Wertvolles Feuchtgebiet vom Massentourismus bedroht
Internationale Konferenz in Montenegro: Saline Ulcinj erhält breite Rückendeckung
Presseinformation vom 14. April 2015
Radolfzell. „Die Regierung Montenegros muss jetzt dringend handeln. Ansonsten droht mit der Saline Ulcinj einer der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel an der östlichen Adria unwiederbringlich zerstört zu werden“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur. Gemeinsam mit dem Zentrum für Vogelschutz und Monitoring in Montenegro (CZIP) und der Gemeinde Ulcinj hat die Stiftung vom 8.-9. April 2015 in Podgorica eine Konferenz zum Schutz der Saline Ulcinj organisiert. Rund 80 Vertreter aus Naturschutz, Politik und Wirtschaft nahmen an der Veranstaltung teil, darunter auch die Staatssekretärin des montenegrinischen Ministeriums für nachhaltige Entwicklung und Tourismus Daliborka Pejovic, die deutsche Botschafterin Gudrun Steinacker sowie der Vertreter der EU-Delegation in Montenegro Alberto Cammarata. In einer gemeinsamen Abschlusserklärung betonten alle Teilnehmer die Notwendigkeit, die Saline Ulcinj umgehend unter Schutz zu stellen. Die montenegrinische Regierung versicherte, dass sie alle notwendigen Schritte einleiten werde, um und die Naturschätze der Saline zu retten.
Das international bedeutende Feuchtgebiet droht dem Massentourismus zum Opfer zu fallen: Entstehen sollen dort eine Marina, große Hotelkomplexe sowie eine Bungalowsiedlung. Bereits im Jahr 2012 haben Regierung und Parlament in Montenegro beschlossen, dass die Saline Ulcinj unter Schutz gestellt werden soll. Passiert ist das bis heute allerdings nicht. EuroNatur fordert den EU-Beitrittskandidaten Montenegro daher dringend auf, den Worten Taten folgen zu lassen und zu verhindern, dass die Saline Ulcinj bis zu einem möglichen EU-Beitritt des Landes völlig zerstört ist.
Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die Salzgewinnung in der Saline Ulcinj gezielt unmöglich gemacht werden soll. So wurden im letzten Jahr große und schwere Pumpen gestohlen und zerstört. Sowohl die jetzige Betreiberfirma Eurofonds als auch der Insolvenzverwalter der Saline haben der Sabotage tatenlos zugesehen. „Die montenegrinische Regierung muss jetzt in einem ersten Schritt dafür sorgen, dass die Pumpen ersetzt und wieder in Betrieb genommen werden, um damit das Süßwasser aus der Saline sowie Salzwasser in die Saline zu pumpen“, fordert Gabriel Schwaderer. Denn der Salinenbetrieb ist Voraussetzung, um den hohen Naturschutzwert der Saline zu sichern. Erst durch die jährliche Überflutung und das anschließende, langsame Trockenfallen der Verdunstungsbecken entstehen die günstigen Brut-, Rast- und Überwinterungsbedingungen für Wasser- und Watvögel. Die Zeit drängt. Bereits 40 bis 60 Prozent der Dämme der Saline sind bereits durch den derzeitig hohen Wasserstand zerstört. Je weiter diese Zerstörung voranschreitet, desto schwieriger wird es, den Salinenbetrieb wieder aufzunehmen. „Die Saline Ulcinj ist nicht nur ein einzigartiges Vogelparadies. Sie bietet auch ein großes Potential für einen nachhaltigen Naturtourismus. Die Regierung Montenegros hat es nun in der Hand, diese Chance zu nutzen oder dieses Naturjuwel den Profitinteressen einiger weniger zu opfern“, sagt Gabriel Schwaderer.
Hintergrundinformationen:
- Die Eigentums- und Nutzungsverhältnisse in der Saline Ulcinj sind undurchsichtig. Die ehemalige Staatsfirma Solana „Bajo Sekuli?“ AD Ulcinj wurde im Jahr 2005 vom Unternehmen Eurofonds gekauft. Im Jahr 2012 wurde Solana „Bajo Sekuli?“ AD Ulcinj insolvent. Ob Eurofonds seinerzeit für 800.000 Euro nur die Staatsfirma Solana „Bajo Sekuli?“ AD Ulcinj mit den Nutzungsrechten für die Salzgewinnung in der Saline oder die gesamten Eigentumsrechte für das 1.500 Hektar große Gebiet erworben hat, wird derzeit vor Gerichten in Montenegro geklärt.
- Nach der Ramsar-Konvention ist die Saline Ulcinj ein Feuchtgebiet internationaler Bedeutung. Zudem erfüllt die Saline Ulcinj die Kriterien als Vogelschutzgebiet der Europäischen Union.
Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10,
Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org,
Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund