Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr, das auch uns bei EuroNatur vor große Herausforderungen gestellt oder uns tief bedrückt hat. In unserem Jahresrückblick erzählen wir aber auch von schönen Momenten und positiven Nachrichten. Blicken Sie gemeinsam mit uns zurück.

Gestiegene Fledermauszahlen im Winterquartier

Winterquartier für Fledermäuse

Schon von außen ist erkennbar, wer drinnen schläft...

© Horst Drewing

Das neue Jahr begann mit einer erfreulichen Nachricht: Die winterliche Fledermauszählung in der ehemaligen Ostquellbrauerei in Frankfurt/Oder brachte die höchsten Überwinterungszahlen seit sieben Jahren mit sich. 1.695 Fledermäuse (knapp ein Drittel davon Große Mausohren) verbrachten den vergangenen Winter in der Brauereiruine. Besonders erfreulich: Die Sanierungsarbeiten am einsturzgefährdeten Gebäude in den drei Sommern zuvor kamen angesichts der hohen Zahlen bei den Fledermäusen offensichtlich gut an.


Krieg gegen die Ukraine

Am 24. Februar entfesselte Putin einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine – der nach wie vor andauert. Die schrecklichen Ereignisse haben auch uns bei EuroNatur schwer erschüttert. Es fiel uns schwer, das Tagwerk zu verrichten. Die diesjährige EuroNatur-Preisverleihung im Oktober war auch ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.

Mit dem Marschbefehl in die Ukraine am 24. Februar 2022 haben Putin und sein Machtapparat das Völkerrecht verletzt und schrecklichstes Leid über die Menschen in der Ukraine gebracht. Und sie haben die Grundfesten der europäischen Gesellschaft attackiert. Deshalb gilt es für uns alle, praktische Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu üben.

EuroNatur-Präsident
EuroNatur-Präsident Thomas Potthast

Die Vogelgrippe greift um sich

Abtransport toter Vögel

Unheimliche Szenerie am griechischen Teil des Prespa-Sees

© SPP Archive - O. Alexandrou

Bereits zu Beginn des Jahres mehrten sich die Zeichen, dass die Vogelgrippe in diesem Jahr schwer wüten würde unter Europas Vögeln. Wie schlimm es tatsächlich werden sollte, zeigte sich dann im März als rund 2500 Krauskopfpelikane auf den Seen der Balkanhalbinsel am hoch ansteckenden Virus starben. Die Pelikane, die früh im Jahr mit dem Brutgeschäft starten, nahmen vorweg, was sich im Sommer auch an Deutschlands Küsten abspielen sollte. Ein Massensterben, das bei manchen Arten ein existenzgefährdendes Ausmaß annahm. Erfahren Sie mehr zum Thema in diesem Artikel aus unserem Magazin.


Meinungsbeiträge zur Energiewende

Windkraftanlage und Solarpanels

Jede Form der Energiegewinnung hat Einfluss auf die Natur - doch dieser ist unterschiedlich hoch.

© PetroP/despositphotos

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Am Silvesterabend 2021 hat die Europäische Kommission Atomkraft und Erdgas als nachhaltige Energiequellen eingestuft. Eine von vielen nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der europäischen Energiepolitik. Wie Europa stattdessen die Klima- und die Artenkrise gleichermaßen angehen kann, ist Thema unserer RED4Nature-Kampagne. In meinungsstarken Beiträgen widmen sich unsere Projektleiterinnen und naturschutzpolitischen Mitarbeiter verschiedenen Formen der Energiegewinnung und prüfen sie auf Nachhaltigkeit. Lesen Sie hier die Beiträge (Unser Energie-Blog)!


Rückkehr der Mönche

Nach sieben Jahren lief 2022 das LIFE-Projekt zur Wiederansiedlung von Mönchsgeiern im bulgarischen Balkangebirge aus. EuroNatur hat das Projekt vor allem mit Expertise im Bereich der natürlichen Regionalentwicklung auf dem Balkan bereichert. Nach über 60 Jahren brüten die bedrohten Mönchsgeier nun wieder in ihrer angestammten Heimat. Ein toller Erfolg für den Artenschutz! Zum Abschluss des Projekts waren zwei EuroNatur-Mitarbeitende sowie Journalistinnen und Fotografen bei einer Auswilderung dabei. Hier einige Bilder von den großen Aasfressern, der faszinierenden Landschaft und den engagierten Geierschützern.


Vjosa-Nationalpark auf der Zielgeraden

Im Juni hat die albanische Regierung offiziell ihre Absicht erklärt, einen Vjosa-Wildflussnationalpark auszuweisen. EuroNatur, EcoAlbania, Riverwatch und viele andere haben Jahre lang darauf hingearbeitet. Erfahren Sie mehr zum Thema in diesem Artikel aus unserem Magazin.

Wir alle wissen, es gibt noch viel zu tun, bevor wir die Zukunft der Vjosa als gesichert ansehen können. Aber am 13. Juni wurde ein großer Meilenstein für Albanien und für Flussschützer weltweit gesetzt.

Gabriel Schwaderer
EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer

Künstlerinnen für die Natur

Am zentralen Place du Luxembourg, dem Herzen Brüssels, stellten am 22. Juni 2022 die drei internationalen Künstlerinnen Sarah Yates, Laura Ottone und Aleksandra Nina Knezevic ihre Staffelei auf und malten Naturgemälde und -comics. Damit wollten die Malerinnen künstlerisch ausdrücken, wie wichtig ihnen ein naturverträglicher Energie-Mix ist, der Klima- und Artenschutz gemeinsam denkt. Sehen Sie hier einige Bilder von der Aktion im Rahmen unserer RED4Nature-Kampagne.


