Stromleitungen: Tödliche Gefahr für Zugvögel

++ Herbstlicher Vogelzug hat begonnen ++ Hochspannungsleitungen fordern weltweit Millionen Opfer unter Zugvögeln ++ Internationale Kampagne zum Zugvogelschutz geht in die zweite Runde ++

Storch Opfer von Stromleitung

Ungesicherte Stromleitungen wie hier in Marokko bilden eine tödliche Gefahr für Vögel, insbesondere für Großvögel wie den Weißstorch.

© Matthias Putze
Ein Storch steht auf einem Strommast.

Bereits durch einfache Nachrüstungen an bestehenden Trassen ließen sich die Verluste deutlich verringern.

© Georg Fiedler

Radolfzell. Weltweit werden jedes Jahr mehrere Hundert Millionen Vögel durch ungesicherte Stromleitungen getötet. Allein in Deutschland kommen laut einer vom NABU in Auftrag gegebenen Studie jedes Jahr 1 bis 1,8 Millionen Brutvögel und 500.000 bis 1 Million Rastvögel ums Leben. Sie kollidieren mit den massiven Stromkabeln  und sterben an Genick- oder anderen Knochenbrüchen oder erleiden tödliche Stromschläge. Die Dunkelziffer der Vogelopfer liegt wesentlich höher. Die tödlichen Zusammenstöße verteilen sich über große Flächen und zahlreiche verendete Tiere werden schnell von Aasfressern vertilgt. Außerdem ist der Zusammenprall nicht immer auf der Stelle tödlich; viele Vögel sterben später an ihren Verletzungen, oftmals in größerer Entfernung zu den Stromleitungen.

„Hochspannungsleitungen stellen neben Kollisionen mit Autos und Gebäuden, der fortschreitenden  Lebensraumzerstörung und der illegalen Jagd eine weitere menschengemachte Gefahrenquelle für Vögel dar. Insbesondere für Großvögel mit langen Flügeln bedeuten die Stromleitungen ein erhöhtes Risiko, das sich jetzt zu Beginn der Zugzeit nochmal erhöht“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur.

In dem von EuroNatur ins Leben gerufenen Verbund der Europäischen Storchendörfer spielt das Thema Elektrokution eine große Rolle. „Seitdem unsere Partner in einigen Storchendörfern die Strommasten isoliert haben, gab es dort keine tödlichen Zwischenfälle mehr. Allerdings bedürfen diese auch nach einer vogelfreundlichen Umgestaltung weiterer Pflege. Wenn sich etwa Störche auf den Masten zum Brüten niederlassen, können überstehende Äste das Risiko von Stromschlägen wieder erhöhen“, sagt Dr. Stefan Ferger, Projektleiter bei EuroNatur.

BirdLife International und diverse Partnerorganisationen, darunter auch EuroNatur, gehen heute mit der Kampagne „Flight for Survival“ in die zweite Runde. Hauptsächlich geht es hierbei um die illegale Vogeljagd im Mittelmeerraum. Die Kampagne macht aber auch auf Gefahren durch Elektrokution oder Vergiftung aufmerksam.

Hintergrundinformationen:

  • Mehr zum Thema Elektrokution finden Sie auf der Webseite der Europäischen Storchendörfer: https://www.storkvillages.net/energy/
  • Allgemeine Informationen zu der Initiative der Europäischen Storchendörfer finden Sie hier: https://www.storkvillages.net/
  • Die Zeit des Vogelzugs stellt auch den Höhepunkt der Jagdsaison auf Vögel dar. Die Naturschutzstiftung EuroNatur engagiert sich seit ihrer Gründung für den Schutz der europäischen Zugvögel und ein Ende der illegalen Vogeljagd. Der geografische Schwerpunkt liegt auf der Adria-Zugroute, die quer über den Balkan, die Adria und Süditalien bis nach Nordafrika führt. Einen Kurzfilm zum Vogelzug über die östliche Adria finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=arJenBAVr10  
  • Die von BirdLife International initiierte Kampagne „Flight For Survival“ portraitiert sieben ausgewählte Zugvogelarten (u.a. den Weißstorch) und schildert die Gefahren, denen die gefiederten Weltenbummler auf ihrem Zugweg ausgesetzt sind. Weitere Informationen zur Kampagne, die heute in ihre zweite Runde geht, finden Sie hier: https://flightforsurvival.org/

Rückfragen: Christian Stielow, E-Mail: christian.stielow(at)euronatur.org; +49 7732 92 72 15

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