Verbände-Allianz legt konkrete Vorschläge für künftige EU-Agrarpolitik vor
Presseinformation vom 25. Mai 2012
Radolfzell. Ein breites Bündnis von Verbänden aus Landwirtschaft und Naturschutz fordert die EU-Kommission und die Politiker der EU-Mitgliedsstaaten auf, die Berglandwirtschaft in der künftigen EU-Agrarpolitik stärker zu fördern und gezielt zu unterstützen. „Die Berglandwirtschaft ist das Rückgrat der Bergregionen. Mit der Pflege von extensiven Bergwiesen und -weiden erhalten die Bergbauern eine unserer wertvollsten und artenreichsten Kulturlandschaften. Die von der EU-Kommission vorgelegten Gesetzesvorschläge für die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 werden den Erfordernissen der Berglandwirtschaft jedoch bei weitem nicht gerecht. Hier gilt es dringend nachzubessern“, kritisiert Lutz Ribbe, naturschutzpolitischer Direktor der EuroNatur Stiftung. In ihrem heute veröffentlichten Positionspapier zeigt die von EuroNatur koordinierte „Allianz für Naturschutz und Landwirtschaft in den Alpen“ konkrete Verbesserungsvorschläge auf.
Die bisherige Verteilung der EU-Agrarsubventionen benachteiligt die Bergbauern deutlich. So erhalten Grünlandflächen in den meisten Mitgliedsstaaten nach wie vor weniger Direktzahlungen als Ackerflächen. Da die Fördergelder zudem rein nach Fläche ausgezahlt werden, erhalten die großen Betriebe auch die größten Förderbeträge. Der zumeist sehr hohe Arbeitsaufwand der Bergbauernbetriebe wird hingegen bislang nicht honoriert. „Ein Zusammenspiel aus viel Arbeit, geringem Einkommen und steigenden Erzeugerpreisen führt dazu, dass gerade in den schwer zu bewirtschaftenden Hanglagen der Bergregionen immer mehr Betriebe auf der Strecke bleiben“, sagt Lutz Ribbe. Mit dieser Entwicklung gerät auch die hohe Biodiversität der alpinen Kulturlandschaft in Gefahr. Denn wo die Bergbauern die extensive Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden aufgeben, wachsen die wertvollen Offenlebensräume rasch zu. Die verbleibenden Betriebe konzentrieren sich zunehmend auf die Flächen in den zugänglicheren Lagen und bewirtschaften diese zum Teil unter hohem Einsatz von Maschinen und Düngemitteln.
„Um die hohe Biodiversität der Alpen und anderer Bergregionen Europas wiederherzustellen und langfristig zu erhalten, bedarf es eines differenzierteren Fördersystems“, sagt EuroNatur-Projektleiterin Anne Katrin Heinrichs. In ihrem Positionspapier fordern die Verbände unter anderem, dass die künftige Agrarpolitik den Arbeitseinsatz der Landwirte viel stärker berücksichtigt. Zudem sollen die Mittel konsequent an Naturschutzziele gebunden und extensives Grünland als typisches Element der alpinen Kulturlandschaft erhalten und gefördert werden. Bei der Umsetzung dieser Ziele kommt auch den EU-Mitgliedsstaaten eine hohe Verantwortung zu. „Die Verwaltungen auf nationaler und regionaler Ebene haben große Spielräume bei der Umsetzung der Vorgaben aus Brüssel. Wir fordern daher alle Mitgliedsstaaten auf, diese Spielräume für eine zukunftsfähige Berglandwirtschaft voll auszuschöpfen und eigene, auf ihre Bergregionen zugeschnitte Berglandwirtschaftsprogramme aufzulegen“, sagt Anne Katrin Heinrichs.
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