++ Geplanter Vlora-Flughafen gefährdet Artenvielfalt in der Narta-Lagune und im Vjosa-Delta ++ Vjosa-Ökosystem trotz Nationalpark-Status in Gefahr ++Ausschuss äußert tiefe Besorgnis über neues Gesetz über Schutzgebiete ++
Straßburg, Tirana, Radolfzell. Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat die Regierung in Tirana erneut aufgefordert, den Bau des internationalen Vlora-Flughafens im Schutzgebiet Vjosa-Narta zu stoppen, da dieser gegen internationale Abkommen verstößt. Während ihrer jährlichen Sitzung in Straßburg in der vergangenen Woche äußerten der Ständige Ausschuss der Konvention seine tiefe Besorgnis über die Fortsetzung der Bauarbeiten und forderte die albanischen Behörden auf, mit der lokalen Bevölkerung und allen relevanten Akteuren zusammenzuarbeiten. Der Ständige Ausschuss „bedauere zutiefst, dass der Bau des Flughafens trotz der wiederholten Aufforderung, den Bau auszusetzen, bis ein neues und ausreichendes Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und eine ordnungsgemäße Bewertung der Umweltauswirkungen durchgeführt worden ist, fortgesetzt wurde“.
EuroNatur und ihre albanischen Partnerorganisationen PPNEA und EcoAlbania begrüßten die klare Stellungnahme des Ständigen Ausschusses, der vor allem das neue albanische Gesetz über Schutzgebiete deutlich kritisierte. Ab sofort sind große Infrastrukturprojekte in Schutzgebieten in Albanien nicht mehr verboten und unterliegen nicht mehr der Überprüfung durch die Schutzgebietsbehörde. Mit diesem Gesetzbeschluss vom Februar 2024 sind Megaprojekten wie Flughäfen oder Luxushotels auch in ökologisch besonders wertvollen Gebieten Tür und Tor geöffnet – ein Beispiel ist das umstrittene Wasserableitungsprojekt an der Shushica, einem Nebenfluss der Vjosa und Teil des Vjosa Wildfluss Nationalparks.
„Die Verabschiedung des neuen Gesetzes über Schutzgebiete ist ein gefährlicher und systemischer Präzedenzfall, der zerstörerische Projekte in den Schutzgebieten legitimieren könnte, was in Zukunft zu einer irreversiblen ökologischen Zersetzung eines jeden dieser Gebiete führen könnte. Wir teilen in dieser Hinsicht die gleichen Bedenken wie die Berner Konvention, da wir nach wie vor darauf bestehen, dass das Gesetz überdacht und aufgehoben werden muss“, sagt Olsi Nika, Geschäftsführer von EcoAlbania.
„Es ist traurig zu sehen, dass die Baustelle des internationalen Flughafens Vlora zu einer Zerstörungsstätte für Vjosa-Narta wird. Der Flughafen allein wird schon zerstörerisch genug sein, aber was damit einhergeht, ist noch schlimmer. Die Regierung schafft einen gefährlichen Präzedenzfall: dass die Transport- und Tourismusinfrastruktur über geschützte Gebiete gestellt wird. Die Erklärung der Berner Konvention sollte als Hilfe für die albanischen Behörden betrachtet werden, die nun die Chance haben, einen Schritt zurückzutreten und nationale Gesetze und internationale Abkommen zu respektieren“, betont Zydion Vorpsi (PPNEA).
„Die albanische Regierung hat sich erneut über die Berner Konvention hinweggesetzt, obwohl sie Vertragspartei der Konvention ist. Wir haben eine einfache Bitte: Die albanische Regierung und die zuständigen Behörden sollen sich an die Rechtsstaatlichkeit halten und aufhören, den Rechtsrahmen zu verbiegen, wie sie es mit den Änderungen des Gesetzes über Schutzgebiete getan haben – Änderungen, die dem eigentlichen Zweck des Gesetzes, dem Schutz der Natur, zuwiderlaufen“, erklärt Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei EuroNatur.
Hintergrundinformationen:
- Das Vjosa-Narta-Schutzgebiet ist eines der wichtigsten Ökosysteme Albaniens, das zweitwichtigste Feuchtgebiet Albaniens und Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet ist über das Jahr verteilt Lebensraum für mehr als 220 Vogelarten und hat eine überregionale Bedeutung für die Adria-Zugroute. Die Vjosa wurde im März 2023 zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas erklärt und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt.
- Schon mehrfach hat die Berner Konvention die albanische Regierung aufgefordert, den Bau des Flughafens Vlora einzustellen. Sie verwies auf das Schutzgebiet Vjosa-Narta und seine Umgebung als „Zufluchtsort für Zugvögel, Wasservögel und andere seltene Arten, die an Land brüten (...) und [dass sich die Mitglieder des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention] der vorhersehbaren ökologischen Auswirkungen des Flughafenprojekts auf diesen einzigartigen Naturschatz bewusst sind.“ Auch das Europäische Parlament und die Europäische Kommission haben den Bau des Flughafens in der Vergangenheit scharf kritisiert und die albanische Regierung aufgefordert, dieses umweltschädliche Projekt zu stoppen.
- Mehr Informationen zum Fall des Flughafens Vlora und darüber hinaus finden Sie im aktuellen Biodiversitätsbericht von EuroNatur
Rückfragen:
Anja Arning, EuroNatur; E-Mail: anja.arning(at)euronatur.org, Tel.: +49 7732 9272 13
Besjana Guri, EcoAlbania; E-Mail: b.guri(at)ecoalbania.org, Tel.: +35 5692 9542 14
Zydjon Vorpsi, PPNEA; E-Mail: z.vorpsi(at)ppnea.org, Tel.: +35 5698 6949 05
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