Es war ein Jubiläum in feierlichem Zeremoniell: Zum 20. Mal kamen Vertreter der Europäischen Storchendörfer zusammen, zum ersten Mal in der polnischen Adebar-Kommune Tykocin/Pentowo. Die Gastgeber sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Treffens und eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Im polnischen Storchendorf Tykocin/Pentowo fand vom 22. bis 25. Mai 2023 das 20. Jahrestreffen der Europäischen Storchendörfer statt. Angereist zum Treffen waren Storchenschützerinnen und Gemeindevertreter weiterer fünf Dörfer des europäischen Netzwerks. „Die Beteiligung in diesem Jahr war leider gering“, sagt Ilka Beermann von EuroNatur. Sie betreut die Initiative bei der Stiftung. „Doch dafür konnten wir in einen intensiven Austausch gehen und hatten mehr Zeit als sonst, über die Entwicklungen in den einzelnen Gemeinden zu sprechen“, so die Projektleiterin.
Die Vertreter der Storchendörfer präsentierten in Vorträgen die neuesten Entwicklungen rund um ihre Storchenpopulation sowie Maßnahmen zum Schutz der Schreitvögel. Besonders beindruckend war das Beispiel des ungarischen Storchendorfs Nagybajom. Mit relativ kleinen Eingriffen ist es den dortigen Nationalparkmitarbeitern im zurückliegenden Herbst und Winter gelungen, den Bach Boronka in ein lebendiges Habitat für Insekten, Amphibien und somit auch für Störche zu verwandeln. Viele dort ausgestorbene Arten sind bereits in diesem Frühling zurückgekehrt. Das Beispiel aus Nagybajom zeigt, wie wertvoll sich Renaturierungsmaßnahmen auswirken können.
Neben Vorträgen und Gruppenarbeiten etwa zur Fragestellung, mit welchen ökonomischen, sozialen und politischen Faktoren die Storchendörfer in der alltäglichen Arbeit konfrontiert sind, standen auch zahlreiche Ausflüge auf dem Programm. Unter anderem ging es ins drei Kilometer entfernte Pentowo, einem Ortsteil der Gemeinde Tykocin. Hier, auf dem Pferdehof von Łukasz Toczyłowski brüten in diesem Jahr 23 Storchenpaare. Wohl an keinem anderen Ort in Europa ist die Dichte an Störchen auf so geringem Raum so hoch wie hier. Łukasz führte die Storchendorfvertreter über seinen Hof und erläuterte, wie positiv sich eine nachhaltige Form der Landwirtschaft auf die Population von Meister Adebar auswirken kann. Weitere Ausflüge gingen in den nahe gelegenen Narwianski-Nationalpark mit seiner modernen multimedialen Ausstellung im Besucherzentrum und auf die Narew, an deren Rand Tykocin liegt und in dessen Röhrichtbereichen noch eine Vielzahl seltener Vogelarten brütet.
Die Woche im Nordosten Polens hat allen Teilnehmenden noch einmal verdeutlicht, welche Bedeutung eine extensive Landwirtschaft für die dort beheimatete Natur und somit für die Artenvielfalt hat. Denn von der extensiven Bewirtschaftung profitiert nicht nur der Weißstorch, sondern etliche weitere Arten, wie ein für mitteleuropäische Ohren ungewohnt vielfältiges Vogel- und Froschkonzert in den Abend- und frühen Morgenstunden unter Beweis gestellt hat.