Steckbrief Luchs (Lynx lynx)

Luchs bei Tageslicht auf Fels
© Christof Wermter

Wo leben Luchse?

Hier leben Luchse in Europa
Urwald

Bevorzugter Luchslebensraum: Wo es noch wilde, unzerschnittene Wälder gibt (wie hier in den rumänischen Karpaten), fühlen sich Luchse wohl.

© Matthias Schickhofer/EuroNatur

Der Eurasische Luchs hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet, das sich von Westeuropa bis nach Zentralasien erstreckt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Luchses ist im Lauf der letzten Jahrhunderte allerdings stark geschrumpft. In Mitteleuropa haben nur Restpopulationen die Verfolgung durch den Menschen überlebt. Größere Bestände gibt es noch in den baltischen und skandinavischen Ländern sowie in den Karpaten.

Eine seltene Unterart des Eurasischen Luchses ist der Balkanluchs (Lynx lynx balcanicus). Vermutlich gibt es nur noch weniger als 50 Exemplare. Damit gehört der Balkanluchs zu den seltensten Katzen der Erde. Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf den südwestlichen Balkan. Allerdings machen dem Balkanluchs dort Lebensraumzerstörung und direkte Verfolgung – auch die seiner Beutetiere – zu schaffen.

Der Lebensraum des Luchses besteht aus großen Waldgebieten, die ihm ausreichend Deckung bei der Jagd und ein großes Angebot an Beutetieren bieten. Luchse finden sich aber auch in unserer Kulturlandschaft zurecht und jagen mitunter an den Waldgrenzen zu Wiesen und Feldern. Die Katzen sind Einzelgänger und haben sehr große Reviere von bis zu mehreren hundert Quadratkilometern. Im Gegensatz zu Wölfen sind Luchse nicht sehr wanderfreudig. Lediglich die Männchen begeben sich manchmal auf größere Wanderungen. Unzerschnittene Landschaften und reichlich Nahrung sind deshalb Voraussetzung für das Überleben der Luchse.

Merkmale von Luchsen

Pinselohren vom Luchs

Der volkstümliche Begriff 'Pinselohr' für den Luchs kommt nicht von ungefähr.

© Wolf Steiger

Luchse sind mittelgroße Raubkatzen mit einer Körperlänge von 80 bis 120 Zentimetern und einer Schulterhöhe von 50 bis 70 Zentimetern. Sie erreichen ein Gewicht von 15 bis 25 Kilogramm. Besonders charakteristisch für den Luchs sind seine bis zu fünf Zentimeter langen Haarpinsel an den Ohrenspitzen. Ihretwegen wird der Luchs auch „Pinselohr“ genannt. Ebenfalls markant: der ausgeprägte Backenbart des Luchses, der wie ein Schalltrichter wirkt.

Luchse haben ein gelb-  bis rotbraunes Fell mit schwarzen Flecken. Diese Fleckung ist bei jedem Luchs individuell; Luchsforscherinnen und -forscher können die Tiere so gut auseinander halten. Kinn- und Bauchfell der Luchse sind cremeweiß gefärbt. Der typische Pfotenabdruck eines erwachsenen Luchses ist rund drei Mal größer als der einer Hauskatze. Im Durchmesser ist das runde Trittsiegel eines Luchses sechs bis neun Zentimeter groß.

Luchse können in Gefangenschaft über 20 Jahre alt werden. In der freien Wildbahn erreichen sie meist jedoch nur ein Drittel des Alters.

Was fressen Luchse?

Luchs auf einem Ast

Bei der Jagd helfen den Luchsen ihre ausgezeichneten Sinne.

© David Selbert; Pexels
Rehbock auf Wiese

In Mitteleuropa machen Rehe den Großteil der Nahrung der Luchse aus. Sie erbeuten vor allem kranke, alte und schwache Tiere.

© Filip Nasaly; Pexels

Der Luchs ist ein reiner Fleischfresser. Dabei ist er alles andere als wählerisch. Je nach Region und Beutevorkommen jagt er Paarhufer wie Rehe, Gämsen und Mufflons, aber auch junges Rotwild und Rentiere. Kleinsäuger wie Feldhasen und Kaninchen, in seltenen Fällen auch kleinere Beutegreifer, etwa Füchse, stehen auf der Speisekarte des Luchses. Er jagt vorwiegend am Abend, wenn auch die Beutetiere aktiv sind.

