Autobahnbau in Südspanien

Wichtige Rastplätze für europäische Zugvögel gefährdet

Korkeichen auf einer Wiese

Durch Autobahn bedroht: Korkeichenbestand

© Gunther Willlinger

 

Presseinformation vom 15. November 2006

 

Radolfzell/Gibraltar. Das Urlaubsland Spanien zerstört sein letztes Naturkapital und bedroht bedeutende Wintergebiete für Zugvögel aus Mitteleuropa. Darauf hat jetzt die internationale Umweltstiftung EuroNatur hingewiesen. Die Naturschützer beklagen, dass durch die Europäische Union auch mit deutschen Steuergeldern gegen Naturschutzrecht verstoßen werde.

An der Südspitze Spaniens plant die spanische Regierung gemeinsam mit der Regionalregierung Andalusiens und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union den Bau eines neuen Autobahnteilstücks (A-48) zwischen den Orten Aljecir und Vejer. Für rund 500 Millionen Euro sollen 75 Kilometer Autobahn die Verkehrsinfrastruktur in dieser bisher touristisch wenig entwickelten Region verbessern. Mehrere durch europäisches Naturschutzrecht geschützte Gebiete würden von der Autobahn zerschnitten.

Nach Angaben der internationalen Umweltstiftung EuroNatur würde die geplante Autobahn die Naturparke "Alcornocales" mit ausgedehnten Korkeichenbeständen und "Estrecho" - direkt an der Meerenge von Gibraltar gelegen - betreffen. Beide Gebiete sind im Herbst und Winter für Tausende europäische Zugvögel vor der Überquerung der Meerenge von Gibraltar unverzichtbare Rast- und Überwinterungsplätze.

"Der Bau dieser Autobahn wird nicht nur den Vogelzug empfindlich stören, sondern zudem die Lebensräume von Kranich, Wiesenweihe, Schwarzstorch, Schwarzmilan, Fischotter und Fledermäusen bedrohen", gibt EuroNatur-Präsident Claus-Peter Hutter zu bedenken. Lokale Umweltschutzorganisationen bezeichnen die von der andalusischen Regierung durchgeführte Umweltverträglichkeitsprüfung als Farce. So wurden etwa die Auswirkungen des geplanten Straßenverlaufs auf den Mönchsgeier untersucht, der in dem Gebiet gar nicht vorkommt. Auch die Bedarfsanalyse für den Bau der Autobahn würde nach Angaben der Umweltschützer einer intensiven Prüfung kaum standhalten. Die Verkehrszahlen auf der Küstenstraße N-340, die durch die Autobahn entlastet werden soll, seien völlig veraltet: seit den Zählungen sei schon ein anderes Autobahnteilstück eröffnet worden, so dass das Verkehrsaufkommen auf der N-340 inzwischen stark zurückgegangen sei. EuroNatur unterstützt die Kritik der Umweltgruppen an den bisherigen Planungen. "Es ist unverständlich, dass von der andalusischen Regierung nicht alternativ die Erweiterung bereits bestehender Straßen geprüft wurde und nun kostbare Lebensräume durch eine neue Autobahn zerstört werden sollen", sagt Hutter. EuroNatur verlangt von der Regierung Andalusiens, den Bau der A-48 zu stoppen und nach Alternativen zu suchen. Es könne nicht sein, dass Naturschutzgebiete, die Teil eines EU-weiten Schutzgebietsnetzwerkes sind, mit EU-Subventionen für die Regionalentwicklung zerstört würden. EuroNatur fordert außerdem die EU-Kommissarin für Regionalpolitik Danuta Hübner auf, dringend von der finanziellen Unterstützung des Autobahnbaus abzusehen.

 

Bei Rückfragen:

Projektleiter: Matthias Meissner

Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur)

Konstanzer Str. 22

78315 Radolfzell

Tel. 07732 – 92 72 0

Fax 07732 – 92 72 22

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oder matthias.meissner(at)euronatur.org

Internet www.euronatur.org

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