Eine jüngst erschienene Studie stellt den hohen Wert des Vjosa-Flusssystems in Albanien als eines der wenigen verbliebenen Referenzgebiete für dynamische Auengebiete in Europa heraus. Gleichzeitig zeigt die Studie die negativen Auswirkungen, die Staudämme auf das Flusssystem haben können: Bereits ein einzelner Staudamm kann schädliche Auswirkungen auf das gesamte Flusssystem haben.
Die von der Universität für Bodenkultur Wien durchgeführte Studie dokumentiert über 1.100 Tier- und Pflanzenarten, die in den Auengebieten an der Vjosa und ihren Nebenflüssen vorkommen. Darunter befinden sich viele in nationalen und internationalen Gesetzen und Konventionen geschützte und gefährdete Arten, was die internationale Bedeutung dieses Naturraums unterstreicht. Die tatsächliche Anzahl der Tiere und Pflanzen ist wahrscheinlich noch höher, da die Erhebung zeitlich begrenzt war und nur eine Momentaufnahme darstellt.
In Bezug auf den geplanten Kalivaç-Staudamm bringt die Studie drei wichtige Argumente hervor, die gegen den Ausbau der Vjosa durch Wasserkraftwerke sprechen. Der Bau des Staudamms würde einen schwerwiegenden Verlust der Artenvielfalt sowie ein lokales Aussterben verursachen, da 881 Kilometer der insgesamt 1.109 Flusskilometer abgeschnitten werden. Zudem würde der Staudammbau in direkter Verletzung zu unterzeichneten Gesetzen, Richtlinien und Konventionen stehen. Ferner drohen hohe wirtschaftliche Kosten aufgrund von Sedimentationsproblemen und empfindliche Einbußen im Tourismussektor.