Eine, die es mit den scheinbar übermächtigen Gegnern aufnimmt, ist Raluca Nicolae von der EuroNatur-Partnerorganisation Agent Green. Die 36-Jährige Mutter von zwei Kindern hat ihre Festanstellung in einem Wirtschaftsunternehmen aufgegeben, um sich ganz dem Schutz der rumänischen Urwälder zu widmen. Ihre Aufgabe ist es, die Zivilgesellschaft zum Widerstand gegen den Raubbau in den Karpaten zu mobilisieren. EuroNatur unterstützt sie dabei.
War es schwierig, Menschen für den Marsch für die Wälder zu gewinnen?
Raluca Nicolae: Bei der Vorbereitung war ich enttäuscht, weil mir klar wurde, dass so viele Menschen nicht wissen, wie wichtig der Wald für uns ist. Die meisten haben noch nie einen richtigen Wald gesehen. Aber bei der Protestaktion selbst war es dann ganz anders. Es fühlte sich an, als wäre ich auf einmal in einem anderen Land. So viele Menschen kamen auf mich zu und fragten mich, wie sie helfen können. Mit etwa 30 von ihnen kam ich direkt ins Gespräch. Nach der Veranstaltung haben wir telefoniert und seither kommen sie zu den Freiwilligentreffen von Agent Green. Sie meinen es ernst und wollen sich für die Wälder engagieren.
Kann daraus eine neue Bewegung für den Schutz der Wälder entstehen?
Nicolae: Ja, wir wollen ein festes Team aus Freiwilligen aufbauen, die aktiv werden, wenn der Wald akut bedroht wird. Die Behörden haben mitbekommen, dass die rumänische Bevölkerung sehen will, was die Regierung zur Rettung der Wälder unternimmt. Wir müssen Ereignisse wie den Marsch für die Wälder wiederholen, damit die Verantwortlichen wissen, dass wir ihnen permanent auf die Finger schauen. Die Wälder bekommen eine immer lautere Stimme.
Fast 5.000 Menschen waren beim Marsch für die Wälder dabei. Ist das viel oder wenig, verglichen mit Demonstrationen zu anderen Themen in Rumänien?
Nicolae: Verglichen mit den Protesten gegen die Reform der Justizgesetze ist das wenig. Aber ich habe die Energie beim Marsch für die Wälder als eine ganz andere empfunden. Die Leute waren stärker bei der Sache und haben sich mehr beteiligt als bei anderen Demonstrationen. Die Atmosphäre war friedlich und ich hatte den Eindruck, die Menschen fühlten sich durch das Thema sehr miteinander verbunden.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht aufzugeben und einfach das Land zu verlassen wie so viele andere auch?
Nicolae: Nein, für mich ist das keine Lösung. Man muss sich schon eingestehen, dass Rumänien große Probleme hat – die Regierung ist korrupt und Tag für Tag werden unsere Wälder abgeholzt. Aber ich will nicht davon laufen, sondern aktiv sein. Wenn jemand meine Kinder fragt, was denn mein Beruf sei, antworten sie: „Meine Mami beschützt die Bäume“. Das fühlt sich für mich richtig an.