auf Ende des Jahres verschoben.
Als Ende April Bärenspuren im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet entdeckt wurden und es zu Nutztierrissen kam, wurden auch hierzulande erste Rufe nach Abschüssen laut. Innerhalb Deutschlands ist in nächster Zeit nicht mit der Etablierung einer Bärenpopulation zu rechnen. Jedoch sollten wir Deutschen uns auf die Rückkehr einzelner Tiere einstellen. Die Population im Trentino ist schneller gewachsen als gedacht und zumindest junge Bärenmännchen sind durchaus wanderwillig – 150 Kilometer bis in die bayerischen Alpen sind keine große Entfernung für Braunbären.
EuroNatur begrüßt die Rückkehr von Bären, ebenso wie von Wölfen und Luchsen, in ihre früheren Reviere. Positive Beispiele aus unseren Projektgebieten etwa aus Spanien oder aus den Dinariden zeigen, dass die friedliche Koexistenz von Menschen, Weidetieren und großen Beutegreifern möglich ist. Es muss jedoch diskutiert und vermittelt werden, dass die Rückkehr von Bär und Co. sowohl Geld, als auch die Aufgabe alter Gewissheiten kostet. Hier sehen wir die Verantwortlichen in der Politik in der Pflicht. Mit Populismus kann kein Artenschutz betrieben werden.