Gegenwind für albanischen Flughafen wird stärker

++ Berner Konvention fordert Albanien auf, den Flughafenbau nahe der Narta-Lagune zu stoppen ++ Großprojekt im Vjosa-Delta gefährdet tausende Zugvögel ++ Naturschutzorganisationen klagen gegen zerstörerischen und illegalen Bau ++

Narta Lagune, Albanien

Die Narta Lagune ist ein wichtiger Rastplatz für Europas Zugvögel.

© Xhemal Xherri/PPNEA
Landebahn des Vlora International Airport

Die Landebahn des Vlora International Airport aus der Vogelperspektive

© PPNEA

Radolfzell, Tirana. Die Empfehlung der Berner Konvention könnte nicht deutlicher sein: Der Bau des internationalen Flughafens Vlora in Albanien soll ausgesetzt werden, bis eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt worden ist. Damit stellen sich die Mitglieder der Berner Konvention, einem der wichtigsten Naturschutzabkommen in Europa, an die Seite der Naturschutzorganisationen EuroNatur, PPNEA und AOS, die seit Jahren gegen das Großprojekt nahe der Narta-Lagune im Delta des Wildflusses Vjosa vorgehen, unter anderem mit Gerichtsklagen.

„Diese deutliche Positionierung der Staaten in der Berner Konvention – inklusive der EU – gibt uns Rückenwind“, sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur. „Albanien hat dieses europäische Übereinkommen zum Naturschutz ebenfalls unterzeichnet – wenn sich die Regierung nicht daran hält, wirft das kein gutes Licht auf Albanien. Die Empfehlung der Berner Konvention wird sicherlich Eingang in die Beitrittsverhandlungen Albaniens zur Europäischen Union finden.“

Schon bei der Sitzung des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention im vergangenen Jahr war der Flughafen Thema, nun wurde die Empfehlung final beschlossen und Albanien darüber informiert. Das Europaparlament und die Europäische Kommission haben den Bau des Flughafens ebenfalls heftig kritisiert und die albanische Regierung aufgefordert, dieses naturschädliche Projekt zu stoppen.

„Mit dem Bau eines Flughafens entlang einer wichtigen Vogelzugroute und in einem international anerkannten Schutzgebiet zerstört die albanische Regierung nicht nur die Natur ihres eigenen Landes, sondern auch das Naturerbe des gesamten europäischen Kontinents", sagt Aleksandër Trajçe, Geschäftsführer von PPNEA. In einer aktuellen Deklaration, unterschrieben von zahlreichen Naturschutzorganisationen, hat sich die albanische Zivilgesellschaft erneut deutlich gegen den Flughafen positioniert.


Hintergrundinformationen:

  • Das Schutzgebiet Vjosa-Narta ist eines der wichtigsten Ökosysteme Albaniens, das zweitwichtigste Feuchtgebiet Albaniens und Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet ist über das Jahr verteilt Lebensraum für mehr als 220 Vogelarten und hat eine überregionale Bedeutung für die Adria-Zugroute. Die Vjosa wurde im März 2023 zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas ausgerufen und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt.
  • Im vergangenen Jahr haben PPNEA und AOS mit Unterstützung von EuroNatur beim albanischen Verwaltungsgericht eine Klage gegen den Bau des Flughafens im Schutzgebiet der Narta-Lagune eingereicht. Mit der Fortführung der Bauarbeiten verstoßen die albanischen Behörden gegen nationale Gesetze und internationale Konventionen.
  • Der Flughafen Vlora soll Albaniens zweiter internationaler Flughafen werden. Baubeginn war bereits im November 2021 – allerdings ohne Baugenehmigung, geschweige denn ausreichende Umweltverträglichkeitsprüfung. Nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen haben sich von Anfang an gegen die Pläne ausgesprochen. In dieser Woche haben 33 Organisationen aus der Mediterranean Alliance for Wetlands in einem offenen Brief Ministerpräsident Edi Rama, die EU Kommission und die International Air Transport Association (IATA) aufgerufen, den Flughafenbau zu stoppen.

 

Kontakt:
Anja Arning, EuroNatur; anja.arning(at)euronatur.org, Tel.: +49 7732 9272 13
Xhemal Xherri, PPNEA; xh.xherri(at)ppnea.org, Tel.: +35 5695 5311 87

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv
Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Damit leisten Sie einen wirkungsvollen Beitrag zur Bewahrung von Europas Flüssen.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles