Vom Wildstorch zum Haustier?

Wer in Deutschland jetzt noch Weißstörchen begegnet, fragt sich vermutlich, wovon sich die großen Vögel um diese Jahreszeit ernähren. Die wilden Störche sind längst in Richtung Süden gezogen, um dort den Winter zu verbringen. Müssen die hier überwinternden Tiere vom Menschen gefüttert werden?

Fliegender Storch
© Martin Schneider-Jacoby

„Die Fütterung von Störchen ist in Frankreich, den Niederlanden und leider auch an wenigen Plätzen in Deutschland vor allem während der Wintermonate immer noch gängige Praxis. Dies hat für die Störche gravierende negative Folgen“, weiß EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby.


Fütterung mit negativen Folgen

Gefütterte Tiere geben ihr Zugverhalten auf und auch der Nachwuchs bleibt oft das ganze Jahr über im Brutgebiet. Außerdem besetzen die gefütterten Überwinterer frühzeitig die besten Brutplätze und machen diese den wilden Zugstörchen streitig. In Baden-Württemberg überwinternde Störche haben nachweislich einen schlechteren Bruterfolg als ihre ziehenden Artgenossen. Damit nehmen die Hiergebliebenen den heimkehrenden Storchenpaaren nach dem Winter nicht nur die Brutplätze weg, sondern produzieren auch noch weniger Nachwuchs.  Und damit nicht genug: Ziehende Störche werden von den Fütterungen angelockt und fliegen daraufhin ebenfalls nicht mehr in ihre Winterquartiere. Mit dem Effekt, dass sich Wildstörche in Haustiere verwandeln, die am Futterkasten stehen und auf Nahrung warten.

„Viele Befürworter der Fütterungen argumentieren, dass Störche nur so den Winter überleben. Das stimmt aber nicht. Ganz im Gegenteil: Die Störche kommen sehr gut ohne Fütterung zurecht“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby. Das beste Beispiel ist Altreu in der Schweiz, das EuroNatur im Jahr 2008 als Europäisches Storchendorf ausgezeichnet hat. Das Dorf zeigt vorbildlich, dass es auch in intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften möglich ist, Lebensräume für die Störche zurückzuerobern. Fütterungen sind dort völlig überflüssig.

 

Wiesen und Weiden statt Futterkästen

Um den Weißstorch zu schützen, ist es unerlässlich die Fütterungen einzustellen. Stattdessen muss der Lebensraumschutz als Grundlage für das Überleben der Störche in der Kulturlandschaft dringend weiter vorangetrieben werden. Es müssen dringend Wiesen und Weiden erhalten und geschaffen werden, die den Störchen ausreichend Lebensraum bieten.

EuroNatur macht sich seit Jahren intensiv für den Schutz von Weißstörchen und ihren Lebensräumen in Europa stark und fördert - etwa mit der Auszeichnung der "Europäischen Storchendörfer" - positive Ansätze im Storchenschutz.

Lesen Sie mehr im Faltblatt „Wo Störche Ehrenbürger sind“ (pdf-Datei, 248 kb). Hier erfahren Sie auch, wie Sie EuroNatur beim Schutz der Weißstörche in Europa unterstützen können.

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