Mehr als ein Drittel der regionalen Fleischverarbeitungsberiebe in Bayern stehen vor dem Aus. Dass die Situation bundesweit problematisch ist, zeigen die Ergebnisse einer von EuroNatur in Zusammenarbeit mit NEULAND e.V. durchgeführten Studie. Seit dem 1. Januar 2006 gelten neue EU-Hygieneverordnungen, bei denen nun auch kleine handwerkliche Fleischereien für das eigenständige Schlachten eine EU-Zulassung benötigen. Im Gegensatz zu den früheren Vorschriften enthält das neue Regelwerk nicht mehr detaillierte Vorgaben, sondern definiert bestimmte Ziele und gibt Spielräume für die Umsetzung vor, die den handwerklichen Betrieben zu gute kommen sollen.
Eine umfangreiche Befragung von Fleischereibetrieben in sechs Bundesländern sollte aufdecken, inwiefern diese Spielräume in der Praxis im Sinne der kleinen Betriebe genutzt werden und ob es Stolpersteine gibt, die zu Problemen im Zulassungsprozess führen. In der Praxis zeigt sich, dass es große Unsicherheiten bei der Auslegung der Vorschriften gibt - sowohl von Seiten der Behörden als auch bei den Betrieben selbst. Ganz besonders in Bayern. Ein drängendes Problem, muss doch die Zulassung bis Ende 2009 erfolgen, wenn die Fleischerei weiterhin selbstständig schlachten will. Bis heute ist die Zahl der Zulassungen sehr gering, entsprechend hoch sind die zu erwartenden Schließungszahlen.
Diese Entwicklung würde auch für den Naturschutz einen herben Rückschlag bedeuten. Denn die regionale Fleischverarbeitung schafft Nachhaltigkeit bei der Herstellung regionaler Produkte und erhält Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Regionale Schlachtung mit kurzen Wegen für die Tiertransporte und die Vielfalt der Fleisch- und Wurstwaren würden ebenfalls wegfallen. Gewinner wären stattdessen große Schlachtunternehmen, die dann noch mehr den Markt beherrschen würden. EuroNatur fordert die Politik auf, die Schuld nicht in Brüssel zu suchen, sondern Anweisungen für eine verbesserte Umsetzung der Hygieneverordnung in die Praxis zu geben. Kleine Betriebe mit gutem Hygienestandard müssen dringend vor hohen Auflagen bewahrt werden.
Einladung zur gemeinsamen Pressekonferenz von EuroNatur, Neuland und dem Bund Naturschutz in Bayern (pdf-Datei, 104 kb)
Mehr zum EU-Hygieneprojekt von EuroNatur und Neuland:
Zusammenfassung (pdf-Datei, 36 kb)
Ausführliche Studie (pdf-Datei, 285 kb)