Die Karavasta-Lagune an der albanischen Adria-Küste ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete auf dem Balkan. Ein Bauunternehmen plant, genau dort eine großflächige Ferienanlage zu errichten. Dies würde das Ende der Lagune als Hotspot der Biodiversität bedeuten.
Golfplätze, Wellness-Bereiche, ein Yachthafen: Was für so manchen Tourist wie ein Urlaubstraum klingen mag, wäre für die Tier- und Pflanzenwelt der Karavasta-Lagune ein Albtraum. Seit 1966 ist das 22.200 Hektar umfassende Gebiet als Nationalpark ausgewiesen. Aufgrund seiner internationalen Bedeutung als Rastplatz für Wat- und Wasservögel ist es unter anderem auch als Ramsar-Gebiet geschützt. Doch nationale wie internationale Schutzkategorien scheinen Papiertiger zu sein. Die Mabetex Group plant, Hotels und Apartments an der Küstenlinie zu errichten, die bis zu 18.000 Gäste beherbergen können. Diesem Vorhaben des Bauunternehmens steht die albanische Regierung positiv gegenüber und erwägt sogar eine Gesetzesänderung, die den Bau ermöglichen würde.
„Die beabsichtigte Ferienanlage ist ein elementarer Eingriff in die natürliche Dynamik der Karavasta-Lagune und steht im krassen Gegensatz zu den Schutzbestimmungen des Nationalparks“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. Schon seit vielen Jahren engagiert sich die Stiftung im Gebiet und hilft beim Aufbau eines sanften Naturtourismus. Diesen sieht Olsi Nika von der albanischen Naturschutzorganisation EcoAlbania gefährdet: „Die Pläne der Mabetex Group laufen der angestrebten nachhaltigen Regionalentwicklung im Nationalpark zuwider.“ Sie würden wohl auch das Aus für die Kolonie der Krauskopfpelikane bedeuten. Die stark bedrohte Art hat in der Karavasta-Lagune ihren einzigen Brutplatz in Albanien.
„Wir werden mit allen legalen Mitteln gegen die Pläne der Mabetex Group vorgehen“, sagt Taulant Bino. Der Geschäftsführer von AOS, einer weiteren albanischen Partnerorganisation von EuroNatur, weiß, was auf dem Spiel steht: „Sollte die Ferienanlage gebaut werden, wäre dies ein verheerendes Zeichen für alle anderen Schutzgebiete in Albanien!“