Trotz ständigen Drucks seitens nationaler und internationaler NGOs hält die albanische Regierung am Bau eines Großflughafens bei Vlora fest – mitten in der Narta-Lagune, einem bedeutenden Rastgebiet für Zugvögel. Zivilgesellschaftliche Organisationen sowie albanische Umweltexperten kritisieren die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Bauprojekt scharf.
Kürzlich wurde der Bericht über die UVP für das geplante Flughafenprojekt veröffentlicht. Eine vorläufige Analyse, die von Expertinnen und Experten nationaler Umweltorganisationen und Wissenschaftlern der wichtigsten Forschungseinrichtungen des Landes durchgeführt wurde, ergab, dass die UVP eklatante Mängel aufweist. Sie sei tendenziös und wurde "absichtlich" zugunsten des Baus des Flughafens innerhalb der geschützten Landschaft Vjosa-Narta erstellt.
Zu den wichtigsten Aspekten, auf die die Umweltverträglichkeitsprüfung nicht eingeht, gehören folgende Punkte:
- Bei dem ausgewiesenen Gebiet handelt es sich um ein national und international (Emerald Network) anerkanntes Naturschutzgebiet. Der Bau des Flughafens könnte Sanktionen der Berner Konventionen nach sich ziehen.
- Bei der Entscheidungsfindung wurde es versäumt, internationale Expertinnen und Experten miteinzubeziehen, denen es bei einem Projekt dieser Größenordnung hätte offen stehen müssen. Es ist davon auszugehen, dass die Entscheidung eine internationale Reaktion hervorruft, die sich negativ auf andere nationale Prioritäten Albaniens auswirken könnte. Für einen Beitritt zur EU, sei der Flughafenbau im Schutzgebiet kein gutes Signal.
- Naturkatastrophen, wie zum Beispiel Überschwemmungen, wurden in der UVP nicht berücksichtigt. Nach Prognosen der Europäischen Klimaagentur besteht in dem Gebiet, in dem der Flughafen gebaut werden soll, bis 2050 ein hohes Überschwemmungsrisiko.
Weitere Hinweise auf die vielen Ungenauigkeiten im Bericht der Umweltverträglichkeitsprüfung finden sich in diesem ausführlichen Dokument. Ein breites Bündnis albanischer NGOs fordert die zuständigen Behörden auf, in einen konstruktiven Dialog zur Zukunft der Narta-Lagune zu treten und von dem Projekt Abstand zu nehmen. EuroNatur unterstützt ihre Partner in Albanien bei dem Vorhaben.