Das Büro der Berner Konvention hat kürzlich eine weitere Beschwerde angenommen und die albanischen Behörden aufgefordert, keine Projekte zu entwickeln, die sich negativ auf Lebensräume und Arten auswirken könnten.
Der Skavica-Staudamm steht bereits seit über zwei Jahren in Albanien und darüber hinaus in der Kritik. Örtliche Gemeinden protestieren gegen die geplante Überflutung von 41 Dörfern im Dibra-Tal und den Verlust ihrer Lebensgrundlage.
Und während die von Bechtel erstellte Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung des Staudamms noch immer nicht veröffentlicht wurde, erfährt das Projekt weiter Gegenwind: Die Berner Konvention zum Schutz der wildlebenden Pflanzen und Tiere in Europa und ihrer natürlichen Lebensräume hat beschlossen, eine neue Beschwerde anzunehmen[CS1] , die vom Earth Law Center – USA & Earth Thrive – UK im Namen mehrerer albanischer Organisationen eingereicht wurde, der Opposition to Skavica Dam-OSD, der Group of Rural Activists of Dibra-GARD, der North Green Association und der GLV Integrimi.
Das Büro der Konvention ist in ihrem Bericht, der diesen Monat veröffentlicht wurde,
‚besorgt über die Pläne zum Ausbau des Skavica-Wasserkraftwerks am Schwarzen Drin, die einen möglichen Anwärter für das Emerald Network sowie zahlreiche geschützte Arten aus den Anhängen und Beschlüssen der Konvention beeinträchtigen könnten, insbesondere den vom Aussterben bedrohten Balkanluchs und seine Wanderwege. ’
Die Entscheidung des Büros ist sehr wichtig, denn sie sendet ein klares Signal an Förderinstitutionen und Geschäftsbanken, dass das Skavica-Projekt eine höchst riskante Investition darstellt. Die US Development Finance Corporation, UK Export Finance und die HSBC wurden von der albanischen Regierung als mögliche Geldgeber für die ständig steigenden Kosten des Staudamms genannt, auch wenn dies bislang keiner von ihnen bestätigt hat.
Neben den sozialen Auswirkungen könnte das Skavica-Projekt zum Aussterben einer der seltensten Katzen Europas führen, indem es die letzten beiden sich fortpflanzenden Populationskerne des Balkanluchses im Mavrovo Nationalpark (Nordmazedonien) und in Munella (Albanien) vollständig voneinander isolieren würde. Der Damm würde auf dem einzigen Korridor liegen, der die beiden Luchspopulationen miteinander verbindet.
Interessanterweise ist, wie das Büro betont,
‚Albanien einer der Hauptbefürworter für die Aufnahme des Balkanluchses als streng geschützte Art in die Anhänge des Übereinkommens über wandernde Tierarten, dabei scheint dieses Projekt der Absicht und der Arbeit des ‚Balkan Lynx Recovery Programme‘ eindeutig zu widersprechen.‘
Das Ziel des Programms ist die Wiederherstellung einer überlebensfähigen Population des Balkanluchses durch Verringerung der Hauptbedrohungen: das illegale Töten von Luchsen und Beutetieren, Lebensraumverlust und -zerstückelung sowie nicht nachhaltige Jagd- und Forstwirtschaft.
Mit weniger als 30 verbleibenden Balkanluchsen in freier Wildbahn würde jede weitere Isolation der Populationen zur Inzucht, verringerter genetischer Diversität und einem gesteigerten Risiko von illegalen Tötungen führen. Außerdem würde der Dammbau zu einem Lebensraumverlust führen.
Nicht zuletzt befürwortet das Büro, dass der Schwarze Drin im Rahmen des Emerald Network , dem 1989 vom Europarat eingerichteten Netz von Gebieten von besonderem Schutzinteresse, geschützt werden sollte, um das langfristige Überleben von Arten und Lebensräumen von europäischer Bedeutung sicherzustellen.
Der Oberlauf des Schwarzen Drin, der letzte frei fließende Teil des Drin, wurde von Wissenschaftlern und NGOs als einer der 88 vorrangingen Flussabschnitte vorgeschlagen, die in das Smaragdnetz des westlichen Balkans aufgenommen werden sollten. Die Liste der Flüsse stammt vom ‚Emerald Green’ Seminar, das im Dezember 2022 vom CEE Bankwatch Network organisiert wurde und bei dem die Teilnehmer wissenschaftliche Daten über Fischarten und Lebensräume bereitgestellt haben.
Die vorläufigen Ergebnisse der Berner Konvention sind eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Albanien nicht länger auf das Skavica-Kraftwerk fokussieren sollte. Stattdessen sollte es den Oberlauf des Schwarzen Drin schützen und sich darauf konzentrieren, seine übermäßige Abhängigkeit von klimaschädlicher Wasserkraft zu beenden. Umsichtig positionierte Solar- und Windenergieanlagen sowie der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen und Solarthermie für Heizzwecke können dem Land helfen, sich zu diversifizieren, ohne auf fossile Brennstoffe für die Strom- und Wärmeerzeugung zurückgreifen zu müssen.