Bei der Jagd helfen dem Luchs seine ausgezeichneten Sinnesorgane. Luchse können im Dunkeln sechsmal so gut sehen wie ein Mensch; ein Kaninchen entdecken sie auf 300 Meter Entfernung. Außerdem hören sie mit ihren feinen Ohren das leiseste Rascheln. Der Luchs ist ein Überraschungsjäger, der seiner Beute nach Katzenart auflauert. Schlägt ein Überraschungsangriff fehl, wird die Beute nicht verfolgt.

Der Luchs greift das Opfer mit den Krallen der Vorderpranken und tötet es mit einem gezielten Biss in die Kehle. Hat er ein Reh oder eine Gämse gerissen und bleibt er ungestört, kehrt der Luchs mehrere Nächte zur Beute zurück, bis diese vollständig verzehrt ist. Nur die groben Knochen, der Kopf, das Fell und der Verdauungstrakt bleiben übrig. Ein Luchs braucht pro Woche ungefähr ein Reh oder eine Gämse, das heißt rund 60 Tiere pro Jahr.

Fortpflanzung und Sozialverhalten von Luchsen

zwei Luchse schmusen

Ein sehr seltener Anblick bei Luchsen, die außerhalb der Paarungszeit überzeugte Einzelgänger sind.

© Raischmi; Wikimedia Commons

Im Februar und März ist Paarungszeit (Ranzzeit) bei den Luchsen. Die lauten Partnerrufe sind während dieser Zeit manchmal weithin zu hören und klingen ähnlich wie das Bellen von Füchsen und Rehen. Außerhalb dieser Phase gehen sich Männchen (Kuder) und Weibchen aus dem Weg.

Das Weibchen bringt nach ungefähr 70 Tagen Tragzeit zwischen Ende Mai und Mitte Juni ihre Jungen an einem geschützten Ort zur Welt. Ein Wurf besteht aus einem bis zu vier Jungen, die das Luchsweibchen alleine aufzieht. 4,5 bis 6 Monate werden sie gesäugt und dann allmählich vom Alttier zum Fressen an Risse herangeführt. Nach 9 bis 10 Monaten können die jungen Luchse selbständig jagen. Sie bleiben noch bis zum nächsten Frühling bei ihrer Mutter. Danach suchen sich die Jungtiere eigene Territorien.

Sind Luchse gefährdet?

ökologische Querungshilfe

Grünbrücken wie diese in Estland sind besonders für Luchskuder überlebenswichtig, um neue Gebiete zu erobern und so einer genetischen Armut vorzubeugen.

© Sillerkiil; Wikimedia Commons
Balkanluchs im Restaurant von Elbasan

Luchse werden hierzulande, aber auch anderswo immer wieder Opfer von Wilderei. Besonders dramatisch ist die Situation beim Balkanluchs. In Albanien werden geschossene Tiere mitunter noch immer ausgestopft und in Restaurants ausgestellt.

© PPNEA

Die größte Bedrohung für die „Pinselohren“ ist der Mensch, der durch direkte Verfolgung und durch die Zerstörung des Lebensraumes den Luchs gefährdet. Nachdem der Luchs seit Beginn des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas ausgerottet wurde, wird die Katze seit 1970 in mehreren Ländern wieder angesiedelt.

In Deutschland gibt es Luchsvorkommen mit Nachwuchs derzeit nur im Harz, im Bayerischen Wald sowie im Pfälzerwald. In anderen Teilen der Bundesrepublik werden immer wieder Einzeltiere gesichtet, bzw. haben sich territorial angesiedelt, so auch am Bodensee. Hierbei handelt es sich meist um junge Männchen auf der Suche nach einer Partnerin. Für die meisten Gebiete in Deutschland ist nicht zu erwarten, dass die wenig wanderfreudige Art selbständig zurückkehrt. Ohne die Unterstützung des Menschen werden die Luchse Deutschland langfristig nicht als Lebensraum zurückerobern können.

Die Population des Balkanluchses umfasst heute vermutlich nur noch weniger als 50 Tiere. Damit bildet diese Unterart des Eurasischen Luchses die am stärksten gefährdete Luchspopulation unseres Kontinents. 

In Europa ist der Luchs durch das Washingtoner Artenschutzabkommen, die Berner Konvention sowie die FFH-Richtlinie geschützt. Dennoch werden immer wieder einzelne Luchse illegal erlegt. Insbesondere Schafhalter sorgen sich um ihre Tiere und Jäger fürchten um den Wildbestand in ihren Revieren. In manchen Regionen des Balkans sind erlegte Luchse eine begehrte Trophäe.

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