EuroNatur: "Umweltpolitik lässt sich nicht mit Sandsäcken umsetzen."
Presseinformation vom 31. März 2006
Stuttgart. Die jetzt an Elbe, Oder und Donau steigenden Flusspegel und die damit verbundene Bedrohung von Wohn- und Gewerbesiedlungen müssen nach Ansicht der internationalen Umweltstiftung EuroNatur endlich Anlass für ein konsequentes Umdenken in der Umweltpolitik und im Gewässermanagement sein. Weil durch die Klimaschwankungen nach übereinstimmender Auffassung der meisten Wissenschaftler häufiger mit Wetterextremen gerechnet werden muss, müsse alles getan werden, um die natürliche Rückhaltefunktion und Speicherfähigkeit der Talauen bis hinein in die kleinsten Seitentäler wieder herzustellen, fordert EuroNatur-Präsident Claus-Peter Hutter. "Mit Sandsäcken und alljährlichem Aktionismus lässt sich Umweltpolitik nicht umsetzen", so Hutter. Zwar seien in Deutschland vielerorts Überschwemmungsgebiete ausgewiesen und Hochwasserschutzpläne erstellt worden, dennoch habe die Bodenversiegelung und die Inanspruchnahme von Talräumen für Siedlungen weiter zugenommen, kritisiert die Umweltstiftung. Viele Probleme seien deshalb hausgemacht. Besonders kritisieren die Umweltschützer solche Städte und Gemeinden, die entgegen besserem Wissen noch immer Einzelfallentscheidungen für die Bebauung und gegen den Hochwasser- und Gewässerschutz treffen. Solche kommunalen Entscheidungsträger erweisen ihren Bürgern vor Ort wie auch den gesamten Steuerzahlern einen Bärendienst, weil letztlich Versicherungsprämien stiegen und spätere Schutzmaßnahmen immer teurer würden.
Die Orientierung an natürlichen Gegebenheiten und der Respekt vor ökologischen Erfordernissen seien immer noch der effektivste und billigste Hochwasserschutz. EuroNatur fordert die konsequente Renaturierung auch kleiner Bachläufe, die Einhaltung der vielfach ignorierten Abstandsvorschriften von Ackerflächen durch die Landwirtschaft, die weitere Ausweisung von Überschwemmungsgebieten und vor allem die Förderung einer Landwirtschaft, welche durch Grünlandbewirtschaftung zum Schutz vor Bodenerosion beitrage. Der Schlamm, welcher mit den Hochwasserfluten verheerende Vermögensschäden verursache, komme ja nicht von ungefähr, sondern werde gerade auch auf intensiv bewirtschafteten Ackerflächen – etwa Maisäckern – abgeschwemmt. Deshalb müssten die Chancen der europäischen Agrarreform genutzt werden und es müsse eine stärkere Hinwendung zur umweltfreundlichen und für den vorbeugenden Hochwasserschutz so wichtigen Grünlandwirtschaft erfolgen.
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