In Montenegro haben Wilderer das Muttertier von zwei jungen Braunbären erschossen – ein besonders dramatischer Fall von Wildtierkriminalität im Land, die zuletzt deutlich angestiegen ist.
Eine Bärenfamilie hat sich vergangene Woche im montenegrinischen Ort Berane aufgehalten. Eines der Jungtiere hatte sich auf eine Kiefer in einem Hotelhof geflüchtet, wo zahlreiche Schaulustige das Junge bedrängten. Ein Bäreneinsatzteam, das EuroNatur genau für solche Fälle initiiert hat, reiste aus der Hauptstadt Podgorica nach Berane und konnte die Lage entspannen. In der Nacht kletterte das Bärenjunge wieder vom Baum und wurde von den Bärenrettern zurück in die nahen Wälder geleitet, wo sich seine Mutter und das andere Junge bereits wieder aufhielten.
Während die Bärenretter noch einige Zeit im Gebiet blieben, um zu überprüfen, ob das Jungtier wieder den Anschluss an seine Familie gefunden hat, erreichte das Einsatzteam eine schreckliche Meldung: Wilderer hatten die Mutter der beiden Bären im Wald, zwölf Kilometer von Berane entfernt, erschossen. Da die beiden Jungtiere noch keine zwei Jahre alt sind, stehen deren Überlebenschancen schlecht. Noch am selben Abend wurden zwei Tatverdächtige in einem Dorf in der Nähe des Tatorts von der örtlichen Polizei festgenommen.
Dieser jüngste Mord steht in einer ganzen Reihe von Fällen von Wildtierkriminalität in Montenegro. Immer wieder werden bedrohte Arten wie Braunbären, Gänsegeier oder Pelikane im Land erschossen. Wenn die Behörden überhaupt ermitteln, werden in den meisten Fällen Bewährungs- oder geringe Geldstrafen verhängt. Nur in einem Fall wurde ein Wilderer zu 30 Tagen Haft verurteilt. Unsere Partner von CZIP fordern im Verbund mit zahlreichen anderen montenegrinischen Naturschutzorganisationen deshalb ein fünf Jahre dauerndes Jagdmoratorium, um unter anderem das Jagdgesetz zu reformieren und die Kapazitäten der Jagdinspektion zu stärken sowie sie unter die direkte Kontrolle des Umweltministeriums zu stellen.