Jahresrückblick 2023

Im zurückliegenden Jahr konnten wir einen riesigen Erfolg feiern: Die Vjosa in Albanien ist Europas erster Wildfluss-Nationalpark! Solche positiven Nachrichten tun gut und geben uns die Kraft, auch an Rückschlägen nicht zu verzweifeln – von denen es in 2023 auch welche gab. Blicken Sie gemeinsam mit uns auf das vergangene Jahr zurück.

Flughafenprotest in Albanien

Protestierende gegen Vlora-Flughafen

Lautstarker Protest der Flughafengegner

© PPNEA

Das neue Jahr begann lautstark: Friedlich und kreativ protestierten Ende Januar zahlreiche Umweltschützerinnen und Flughafengegner gegen den geplanten Vlora-Flughafen in der Narta-Lagune. Das naturzerstörerische Großprojekt würde die Mündung der Vjosa massiv beeinflussen. Doch trotz zahlreicher Proteste in Albanien und wiederholter Forderungen aus dem europäischen Ausland, den Bau einzustellen, hält Albaniens Premierminister Edi Rama an den Plänen fest.

Letztlich geht es darum, den Stellenwert des Naturschutzes in Albanien und in Europa zu verteidigen.

Albanischer Naturschützer
Zydjon Vorpsi, PPNEA

Die Vjosa ist Nationalpark

Edi Rama, Ryan Gellert und Mirela Kumbaro mit der Nationalpark-Ausweisung

Patagonia-CEO Ryan Gellert, umrahmt von Albaniens Premier Edi Rama und der albanischen Umweltministerin Mirela Kumbaro, mit der Urkunde des Vjosa-Nationalparks

© Anika Konsek/EuroNatur

Der 15. März 2023 war ein historischer Tag! In einer feierlichen Zeremonie an den Ufern der Vjosa haben Edi Rama und die albanische Umwelt- und Tourismusministerin Mirela Kumbaro die Vjosa zum Wildfluss-Nationalpark erklärt. Dies ist ein riesiger Erfolg für uns und unsere Partner, die wir seit vielen Jahren auf diesen Moment hingewirkt haben. Getrübt wird die Freude allerdings durch die Flughafenpläne (s.o.). Dieser Bau hätte massive Auswirkungen auf das Delta des neu geschaffenen Nationalparks.

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Ernüchterung nach EU-Energie-Trilog

Keine Nachhaltigkeitskriterien bei der Nutzung von Wasserkraft, die weitere Anrechnung von Holzverbrennung auf Erneuerbare-Energie-Ziele: Die Ergebnisse der letzten Runde des Trilog-Verfahrens zur Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED) waren für uns extrem enttäuschend. Mit unserer Kampagne RED4Nature haben wir und unsere europäischen Partner viel Lobbyarbeit in Brüssel im Sinne einer echten, nachhaltigen Energiewende in Europa betrieben. Doch unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs konnten wir uns mit unseren Forderungen nicht durchsetzen. Es sollte nicht die einzige umweltpolitische Enttäuschung auf EU-Ebene in diesem Jahr bleiben…


Ein Vogel, der verbindet

Wenn sich Storchenschützerinnen und Gemeindevertreter aus fast ganz Europa treffen, dann fand vermutlich wieder ein Storchendorftreffen statt: diesmal vom 22. bis 25. Mai 2023. Es war das 20. Treffen in der Historie des Netzwerks der Europäischen Storchendörfer und zum ersten Mal war die Gemeinde Tykocin im Nordosten Polens Gastgeber. In unserem storchenreichen Nachbarland ragt die Gemeinde mit vielen Storchenpaaren auf kleinem Raum und einem großen Engagement zum Schutz von Meister Adebar noch einmal heraus. Ein intensiver Austausch und spannende Exkursionen prägten das 20. Storchendorftreffen.


Klage für besseren Schutz der Oder

Ein Umweltdrama wie im Sommer 2022 fand in diesem Jahr an der Oder zum Glück nicht statt. Dennoch waren die Fluss-Werte erneut kritisch, auch, weil von polnischer Seite kaum etwas unternommen wurde, um die Schadstoffeinträge zu senken. Doch auch die brandenburgische Landesregierung tut viel zu wenig dafür, dass sich die Oder 2027 in einem ökologisch guten Zustand befinden wird. So werden die Forderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie nicht erreicht. Ein Bündnis aus sieben Umweltverbänden, darunter EuroNatur, hat deshalb Klage beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gegen den Bewirtschaftungsplan Oder der Landesregierung in Potsdam eingereicht.


Erstes Wolfsrudel im Ländle

Wolfswelpe streift durchs hohe Gras

Der Wolfswelpe erkundet seine Umgebung.

© FVA

Bereits im Februar, als zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren ein weiblicher Wolf in Baden-Württemberg nachgewiesen wurde, ließ sich erahnen, dass Nachwuchs nicht lange auf sich warten lassen würde. Im Juni lieferte dann ein Fotofallenbild aus der Gemeinde Schluchsee im Schwarzwald Gewissheit: Die Aufnahme zeigte eine Fähe mit aktiven Milchdrüsen. Einige Wochen später tappten auch die jungen Wölfe selbst in die Fotofalle. Damit hat Baden-Württemberg sein erstes Wolfsrudel seit über 150 Jahren. Nahezu parallel zu dieser erfreulichen Meldung gab es leider auch unschöne Entwicklungen zum Thema Wolf. Mit irreführenden Aussagen und einer unseriösen Datenerhebung machte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Stimmung gegen den Wolf. EuroNatur und andere Naturschutzorganisationen haben mit einem offenen Brief (engl.) an die EU-Kommission reagiert.


