Abgebrochene Äste, geplünderte Kirschbäume, ein Kothaufen auf der Wiese - es ist unübersehbar: Hier war ein kräftiges Tier am Werk. „Dieser Bär muss weg!“, faucht der Besitzer des Grundstücks in Villarino del Sil, einem Dorf in der nordspanischen Provinz León. Es wird nicht leicht sein, ihn zu besänftigen. Doch genau das ist jetzt am wichtigsten, wissen Doriana Pando und Roberto Hartasánchez von der EuroNatur-Partnerorganisation Fapas. „Die Menschen in den Ortschaften sind verunsichert, weil es in dieser Gegend erst seit Kurzem wieder Bären gibt und die Regierung gegen die Tiere Stimmung macht. Wir wollen dem etwas Positives entgegensetzen“, sind die beiden fest entschlossen. Mit unserem Projekt ,Obstbäume für Gourmets‘ wollen wir die Situation so schnell wie möglich entschärfen und nachhaltig verbessern.“
In sicherer Entfernung zum Dorf
Doriana und Roberto wollen zeigen, wie die friedliche Koexistenz von Mensch und Bär gelingen kann. Die Aktion soll neue Nahrungsquellen für die Bären schaffen und es Fapas gleichzeitig ermöglichen, eine Verbindung zu den Menschen in den Dörfern aufzubauen. „Wir wollen mit möglichst vielen Grundbesitzerinnen und -besitzern zusammenarbeiten. Die Obstbäume sollen auf Hunderten kleiner Parzellen in der Gegend verteilt werden, die in einer sicheren Entfernung zu den Dörfern liegen und heute kaum noch bewirtschaftet werden“, erklärt Roberto. „Uns ist es wichtig, dass jeder Baum überlebt! Wir stellen Kirsch-, Pflaumen- und Apfelbäume aus der Fapas-Baumschule bereit, die groß genug und ausreichend widerstandsfähig sind. Indem wir die Pflanzen nur an den Rändern der Grundstücke einsetzen und mit Metallgittern gegen Verbiss schützen, können die Flächen gleichzeitig als Viehweiden genutzt werden. Zusätzlich erhalten die Grundstückseigentümer von uns pro Baum eine Prämie von 10 Euro und dürfen die Obsternte nutzen. So wollen wir erreichen, dass die Leute die Bären nicht länger als Problem betrachten, sondern etwas Positives mit ihnen verbinden.”
Dass sich die Bären menschlichen Siedlungen nähern, ist keine Überraschung. Gerade in trockenen Jahren, in denen die Eichen keine Früchte produzieren, finden sie in den Wäldern südlich des Kantabrischen Gebirges nicht genug Nahrung. Obstbäume in Gärten wirken dann wie Magneten. Zumal in den meisten Dörfern in der Provinz León wegen der Landflucht nur noch wenige Menschen wohnen. Im Normalfall sind die Bären friedlich, aber sie verursachen Schäden und ziehen damit den Zorn der verbliebenen Dorfbewohnerinnen und -bewohner auf sich.
Ganz akut macht Doriana und Roberto eine Hetzkampagne Sorgen, die im vergangenen Jahr gegen das Bärenweibchen „Lechuguina“ gestartet wurde. Die Bärin hat bereits mehrere Junge zur Welt gebracht und spielt für den Erhalt der Bärenpopulation eine besonders wichtige Rolle. Dennoch zieht die Regierung der Autonomen Gemeinschaft Kastilien und León nun in Erwägung, das Tier einfangen und in ein Gehege sperren zu lassen. „Den Rest ihres Lebens in Gefangenschaft zu verbringen, wäre für Lechuguina eine Qual und für den Bärenschutz ein herber Rückschlag“, sagt Roberto Hartasánchez. Jetzt geht es darum zu beeinflussen, wie künftig mit den Bären in der Provinz León umgegangen wird.
Fapas
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Unser starker spanischer Partner
„Wir sind begeistert“
Die ersten Kirschbäume wurden bereits zu Beginn des Frühjahrs ausgepflanzt. In den Wochen danach folgten viele weitere. „Der Bürgermeister von Villarino del Sil zeigte sich erfreulich offen für unsere Aktion und auch die Medien haben positiv darüber berichtet. Es sieht ganz danach aus, als wären wir mit den ,Obstbäumen für Gourmets‘ auf einem guten Weg, ein Modellprojekt zu schaffen“, sagt Doriana Pando. Wenn es gut läuft, könnte der Ansatz im südlichen Ausbreitungsgebiet der Bären schon bald Standard werden. Im Westen des Kantabrischen Gebirges hat er sich in ähnlicher Form schon bewährt. Im April überprüften Ranger von Fapas eine der ersten Flächen im Trubia-Tal, auf denen sie vor fast 15 Jahren mit Unterstützung von EuroNatur Kastanien- und Kirschbäume gepflanzt hatten. „Früchte für die Bären“ hieß die Kampagne damals und war den „Obstbäumen für Gourmets“ ähnlich. „Wir sind begeistert“, berichtet Roberto Hartasánchez „nach all den Jahren ist hier ein wunderbarer Wald aus Kastanien- und Kirschbäumen entstanden. Einige der Kastanienbäume haben bereits einen stattlichen Stammumfang von bis zu einem Meter. Die Kirschbäume wachsen langsamer, aber auch sie tragen bereits reichlich Früchte. Die Anpflanzung hat den ökologischen Wert des Gebiets weiter verbessert und bietet Bären, aber auch vielen anderen Tieren, reichlich Nahrung - im Frühjahr Kirschen und im Herbst Kastanien.“
Bärenhaufen im Jahreslauf
Bären sind Allesfresser. Ihre Nahrung variiert saisonal und regional stark. Bärenhaufen sind meist groß und der Inhalt leicht zu erkennen. Petze sind bequem und nutzen mit Vorliebe bestehende Wege. So lassen sich ihre Hinterlassenschaften einfach aufspüren. Farbe, Beschaffenheit und Geruch verraten, was der Braunbär gefressen hat. Ein paar Eindrücke…
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Frühjahr/Sommer
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Herbst
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Winter
Wertvolle Hinterlassenschaft
Bärenkot liefert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Daten, ohne, dass sie den Tieren dafür nahekommen müssen. Beispielsweise können sie über Kotproben das Geschlecht und den Gesundheitszustand bestimmen. Über den Cortisolspiegel sind sogar Aussagen über das Stresslevel des Tieres möglich. Bärenkot kann außerdem dazu beitragen, Pflanzensamen zu verbreiten. Besonderes praktisch: Der Dünger wird über den Kothaufen gleich mitgeliefert.