EuroNatur hat den ukrainischen Forstwissenschaftler und Urwaldschützer Fedir Hamor im Jahr 2022 für seine Verdienste für den Waldschutz mit dem EuroNatur-Preis ausgezeichnet. Fedir Hamor konnte seinerzeit aufgrund der Kriegssituation in der Ukraine nicht auf die Insel Mainau zur Preisverleihung kommen. Nun wurde ihm der EuroNatur-Preis nachträglich überreicht.
Im Rahmen einer Feierstunde in Rakiv, einer Stadt in der ukrainischen Oblast Transkarpatien, überreichte EuroNatur-Präsident Prof. Dr. Thomas Potthast Fedir Hamor am 29. April den EuroNatur-Preis. „Es ist nicht nur für mich, sondern auch für die Ukraine eine große Ehre und ein großer Stolz, zu den vielen herausragenden Persönlichkeiten zu gehören, die für ihr persönliches oder politisches Engagement im Bereich des Umweltschutzes mit diesem Preis ausgezeichnet werden“, sagte Fedir Hamor.
Die drei EuroNatur-Vertreter Präsident Prof. Dr. Thomas Potthast, Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Hannes Knapp und Geschäftsführer Gabriel Schwaderer nutzten den Anlass, um sich einen Überblick über die Naturschutzsituation in den ukrainischen Waldkarpaten zu verschaffen. Die Situation für die Schutzgebiete vor Ort – unter anderem das bedeutsame Carpathian Biosphere Reserve, das auch die größte Komponente der transnationalen UNESCO-Welterbestätte „Alte Buchenwälder Europas“ beheimatet – ist insbesondere aufgrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine in einer sehr schwierigen Lage. Wichtige Transferzahlungen aus dem Umweltministerium in Kiew bleiben seit Monaten aus und erschweren die zielführende Naturschutzarbeit in den Waldkarpaten zusätzlich.
Auf dem Programm stand auch ein Treffen mit Aktivistinnen und Aktivisten des Free Svydovets-Netzwerks. Die Bewegung wurde, gemeinsam mit Fedir Hamor und der deutschen Klima- und Waldschützerin Antje Grothus, 2022 ebenfalls mit dem EuroNatur-Preis ausgezeichnet. Bei dem Treffen ging es um die Folgen des geplanten Mega-Skiprojekts in unmittelbarer Nähe zum Carpathian Biosphere Reserve.
Das Svydovets Skiresort soll Menschenmassen in die fragile Bergwelt locken und 50.000 Betten anbieten; es sollen fast 3.000 Hektar Fläche genutzt und mehr als 400 Kilometer Skipisten gebaut werden (zum Vergleich: In Sölden in Tirol gibt es rund 150 Pistenkilometer und 15.000 Gästebetten). Für das Skiresort sollen mehr als 1.200 Hektar Waldfläche gerodet oder massiv beeinträchtigt werden, bei der Hälfte der Fläche handelt es sich um sehr wertvolle Ur- und Naturwälder. „Das geplante Skigebiet würde in bestehende Naturschutzgebiete nach nationalem und internationalem Recht eingreifen. Besonders schwerwiegend wären die Eingriffe in die durch die Berner Konvention geschützten Emerald-Gebiete“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. „Der Bau dieses gigantomanischen Projekts muss verhindert werden.“