Die Vjosa in Albanien am Scheideweg - Staudammflut oder Nationalpark?

Breiter natürlicher Wildfluss mit Sandbänken in einer Berglandschaft

Die Vjosa ist einer der letzten Wildflüsse Europas.

© Bledi Hoxha

NGOs decken auf: 33 Wasserkraftwerke geplant ++ Österreichische und italienische Unternehmen beteiligt ++ Neue Initiative unterstützt Nationalparkidee

Pressemitteilung von Riverwatch, EuroNatur und EcoAlbaniavom 12. März 2015

 

Tirana, Wien, Radolfzell.  Heute legten in der albanischen Hauptstadt Tirana die internationalen NGOs Riverwatch und EuroNatur zusammen mit dem lokalen Partner EcoAlbania ein Papier vor, das erstmals das gesamte Ausmaß der Bedrohung im Einzugsgebiet der Vjosa belegt. Danach droht Europas letztem großen Wildfluss die vollständige Zerstörung. Insgesamt sind 33 Wasserkraftwerke an der Vjosa und ihren Zuflüssen geplant, sechs davon in Griechenland (dort heißt die Vjosa „Aoos“)  und 27 in Albanien. Doch der Widerstand gegen diese Projekte steigt und eine alternative Idee findet immer mehr Zuspruch: die Gründung eines Nationalparks. Eine neue albanische Initiative unterstützt diese Vision.

Die Vjosa im Süden Albaniens ist einer der letzten intakten Wildflüsse Europas. Auf 270 Kilometer Länge ist sie frei von Verbauungen, ihr Flussbett ist  stellenweise bis zu zwei Kilometer breit und auch ihre Zuflüsse sind weitgehend unberührt. Das ist einzigartig in Europa.

Doch damit könnte es bald vorbei sein. Eine umfassende Analyse der NGOs ergab, dass praktisch alle Zuflüsse der Vjosa aufgestaut und abgeleitet werden sollen. Drei Projekte sind bereits im Bau. "Wenn man die Zuflüsse verbaut, dann zerstört man letztlich auch die Vjosa. Das ist so, als ob man sämtliche Äste eines Baumes kappt, dann stirbt letztlich der ganze Baum", so Ulrich Eichelmann von Riverwatch und Koordinator der Kampagne Rettet das Blaue Herz Europas.

Es sind bislang österreichische und italienische Firmen, die Wasserkraftwerke bauen. So etwa das österreichische Unternehmen ENSO Hydro. Finanziert mit Geldern der Österreichischen Entwicklungsbank und der Weltbanktochter IFC wird mitten im Nationalpark Hotovës-Dangelli der Fluss Langarica abgeleitet und trockengelegt.

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur: "Wir müssen diese Staudammflut stoppen. Stattdessen wollen wir zusammen mit der örtlichen Bevölkerung einen Nationalpark durchsetzen, um dieses europäische Naturjuwel zu erhalten und den Menschen im Tal eine nachhaltige Zukunftsperspektive zu geben. Aber das geht nur ohne Dämme.“

Um diese Idee zu unterstützen, hat sich in Albanien eine neue Initiative gegründet, die "Friends of Vjosa". “Wir laden alle ein, sich unserer Initiative anzuschließen. Wir müssen die Schönheit und den Wert der Vjosa bekannter machen - und auch ihre Bedrohung. Viele bei uns wissen nichts davon", so Olsi Nika, Leiter der albanischen Naturschutzorganisation EcoAlbania. Erste Politiker, Künstler und Wissenschaftler haben sich der Initiative bereits angeschlossen. Im Mai ist in Tirana ein Vjosa-Tag geplant, an dem die Bewohner des Vjosatals in die Hauptstadt kommen, um die Schönheit und Vielfalt ihres Flusses zu bewerben. Und sie werden sich klar für einen Vjosa Nationalpark aussprechen.


Hintergrundinformation:
 

  • Die Staudämme an der Vjosa sind Teil einer wahren Staudammflut, die derzeit den Flüssen auf der Balkanhalbinsel droht. Mehr als 630 Wasserkraftwerke zwischen Slowenien und Albanien sind geplant. Rechnet man dazu noch die Kleinkraftwerke, steigt die Zahl auf etwa 2.000 Wasserkraftprojekte. Um der Zerstörung entgegen zu wirken, haben EuroNatur und Riverwatch gemeinsam mit Partnern aus den Ländern des Westbalkans, wie etwa EcoAlbania, die internationale Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ gestartet. Mehr unter www.balkanrivers.net



Rückfragen:

Katharina Grund – EuroNatur: katharina.grund@euronatur.org  + 49 7732 92 72 10

Cornelia Wieser – Riverwatch: cornelia.wieser@riverwatch.eu  +43 650 4544784

Besjana Guri – EcoAlbania:  b.guri@ecoalbania.org  00355 692954214
 

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