Wasserkraft-Tsunami auf dem Balkan

Neue Erhebung belegt: Europas Wasserschatz wird geplündert ++ Auf dem Balkan sind 187 Wasserkraftwerke im Bau und 2.800 geplant ++ Viele Nationalparks und Natura 2000 Gebiete betroffen

Karte der geplanten Wasserkraftwerke auf dem Balkan

Praktisch jeder Fluss und jeder Bach auf dem Balkan soll aufgestaut, abgeleitet oder in Rohre gezwängt werden - annäherend 3000 Wasserkraftprojekte sind geplant, bzw. schon im Bau.

© FLUVIUS / EuroNatur / Riverwatch
Baustelle für Kraftwerk an der Valbona in Albanien

So auch an der Valbona im Norden Albaniens - mitten im Nationalpark.

© Mirjan Aliaj
Kraftwerksbau an der Sana in Bosnien-Herzegowina

Baustelle an der Sana in Bosnien-Herzegowina: Hier baut die KELAG, ein österreichisch-deutsches Unternehmen und gefährdet damit den Huchen, eine global bedrohte Fischart.

© Matic Oblak

Wien, Radolfzell. Eine aktuelle Untersuchung macht das Ausmaß der Bedrohung für Europas letzte bedeutende Wildflüsse deutlich: Zwischen Slowenien und Griechenland sind 2.800 Wasserkraftwerke geplant und 187 derzeit im Bau. Davon liegen mehr als 1.000 (37 Prozent) in hochrangigen Schutzgebieten, 118 in Nationalparks und 547 in Natura 2000 Gebieten. Die übrigen befinden sich ebenfalls in nationalen Schutzgebieten. Seit 2015 sind auf dem Balkan 160 bis 180 Wasserkraftwerke gebaut worden, so die Ergebnisse der Untersuchung von Riverwatch und EuroNatur. Die Geschwindigkeit der Flusszerstörung nimmt zu. Alle zwei Jahre werden im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ die Wasserkraftwerke und -projekte am Balkan analysiert. Erhoben wurden die Daten von Fluvius.

„Unsere Warnungen bestätigen sich: Europas Wasserschatz wird geplündert. Ohne Rücksicht auf Schutzgebiete, Menschen und bedrohte Arten werden die Flüsse am Balkan zerstört, ihr Wasser abgeleitet und ganze Landschaften trockengelegt“, so Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

„Die wesentlichen Ursachen für diese Wasserkraft-Welle sind Korruption, die Oberflächlichkeit vieler internationaler Finanzinstitute und falsch verstandener Klimaschutz. Das muss aufhören, ansonsten erleidet das Blaue Herz Europas einen Infarkt“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

Die Resultate der Untersuchung
Der Vergleich mit der letzten Erhebung von 2015 zeigt:
• Die Geschwindigkeit beim Bau neuer Wasserkraftwerke nimmt zu. Derzeit sind auf dem Balkan 187 im Bau, 2015 waren es "nur" 61.
• Hotspots der derzeitigen Flusszerstörung sind Albanien (81 im Bau), Serbien (30), Mazedonien (22) und Bosnien und Herzegowina (19).
• In den vergangenen zwei Jahren sind 160 bis 180 Anlagen fertiggestellt worden.
• 91 Prozent der im Bau befindlichen Anlagen haben eine geplante installierte Leistung von unter 10 Megawatt (MW) und erfordern deshalb keine Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ ist eine gemeinsame Initiative von EuroNatur und Riverwatch. Zusammen mit Partnern aus den Balkanstaaten versuchen wir, die wertvollsten Flüsse Europas vor der Zerstörung durch tausende geplante Wasserkraftwerke zu stoppen.

Rückfragen
Ulrich Eichelmann - Riverwatch - ulrich.eichelmann(at)riverwatch.eu - 0043 676 6621512
Anja Arning – EuroNatur – anja.arning(at)euronatur.org – 0049 7732 927213

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