Erneuter Wortbruch der montenegrinischen Regierung im Fall Saline Ulcinj

Blick über die Saline Ulcinj

Eines der wichtigsten Feuchtgebiete an der Adriaküste: Die Saline Ulcinj im äußersten Süden Montenegros

© CZIP
Zwei Menschen laufen über einen Damm in der Saline Ulcinj zu einem Vogelbeobachtungsturm

Neben der Salzgewinnung könnte der Naturtourismus eine wirtschaftlich bedeutende Rolle in der Saline Ulcinj spielen. Doch das Gebiet verliert zunehmend an Attraktivität – für speziell angepasste Vogelarten und dementsprechend auch für Vogelbeobachter.

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Radolfzell, Ulcinj. Wieder einmal haben hohe Regierungsvertreter aus Montenegro ihre Versprechungen zum Schutz der Saline Ulcinj, einem Lebensraum für über 250 Vogelarten, nicht eingehalten. Die Naturschutzorganisationen EuroNatur, BirdLife, CZIP und MSJA haben eine internationale Petition gestartet, die zum Ziel hat, die Saline Ulcinj endlich unter Schutz zu stellen. Die Organisationen fordern von Premierminister Duško Marković unter anderem, dass die Salzproduktion in der Saline wieder aufgenommen wird und dass der Salzgarten im Besitz des montenegrinischen Volkes bleibt.

Die Saline Ulcinj ist eines der bedeutendsten Feuchtgebiete an der Adriaküste und stellt für Zehntausende Wasservögel ein überlebenswichtiges Rastgebiet auf ihrem Zugweg dar. Der montenegrinische Minister für nachhaltige Entwicklung und Tourismus, Pavle Radulović, hatte bei einer Salinen-Konferenz im April erklärt, dass die Regierung seines Landes die Empfehlung zur Einrichtung eines Naturparks auf dem gesamten Salinenareal gebilligt und einen klaren Fahrplan für dessen Umsetzung entworfen habe. Erste Maßnahmen hätten unmittelbar danach erfolgen sollen – geschehen ist seitdem jedoch nichts.

Druck kommt auch von Seiten der Europäischen Kommission. Zum dritten Mal in Folge wird die „Causa Ulcinj“ in den Fortschrittsberichten zu einem möglichen EU-Beitritt Montenegros erwähnt. Die Unterschutzstellung des Salzgartens ist Voraussetzung auf dem Weg zur Mitgliedschaft im europäischen Staatenverbund.

„Dass der Salzgarten von Ulcinj noch immer keinerlei Schutzstatus genießt, ist ein Skandal“, sagt Ariel Brunner, Leiter der politischen Abteilung von BirdLife Europe. „Der Regierung in Podgorica läuft die Zeit davon, um endlich die längst zugesagten Maßnahmen zum Schutz der Saline umzusetzen. Es muss sichergestellt werden, dass das Areal in das Natura 2000-Schutzgebietsnetz aufgenommen werden kann.“

Das jahrelange Ringen um das menschengemachte Feuchtgebiet schien bei der jüngsten Salinen-Konferenz am 18. April 2018 eine positive Wendung zu nehmen. „Der erneute Wortbruch eines ranghohen Regierungsvertreters passt in die endlose Schleife leerer Beteuerungen und nicht eingehaltener Versprechen. Mit der internationalen Petition bauen wir nun Druck auf den Premierminister auf, die Zusagen seiner Regierung endlich umzusetzen“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.

„Von der Unterschutzstellung der Saline und einer Wiederaufnahme des seit 2014 ruhenden Salzbetriebs würden die Menschen in Montenegro doppelt profitieren“, ist sich Jovana Janjušević von der montenegrinischen Umweltschutzorganisation CZIP sicher. „Eine Hürde für den EU-Beitritt Montenegros wäre aus dem Weg geräumt und für die Menschen in Ulcinj könnte der Salzgarten erneut zu einem wichtigen Arbeitgeber werden.“

Die Zeit für die Errichtung eines Naturparks auf dem Areal und die Instandsetzung der Anlagen drängt. „In zwei oder drei Jahren gibt es hier nichts mehr zu retten. Dann ist alles zerstört“, betont Gudrun Steinacker von der Dr. Martin Schneider-Jacoby Association (MSJA) und ehemalige deutsche Botschafterin für Montenegro. Schon jetzt hat das Gebiet durch Aussüßung der Flächen deutlich an Attraktivität für zahlreiche salzliebende Watvögel verloren. Die Dämme und Pumpen müssen wieder gewartet und das Wassermanagement gesichert werden, um die hohe ökologische Bedeutung der Saline zu gewährleisten.
 

Hintergrundinformationen:

  • Das Salinenareal von Ulcinj in Montenegro, das zum Bojana-Buna-Delta gehört, ist mit 1.500 Hektar eine der größten Salinen im Mittelmeerraum – und eines der wichtigsten Rast-, Brut- und Überwinterungsgebiete für Zugvögel an der östlichen Adriaküste.

 

Rückfragen:

EuroNatur: Anja Arning, Public Relations, anja.arning(at)euronatur.org, +49 7732 927213

BirdLife: Barbara Herrero, EU Nature Policy Officer, BirdLife Europe, barbara.Herrero(at)birdlife.org, +32 2 541 0780

CZIP: Jovana Janjušević, jovana.czip(at)gmail.com, +382 20 272 051

 

 

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