Was vor dem Klick geschah...Fotografinnen und Bildermacher erzählen die Geschichte hinter einer besonderen Aufnahme. Diesmal: eine nicht ganz gewöhnliche Art der Vogelfütterung
Eisvögel beim Fischfang zu fotografieren, ist naturgemäß keine einfache Sache. Was dabei hilft, ist die naturnahe Fütterung im Aquarium. So ist auch dieses Foto entstanden. Im Spätsommer 2018 habe ich im seichten Wasser eines Altarms des Kochers ein etwa 60 Zentimeter langes Aquarium aufgestellt. Ideal ist es, hiermit im September zu beginnen, wenn die Jungvögel ausgeflogen sind und ziehende Eisvögel hinzukommen, um möglichst viele verschiedene Individuen im Revier zu haben. Danach habe ich meine transportable Ansitzhütte mit Blick aufs Aquarium am Ufer des Altarms aufgestellt. Fortan bin ich mehrmals in der Woche früh morgens zur Hütte gelaufen und habe die Futterstelle mit Weißfischen bestückt. Dann hieß es Warten.
Mitunter kann es Stunden dauern, bis sich der erste Eisvogel zeigt und es für ein gutes Motiv reicht. So auch an diesem Oktobertag. Mehrere Stunden hatte ich schon bei Kälte und hoher Luftfeuchtigkeit ausgeharrt, der Kaffee war leer, die Füße eingeschlafen. In solchen Fällen habe ich einen Grundsatz: Ich zünde mir eine letzte Zigarette an und wenn diese aufgeraucht ist und sich bis dahin kein Eisvogel präsentiert hat, gehe ich nach Hause. Nicht selten zeigt sich ausgerechnet in diesen Momenten das begehrte Fotomotiv, so auch diesmal. Der Jagdflug des Eisvogelweibchens unter Wasser hat lediglich eineinhalb Sekunden gedauert, doch der Anblick ist immer wieder ein Erlebnis, das den Aufwand und das Warten weit mehr als nur entschädigt.
Den Fotodesigner Bruno Dittrich verbindet eine lange Geschichte mit Eisvögeln. Anfang der 1970er-Jahre begann er mit dem Bau von künstlichen Nisthilfen für die damals sehr seltenen Tiere, bald darauf fing er an, die fliegenden Edelsteine zu seinen Fotomotiven zu machen. 1975 gelang ihm das weltweit erste Foto eines tauchenden Eisvogels. Heute leitet Bruno Dittrich unter anderem Fotokurse. Bei diesen vermittelt er Nachwuchsfotografen unter anderem auch, dass die Verantwortung für die Natur nicht endet, wenn die Aufnahme im Kasten ist.