Bilanz der Naturschutzpolitik in Europa fällt ernüchternd aus
Presseinformation vom 5. Juni 2012
Berlin/ Radolfzell. Vor 25 Jahren – im Europäischen Umweltjahr 1987 – gründeten BUND, NABU und Deutsche Umwelthilfe die Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur). Heute – am Tag der Umwelt 2012 – feiert die Stiftung in Berlin im ZDF-Hauptstadtstudio ihren 25. Geburtstag. „Wir blicken auf 25 Jahre mit zahlreichen Erfolgen in der konkreten Naturschutzarbeit zurück“, sagt EuroNatur-Präsidentin Christel Schroeder in Berlin. „Es ist uns gelungen, gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen wichtige Rast- und Wintergebiete an den bedeutenden Zugvogelrouten Europas dauerhaft zu schützen.“ Zudem hat die EuroNatur Stiftung wesentliche Beiträge zur Ausweisung von Großschutzgebieten in über 15 europäischen Ländern geleistet, darunter so bedeutende Gebiete wie der Prespa-Nationalpark in Albanien oder der Narew-Nationalpark in Polen.
Die Analyse der Naturschutzpolitik in Europa fällt dagegen ernüchternd aus. Seit Gründung von EuroNatur hat die internationale Naturschutzpolitik zwar Eingang in Abkommen und Programme gefunden, aber die Erfolge in der Landschaft stehen immer noch aus. Im Jahr 1992 wurde die FFH-Richtlinie verabschiedet, ein Meilenstein im europäischen Naturschutzrecht. Auch der Erdgipfel in Rio de Janeiro im gleichen Jahr markiert eine wichtige Weichenstellung. Im Jahr 2001 einigten sich dann die EU-Mitgliedsstaaten darauf, den Biodiversitätsverlust in Europa bis 2010 zu stoppen.
„Wenn wir heute Bilanz ziehen, dann müssen wir konstatieren, dass die FFH-Richtlinie 20 Jahre nach ihrer Verabschiedung immer noch nicht umgesetzt ist. Und nur 17 Prozent der unter Schutz stehenden Arten und Lebensräume befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand. Das Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu stoppen, wurde meilenweit verfehlt“, kritisiert der naturschutzpolitische Direktor von EuroNatur, Lutz Ribbe. Die Hilflosigkeit der Politik wird auch dadurch deutlich, dass die im Jahr 2011 verabschiedete
Biodiversitätsstrategie der EU als zentrales Ziel vorgibt, die FFH-Richtlinie erst bis 2020, und damit fast 30 Jahre nach ihrer Verabschiedung, umzusetzen. EuroNatur fordert die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten auf, den Ankündigungen Taten folgen zu lassen und die längst vereinbarten Ziele auch umzusetzen.
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