6. Pan-Europäische Grüne Band Konferenz: Appell für die Erhaltung des Mavrovo-Nationalparks
Umfassendes Arbeitsprogramm zur Stärkung der Initiative Grünes Band Europa beschlossen
Vereinbarung zwischen Finnland, Russland und Norwegen ist modellhaft
Presseinformation vom 6. Juli 2012
Radolfzell/Nürnberg/Mavrovo. Die 6. Pan-Europäische Konferenz zum Grünen Band Europa im Mavrovo-Nationalpark (FYR Mazedonien) ist mit einem Appell für die Erhaltung und den Schutz der im Schatten des früheren Eisernen Vorhangs bewahrten Naturschätze zu Ende gegangen. Das Grüne Band Europa ist mit einer Gesamtlänge von 12.500 Kilometern ein europaweiter Lebensraumverbund, der für viele Pflanzen- und Tierarten einen Rückzugsraum von unschätzbarem Wert darstellt.
„Die bedeutenden Naturschätze am Grünen Band langfristig durch die Ausweisung von Nationalparken und Naturschutzgebieten zu schützen, ist eine vordringliche Aufgabe des Naturschutzes in Europa. Wir appellieren an alle Regierungen der Länder am Grünen Band Europa, diese wichtigen Teile des europäischen Naturerbes zu sichern. Große und naturzerstörende Infrastrukturprojekte, die den europaweiten Lebensraumverbund zerschneiden und gefährden, dürfen nicht genehmigt werden“, forderte Christel Schroeder, Präsidentin der EuroNatur Stiftung, im Verlauf der Konferenz.
Besonders kritisiert haben die rund 100 Konferenzteilnehmer aus 21 Ländern entlang des Grünen Bandes Europa die Gefährdung des Mavrovo-Nationalparks. Hier sollen mitten im Nationalpark zwei große, von der Weltbank und der EBRD finanzierte Wasserkraftwerke, gebaut werden. Hinzu kommen noch zahlreiche weitere kleine Wasserkraftwerke, die den gesamten Nationalpark, der bisher aufgrund seiner unerschlossenen und großflächigen Wälder zu den grünen Perlen am Grünen Band zählt, mit einem Netz an Zufahrtsstraßen überziehen würden.
Kai Frobel, Vertreter des BUND, appellierte an den mazedonischen Umweltminister Ademi, der die Konferenz eröffnete, die Natur im Mavrovo-Nationalpark zu erhalten. Für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen sollte im sonnenreichen Mazedonien vor allem die Photovoltaik und nicht die Wasserkraft in Nationalparken oder anderen sensiblen Bereichen genutzt werden.
Die Naturschutzstiftung EuroNatur und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ziehen als Organisatoren der 6. Pan-Europäischen Konferenz zum Grünen Band Europa ein positives Fazit. Die Konferenz ist ein Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Entwicklung einer schlagkräftigen Bewegung zum Schutz des Grünen Bands in Europa. Finanziell unterstützt wurde die Konferenz vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Dr. Uwe Riecken, zuständiger Abteilungsleiter beim Bundesamt für Naturschutz, betonte die Unterstützung der Initiative Grünes Band Europa durch die aktuelle Bundesregierung: „In der aktuellen Koalitionsvereinbarung wird ausdrücklich das Ziel formuliert, neben der Sicherung des deutschen Grünen Bandes auch die europäische Initiative zu stärken. Dies gibt dem Grünen Band Europa eine starke politische Rückendeckung.“
Besonders hervorzuheben ist die neue Entwicklung im nördlichsten Abschnitt des Grünen Bandes Europa. Die Regierungen von Finnland, Russland und Norwegen haben ein Memorandum of Understanding unterschrieben, in dem sie sich gegenseitig verpflichten, beim Schutz des Grünen Bandes Europa zusammen zu arbeiten. Diese Vereinbarung ist als Modell für die anderen Abschnitte am Grünen Band Europa anzusehen.
Einen großen Erfolg kann die Initiative Grünes Band Europa auch am südlichsten Ende des Grünen Bands, in Bulgarien, verbuchen. Im Naturpark Strandja wurde nach Bürgerprotesten und auf Grund des intensiven Engagements unserer bulgarischen Partner Organisation Bulgarian Biodiversity Foundation eine illegale Hotelanlage, unmittelbar am Schwarzen Meer gelegen, wieder abgerissen.
Im Detail haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz folgendes vereinbart:
- Bisher wurde das Grüne Band Europa in drei Abschnitte unterteilt. Die Konferenz hat nun bestätigt, dass die Koordination des Grünen Bandes künftig in vier Abschnitten erfolgen wird:
a) Fennoskandisches Grünes Band (der nördliche Teil mit Norwegen, Finnland und Russland)
b) Baltische Grünes Band (das Gebiet entlang der Ostseeküste)
c) Zentraleuropäisches Grünes Band (von der Ostseeküste bis an die Drau)
d) Grünes Band Balkan (von der Drau bis an die Ägäis und das Schwarze Meer)
- Bestätigt hat die Konferenz zudem eine neue Koordinationsstruktur für die gesamte Initiative. Für jeden der vier Abschnitte bestimmen die Akteure am dortigen Grünen Band im Konsensprinzip einen Regionalkoordinator. Die Regierungen der Länder am Grünen Band Europa bestimmen jeweils einen National Focal Point. Aktive NGOs die sich für den Schutz des Grünen Bands einsetzen, werden als Partner des Grünen Bands bezeichnet.
- Die Regionalkoordinatoren haben die Aufgabe, die Aktivitäten in ihrem Abschnitt zu koordinieren.
- Die Gesamtkoordination der Initiative Grünes Band Europa übernimmt eine Lenkungsgruppe (Coordination Group), die sich mindestens zweimal im Jahr trifft und aus 12 Personen besteht. Vertreten ist jeweils der Regionalkoordinator, ein ausgewählter National Focal Point und eine Partner-NGO je Abschnitt. IUCN ist ebenfalls Mitglied der Lenkungsgruppe und unterstützt die Initiative Grünes Band Europa.
- Die Initiative Grünes Band Europa soll stärker formalisiert werden. Es sollen die Möglichkeiten für die Gründung eines Vereins und einer Stiftung ausgelotet werden.
- Das von allen geteilte Ziel, die Initiative europaweit, aber auch in den vier Regionen, professionell zu koordinieren, erfordert eine mittel- und langfristige finanzielle Absicherung der Aufgaben der Lenkungsgruppe und der Regionalkoordinatoren.
- Es wird angestrebt, die politische Unterstützung für die Initiative Grünes Band Europa zu verstärken. Die Länder am Grünen Band Europa werden aufgefordert ein Memorandum for Understanding zu unterzeichnen.
Hintergrundinformationen:
Die Initiative Grünes Band Europa hat sich das Ziel gesetzt, den einstigen Eisernen Vorhang, der Europa über Jahrzehnte trennte, als einen europaweiten Lebensraumverbund auf einer Länge von 12.500 Kilometern zu erhalten und zu entwickeln. Lesen Sie hier mehr. Mehr Informationen unter www.euronatur.org/Gruenes-Band-Europa.1054.0.html und www.europeangreenbelt.org
Rückfragen:
EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 0, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org,
Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer
BUND-Projektbüro Grünes Band, Hessestr. 4, 90443 Nürnberg, Tel.: 0911 – 575294-10, E-Mail: gruenesband@bund-naturschutz.de, Internet: www.gruenesband.info, Ansprechpartnerin: Dr. Liana Geidezis.