Nach der Abstimmung in Straßburg über die Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED) überwiegt die Enttäuschung. Die Abgeordneten haben es versäumt, Energielösungen voranzubringen, die die Klima- und die Artenkrise gemeinsam lösen werden.
Das Europäische Parlament stimmte am 14. September über die überarbeitete Erneuerbare-Energie-Richtlinie ab. Zwar wurde die Abschaffung der Subventionen für die Holzverbrennung zur Stromerzeugung beschlossen; dies ist jedoch nur ein kleiner Schritt, der nicht ausreichen wird, um das Verbrennen ganzer Wälder zu stoppen. Insbesondere Primärholz-Biomasse (ganze Baumstämme aus Wäldern) wird immer noch als erneuerbare Energie klassiert. Die Begrenzung des Energieanteils der primären Holzbiomasse auf einen Wert, der den Durchschnitt der letzten fünf Jahre nicht übersteigt, reicht nicht aus, um die fortschreitende Abholzung von Europas Wäldern zu beenden. Der derzeitige Holzeinschlag ist zerstörerisch; mehr als 80 Prozent der Waldlebensräume auf unserem Kontinent sind bereits degradiert. In Estland und Finnland etwa, aber auch in den rumänischen Karpaten, wurden zuletzt riesige Flächen wertvoller Wälder gefällt – mit Subventionen aus Brüssel. Dies unter dem Deckmantel des Klimaschutzes zu tun, ist Betrug.
Auch für Europas Flüsse bedeutet die Abstimmung am vergangenen Mittwoch kein gutes Signal. Das europäische Parlament hat es versäumt, echte Nachhaltigkeitskriterien für die derzeit im Bau befindlichen Wasserkraftwerke aufzustellen und den Bau neuer Staudämme zu stoppen, einschließlich von Kleinwasserkraftwerken, deren Energiebeitrag vernachlässigbar ist, deren negative Auswirkungen auf die Ökosysteme der Flüsse allerdings enorm sind. Angesichts der Austrocknung vieler Flüsse in Europa und des Zusammenbruchs ganzer Fluss-Ökosysteme infolge der Klimakrise und anderer menschlicher Aktivitäten ist die Idee, Europas Flüsse durch Staudammbauten weiter zu zerstören fahrlässig und bereitet uns zudem schwerwiegende Probleme wie etwa Wasserknappheit.
„Die Beschlüsse zur Holzbiomasse, zur Wasserkraft und zum Anbau von Biokraftstoffen sind herbe Rückschläge“, sagt Bruna Campos, Senior Policy Manager bei EuroNatur. „Mit dieser Überarbeitung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie werden wir nicht die echten erneuerbaren Energien bekommen, die wir zur Bekämpfung der Energiekrise brauchen.“ EuroNatur und andere Naturschutzorganisationen haben im Vorfeld der Abstimmung mit viel Engagement und Expertise für eine wirklich nachhaltige Energiewende in der EU geworben. Erfahren Sie mehr in unseren Sozialen Medien und auf unserer Webseite: red4nature.eu