Neue Studie gibt Hoffnung
Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur und
IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) vom 24. August 2012
Radolfzell, Hamburg. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Zahl der Wolfsrudel im westlichen Polen und nahe der Grenze zu Deutschland weiter angestiegen. Das belegen die Ergebnisse des vom IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds) und der Naturschutzstiftung EuroNatur finanzierten Wolfsmonitorings, das die polnische Naturschutzorganisation Association for Nature Wolf (AfN Wolf) durchführt und zu dem nun ein aktueller Bericht vorliegt.
Die Forscher entdeckten im Vergleich zu 2011 vier neue Rudel und zwei jeweils ein Territorium markierende Paare. Insgesamt leben damit derzeit 23 Wolfsrudel in Westpolen. Insgesamt wird die Anzahl der Wölfe dort inzwischen auf 100 bis 110 Tiere geschätzt. Dazu kommen die Jungtiere dieses Jahres, deren genaue Anzahl noch unbekannt ist. Unklar ist, wie viele der fünf Territorien entlang der deutsch-polnischen Grenze sich sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite erstrecken. Der IFAW und Wolfswissenschaftler fordern daher ein grenzübergreifendes Monitoring, um Doppelzählungen von Rudeln zu vermeiden.
Eines der vier neuen Rudel wurde erst Ende Juli entdeckt und lebt mit zwei erwachsenen und vier Jungtieren nur etwa 25 Kilometer nordöstlich von Stettin. Damit wurden in diesem Gebiet seit 25 Jahren das erste Mal Wölfe nachgewiesen. Ein weiteres Rudel befindet sich 125 Kilometer östlich von Stettin nördlich der Stadt Walcz. Der Wolfsbau liegt versteckt in einem alten Schützengraben aus dem zweiten Weltkrieg. Außerdem lebt ein Rudel der grauen Jäger östlich der Grenzstadt Forst (Lausitz). Noch ist nicht geklärt, ob es sich dabei um die in Deutschland als Zschornoer Rudel bekannte Wolfsfamilie handelt, die ihr Territorium verschoben hat oder Lebensräume beiderseits der Grenze nutzt. Eine genetische Analyse von Losungsproben, die sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen Seite gesammelt wurden, könnte dies klären. Spuren von Wölfen, aber bislang keine handfesten Nachweise für ein Rudel, gibt es in einem Teil der Sudeten, im Isergebirge, etwa 40 Kilometer östlich von Zittau. Vermutlich nutzen die Tiere dort auch Lebensräume in Tschechien.
„Die Ergebnisse dieses Wolf-Monitorings sind erfreulich“, so Robert Kless vom IFAW-Deutschland. „Sie zeigen, dass sich die Wolfsrudel langsam im Westen Polens etablieren. Da die Lausitz-Wölfe und die Wölfe in Westpolen zur selben Population gehören, wirkt sich die aktuelle Entwicklung auch positiv auf den Wolfsbestand in Ostdeutschland aus.“
„Dennoch gibt es weiterhin Gefahren für die Wölfe.“ so Kless weiter. „Derzeit wird in Polen eine neue Strategie für das Wolfsmanagement erarbeitet, bei dem eine jährliche Abschussquote diskutiert wird. Das wäre verheerend für die Wölfe und hätte auch negative Auswirkungen auf die Wölfe in Deutschland.“
„Um die Akzeptanz der Wölfe (auch in Westpolen) zu erhöhen ist die Aufklärungsarbeit eine wesentliche Aufgabe. Viehhalter müssen dringend hinsichtlich möglicher Präventionsmaßnahmen beraten und geschult werden. Dass ein friedliches Zusammenleben von Wölfen und Menschen möglich ist, konnten wir anderenorts in Europa bereits erfolgreich zeigen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.
Hintergrundinformationen:
- Mehr über die Arbeit von EuroNatur zum Schutz der Wölfe in Polen
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