Die Freude über die rund 1.000 Rosaflamingos, von denen seit Anfang Mai fast 200 Brutpaare in der Saline Ulcinj in Montenegro brüteten, währte nur kurz: Vor wenigen Tagen hat ein Großteil der Tiere die Saline verlassen und die Nester der Vögel wurden geplündert. Alle bisher gefundenen Spuren lassen auf menschliche Eingriffe schließen.
So entdeckten Mitarbeiter von EuroNatur-Partner CZIP verdächtige Fußspuren im Schlamm der Saline. Zudem hatte eine Bewohnerin der nahe gelegenen Stadt Ulcinj nur wenige Nächte zuvor beobachtet, dass eine große Anzahl Flamingos über dem Ort kreiste. Ihrem Bericht zufolge seien die Tiere sehr unruhig gewesen. „Offensichtlich kam es in dieser Nacht zu einer erheblichen Störung der Kolonie. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Flamingos mehrere Male aufgeschreckt wurden, bevor sie schließlich endgültig ihre Nester verlassen haben“, erklärt EuroNatur-Projektleiterin Romy Durst.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatten die Flamingos die Saline Ulcinj nicht nur als Rast- sondern auch als Brutplatz genutzt. Unter anderem wegen der ständigen Bedrohung durch Vogeljäger hatten sie dort bislang nur während des Frühjahrs- und Herbstzugs kurze Zwischenstopps eingelegt aber nicht gebrütet. Doch in diesem Frühjahr führten Mitarbeiter von EuroNatur-Partner CZIP sowie internationale Vogelschützer regelmäßig Kontrollen in der Saline Ulcinj durch. Die ununterbrochene Präsenz der Vogelschützer half, die Wilderei stark einzudämmen. So konnten sich bis Anfang Mai fast 1.000 Flamingos in aller Ruhe zu einer großen Schar zusammenfinden. „Die aktuellen negativen Entwicklungen sind daher ein herber Rückschlag“, bedauert Romy Durst.
Es besteht jedoch noch Hoffnung, dass sich eine neue Kolonie entwickelt: Denn nicht alle Vögel haben die Saline verlassen. Rund 200 Flamingos halten sich weiterhin in einem Salinenbecken auf, das derzeit gute Brutbedingungen für die Vögel bietet. Mit Unterstützung von EuroNatur wird CZIP in den kommenden Wochen ein Monitoring in der Saline durchführen, um die weitere Entwicklung der verbliebenen Flamingos zu überwachen.