Positiver Einfluss auf das Klima in Frage gestellt
Presseinformation vom 19. Februar 2008
Radolfzell. „Bei der Herstellung von Biosprit werden Geld und Energie förmlich verbrannt, die an anderer Stelle sehr viel sinnvoller für den Klimaschutz eingesetzt werden können“, sagt EuroNatur-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Selbst aus den Reihen der EU-Kommission kommen jetzt Argumente, die einen positiven Beitrag von Biokraftstoffen zum Klimaschutz in Frage stellen. Damit werden die von EuroNatur seit langem vorgetragenen Bedenken unterstützt. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit würde es für Europa einen volkswirtschaftlichen Verlust zwischen 33 und 65 Milliarden Euro bedeuten, das Ziel der EU-Kommission zu erreichen und den Biosprit-Anteil bis 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen, so das Ergebnis einer Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission (GFS). Und dabei kann nicht einmal die GFS sagen, ob Biokraftstoffe wirklich helfen, die Klimaerwärmung aufzuhalten. Im Gegenteil: Umgekehrt kann nicht einmal ausgeschlossen werden, dass sie den Klimawandel verstärken. Und trotz dieser Bedenken will Deutschland seinen Biosprit-Anteil bis 2020 sogar auf 20 Prozent steigern.
EuroNatur fordert deshalb sowohl von der EU als auch von der Bundesregierung ein sofortiges politisches Umdenken. „Die Weichen müssen neu gestellt werden, denn die Studie der GFS ist ein deutliches Signal dafür, dass die bestehende Regelung den Klimaschutz in eine Sackgasse führt“, warnt Hartmut Vogtmann. „Hier werden Lebensräume und ihre Artenvielfalt völlig sinnlos gefährdet. Sehr viel effektiver wäre es, die riesigen natürlichen CO2-Speicher wie Moore, Feuchtgebiete und Wälder in unseren Landschaften zu erhalten und wieder neu zu schaffen, als sich auf die Biokraftstoffe zu konzentrieren“. Dass Biosprit nicht nur teuer ist, sondern neben dem ökonomischen auch einen erheblichen ökologischen Schaden anrichtet, belegt die Studie deutlich. „Es ist nicht möglich, das Zehn-Prozent-Ziel mit nachhaltig angebauten Biokraftstoffen zu erreichen, auch wenn die EU dieses als Ziel formuliert hat“, sagt Hartmut Vogtmann. Emissionen, die an der einen Stelle reduziert werden, gelangen an anderer Stelle in die Atmosphäre. Etwa dann, wenn für den Anbau von Energiepflanzen natürliche CO2-Speicher wie Wälder, Moore oder Brachen zerstört werden und aus den Intensivkulturen über stickstoffhaltige Dünger und verdichtete Böden große Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen. Bis zu 60 Prozent der negativen Klimawirksamkeit von Biokraftstoffen entsteht insbesondere durch die Emission von Lachgas beim Anbau von Energiepflanzen. Anbau, Düngung und Produktion der Biotreibstoffe fressen so viel Energie, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht positiv ausfallen kann, so das Ergebnis der Studie.
Zum EuroNatur-Hintergrundpapier "Grüne Medizin gegen den Klimawandel" (pdf-Datei, 615 kb)
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