Morde in Rumäniens Urwäldern erschüttern die Öffentlichkeit

EuroNatur und Agent Green: Rumänien muss den Kampf gegen Mafia und Korruption im Forstsektor intensivieren

Riesige gefällte Baumstämme mit Forstfahrzeug

Mit riesigen Erntemaschinen wird das Holz aus den rumänischen Urwäldern entnommen. Die Strukturen dahinter sind oftmals mafiös.

© Matthias Schickhofer/EuroNatur

In Rumänien nehmen Verbrechen in den Wäldern und sogar Gewalt gegen Behördenvertreter und Naturschützer zu. Die jüngsten Vorfälle, bei denen - innerhalb von nur vier Wochen - zwei Waldarbeiter (Förster/Ranger) getötet wurden, zeichnen ein schockierendes Bild der Ausbreitung von Kriminalität im rumänischen Forstsektor: Illegaler Holzeinschlag und kriminelle Praktiken, einschließlich mafiöser Drohungen gegen Behörden und Nichtregierungsorganisationen, und zuletzt die Morde zeigen das Ausmaß der Problematik. Daher fordern EuroNatur und ihre rumänische Partnerorganisation Agent Green die neue rumänische Regierung nachdrücklich auf, den Kampf gegen illegalen Holzeinschlag und Korruption als oberste Priorität zu behandeln.

Offizielle Quellen belegen die weit verbreiteten kriminellen Praktiken im rumänischen Forstsektor: Laut durchgesickerter Informationen aus dem noch nicht vollständig veröffentlichten zweiten nationalen Waldinventar basiert mehr als die Hälfte der 38 Millionen Kubikmeter jährlichen Holzernte in Rumänien auf nicht genehmigten Managementplänen. Diese große Zahl illegaler Holzeinschläge impliziert, dass gesetzeswidrige Praktiken in Verbindung mit Korruption im ganzen Land und auf allen Ebenen des Forstsektors allgegenwärtig sind, von Waldarbeitern über die Polizei bis hin zu hochrangigen Beamten in Bukarest.

„Wir möchten den Familien von Raducu Gorcioaia und Liviu Pop unser tief empfundenes Beileid aussprechen. Diese tragischen Fälle sind nur die Spitze eines riesigen Eisbergs aus Korruption, illegalen Holzeinschlägen, Bedrohungen im Mafia-Stil und anderen Verbrechen im rumänischen Forstsektor. Europa muss mehr Aufmerksamkeit auf die Zerstörung dieses großen europäischen Naturschatzes in Rumänien lenken, der in seiner Bedeutung für den Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt das europäische Pendant zum Amazonas-Regenwald in Südamerika bildet. Rumänien muss dringend und konsequent gegen Mafia-Netzwerke und Korruption, vor allem im Forstsektor, vorgehen “, fordert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

„Die Flut von Angriffen auf Naturschützer, die zuletzt in den beiden Morden gipfelte, ist ungeheuerlich. Wir sind besonders wütend und besorgt darüber, dass die Mörder und Angreifer oft straffrei davonkommen. Dass passiert immer wieder. Die rumänischen Behörden haben bisher keine großen Anstrengungen unternommen, um den illegalen Holzeinschlag zu stoppen oder Waldschützer besser zu schützen. Staatliche Waldarbeiter, Journalisten und NGOs fühlen sich bedroht. Wir fordern die neue Regierung auf, umgehend dafür zu sorgen, dass die App ‚Forest Inspector' wieder voll funktionsfähig ist, und ein konzertierter nationaler Polizeieinsatz zur Bekämpfung der Waldmafia durchgeführt wird, bevor die letzten großen Ur- und Naturwälder Europas für immer verschwunden sind," sagt Gabriel Paun, Präsident von Agent Green.

Auch Gabriel Paun, der regelmäßig Nachforschungen bzgl. der Kahlschläge in Rumäniens Wäldern unternimmt, wurde bei diesen bereits mehrfach von Kriminellen angegriffen. Nun ist endlich einer dieser Fälle vor Gericht. „Die Anklage gegen die Angreifer dauerte viereinhalb Jahre. Der Angriff wurde aufgezeichnet, es gab Videomaterial, es gab viele Beweise und  die Täter waren bekannt. Trotzdem hat es solange gedauert. Die ganze Zeit über waren die Männer auf freiem Fuß und so fürchtete ich in den letzten Jahren stets um mein Leben. Ich hatte Angst, dass sie mich finden und beenden, was sie begonnen haben,“ sagt Gabriel Paun.

Unser aufrichtiges Beileid gilt den Familien und Freunden der Opfer. Sie haben ihr Leben verloren, als sie sich für die Umwelt eingesetzt haben und als sie Rumäniens Paradieswälder schützen wollten. Wir hoffen sehr, dass Förster, Ranger und Waldarbeiter in Rumänien - und anderswo – in Zukunft ohne Bedrohungen für Leib und Leben arbeiten können.

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