Schwimmen für die Mönchsrobbe

Freiwasserschwimmerin weckt Interesse für die Mönchsrobbe

Die Badekappe sitzt: Dina Levačić ist bereit.

© Miroslav Lelas/None Of The Above

Die international erfolgreiche Freiwasserschwimmerin Dina Levačić nutzte ihre Bekanntheit in Kroatien, um für den Schutz der gefährdeten Mönchsrobben zu werben. Am 14. Juni schwamm sie eine acht Kilometer lange Strecke in der Adria, unter anderem auch zu einer potentiell geeigneten Wurfhöhle der Robben. „Wir müssen alles dafür tun, diese Lebensräume für die Mönchsrobbe zu schützen“, appellierte Levačić im Rahmen der Aktion.

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30 Jahre Naturschätze Europas

Krötentaxi, Kampfkaninchen, Papageitaucher-Kavalier: Die Gewinnerfotos des diesjährigen Fotowettbewerbs „Naturschätze Europas“ waren eines Jubiläums würdig. Bereits zum 30. Mal wurde der Fotowettbewerb von EuroNatur und ihren Partnern veranstaltet. Rund 3.000 Aufnahmen wurden eingereicht, die zwölf schönsten und skurrilsten können Sie hier sehen. (Tipp: Durch Klicken der Bilder erscheinen diese in voller Größe.)


Bagger buddeln für die Saline

Wenn schweres Gerät im Einsatz ist und Erde aufgewühlt und umgeschichtet wird, bedeutet das für die Natur meist nichts Gutes. Anders in diesem Fall: In der Saline Ulcinj wurden im Spätsommer 2023 aufwändige Restaurierungsmaßnahmen an Dämmen und Deichen durchgeführt, um den Wasserhaushalt des Salzgartens wieder ins Lot zu bringen. Für die salzliebenden Tier-und Pflanzenarten ist das eine sehr gute Nachricht.

Zwei Bagger und ein Radlader restaurieren einen Damm der Saline Ulcinj.
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© CZIP

EuroNatur auf Tour

EuroNatur auf Fortbildungsreise in Slowenien

Team EuroNatur in Slowenien

© EuroNatur

Vor Ort erleben, was unsere Partner in den EuroNatur-Projektgebieten leisten, das ist neben Team Building einer der Hauptgründe für die Fortbildungsreisen von EuroNatur. Nach einer längeren Covid-bedingten Zwangspause konnte die Reise in diesem Jahr endlich wieder einmal stattfinden. Übers lange Feiertagswochenende Anfang Oktober ging’s vom Bodensee aus über die Alpen nach Slowenien, wo wir in kurzer Zeit sehr viele Eindrücke gesammelt haben.

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EuroNatur-Preis für polnisches Flussschutzbündnis

Die Umweltkatastrophe an der Oder im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie schnell ein sensibles Ökosystem kollabieren kann. Doch mindestens genauso gefährlich für den deutsch-polnischen Grenzfluss ist der geplante Ausbau der Oder zur Wasserstraße. Unter anderem dagegen setzt sich das Flussschutzbündnis Koalicja Ratujmy Rzeki aus Polen ein und hat dafür den EuroNatur-Preis 2023 erhalten. Mit der Auszeichnung sollen nicht nur die einzelnen Aktivitäten des Bündnisses hervorgehoben werden, sondern vor allem die Bereitschaft, zusammenzuarbeiten und die Kräfte zu bündeln, um die Wirkung für den Naturschutz zu erhöhen. Gewinnen Sie Eindrücke von der Preisverleihung in unserem Video!

Die Übergabe der Urkunden an die Preisträger des EuroNatur Preis
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© Gerald Jarausch

Ihre Stimme für Rumäniens Paradieswälder

verschneiter Urwald

Winterwald in den Karpaten

© Matthias Schickhofer

Enttäuschende Energie-Politik, Stimmungsmache gegen den Wolf, Aushöhlung des Nature Restoration Law, Ablehnung der gezielten Pestizid-Verordnung: Das EU-Parlament war in Sachen Umweltschutz schon mal besser in Form als 2023. Ein schmaler Hoffnungsstreifen dann aber doch zum Jahresende: Die EU-Kommission hat am 22. November einen Vorschlag für ein Gesetz über Forstüberwachung und Datenerhebung veröffentlicht. Das Gesetz würde mehr Transparenz ermöglichen, da zeitnahe, genaue und vergleichbare Daten gesammelt werden. Um den Druck auf EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius in Sachen Rumänien zu erhöhen, haben wir eine Petition gestartet. Eine möglichst lange Unterschriftenliste soll zeigen, dass den Menschen in Europa die letzten großen Urwälder des Kontinents nicht egal sind.

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