Die Erforschung der Unbekannten

Vom 27. Juni bis 3. Juli erforschte eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen, begleitet von Flussschützern und Medienvertretern, den Oberlauf der Neretva sowie das angeschlossene Höhlensystem. Während der Unterlauf der Neretva bereits durch Staudämme und Wehre zerstört wurde, befindet sich ihr Oberlauf noch in einem natürlichen Zustand. Insgesamt sind an der Neretva etwa 70 Wasserkraftprojekte geplant. Die gewonnenen Daten sollen dazu beigetragen, den ökologischen Wert der Neretva wissenschaftlich zu belegen und so die Staudammflut am Fluss abzuwehren.

Ein Fluss, fünfzig Wissenschaftler, ein Ziel: Die Neretva Science Week

Menschen stehen mit einem Kescher im Fluss
Durch Anklicken des Vorschaubildes wird ein Video von einer externen Quelle eingebunden. Dadurch wird Ihre IP-Adresse an den externen Server übertragen. Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Dürre (nicht nur) in der Saline

ausgetrocknete Salinenbecken

Der Sommer 2022 war sehr heiß und extrem trocken. Die Saline Ulcinj ist nahezu komplett ausgetrocknet. Ähnlich wie der Saline erging es vielen Feuchtgebieten Südeuropas.

© CZIP

Wieder ein Hitze-Sommer, die Klimakrise ist Realität. Viele Feuchtgebiete in Europa trockneten aus, auch die Tiere und Pflanzen in der Saline Ulcinj litten unter der Hitze. Zahlreiche Becken des Salzgartens, die für gewöhnlich auch im Hochsommer Wasser fassen, waren trockengefallen. Jedoch war es nicht nur die extreme Dürre, die zu der dramatischen Situation geführt hat, sondern auch das unzulängliche Management der Saline. Im Herbst wurde das Wassermanagement dann endlich in kompetente Hände übergeben und auch der Widerstand gegen die überfälligen Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung wurde aufgegeben. Aktuell laufen die Arbeiten auf Hochtouren, die bis zum kommenden Frühjahr größtenteils abgeschlossen sein sollen.


Die zwei Katastrophen der Oder

tote Fische am Flussufer
© Sascha Maier/BUND

Erschütternde Meldungen erreichten uns im August häppchenweise von der Oder. Ein erhöhter Salzgehalt im Verbund mit zu hohen Temperaturen und zu wenig Sauerstoff führte zu einem dramatischen Sterben von Fischen, Mollusken und anderen Tieren im Fluss. Bis heute sind die Ursachen der Katastrophe nicht restlos aufgeklärt und die langfristigen Auswirkungen auf das Ökosystem nicht absehbar.

Die Oder benötigt nun Zeit, um sich von der Umweltkatastrophe erholen zu können. Was sie am wenigsten gebrauchen kann, sind irrsinnige Pläne zur Vertiefung der Fahrrinne, die nur dazu dienen, den Fluss schiffbar zu machen.

Annette Spangenberg
Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz EuroNatur

Doch genau danach sieht es aus, wenn die polnische Regierung bei ihren Ausbauplänen des Grenzflusses bleibt. Gegen dieses widersinnige und juristisch höchst umstrittene Vorgehen haben wir im November gemeinsam mit deutschen und polnischen Partnern eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.


EuroNatur-Preis: Zeichen für den Urwaldschutz und Solidarität mit der Ukraine

Europas letzte Ur- und Naturwälder stehen unter massivem Ausbeutungs- und Nutzungsdruck. Der Krieg gegen die Ukraine und die Folgen für die Energieversorgung verschärfen die Situation zusätzlich. Mit der Verleihung des diesjährigen EuroNatur-Preises an die deutsche Klima- und Waldschützerin Antje Grothus sowie an Adelina Zakharchenko für die Naturschutzbewegung Free Svydovets aus der Ukraine und ihren Landsmann, den renommierten Waldschützer Prof. Dr. Fedir Hamor, haben wir den Fokus auf die fortschreitende Waldzerstörung in den Karpaten gelenkt – und ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt. Schauen Sie sich ein kurzes Video der bewegenden Preisverleihung auf der Mainau an.

Antje Grothus und Adelina Zakharchenko mit Urkunden
Durch Anklicken des Vorschaubildes wird ein Video von einer externen Quelle eingebunden. Dadurch wird Ihre IP-Adresse an den externen Server übertragen. Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
© Gerald Jarausch

Unsicherheit und neuer Schwung fürs Grüne Band Europa

Vertreter vom Grünen Band Europa in Ulcinj

Partner des Grünen Bandes Europa in Ulcinj im Rahmen der BESTbelt-Konferenz

© Melanie Kreutz/BUND Bayern

Was für ein friedensstiftendes Potential der Naturschutz hat, beweist das Grüne Band Europa. Zahlreiche Naturschutzorganisationen aus teilweise ehemals verfeindeten Staaten arbeiten hier eng zusammen. Gleichwohl mussten wir in diesem Jahr erfahren, dass der Eiserne Vorhang doch nicht gänzlich der Vergangenheit angehört. Ob Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine die friedliche Zusammenarbeit am nördlichen Abschnitt des Grünen Bandes langfristig untergräbt, wird sich zeigen. Mit dem Projekt BESTbelt gab es in diesem Jahr allerdings auch neuen Schwung für ausgewählte Naturschutzprojekte an Europas größtem Biotopverbund. Im November haben Umweltgruppen ihre prämierten Projekte auf einer Konferenz in Montenegro einem breiten Publikum aus 22 Ländern vorgestellt.

Aktuelles