Kaum eine Baumart ist so schnellwachsend und so widerstandsfähig wie der Götterbaum. Doch außerhalb seiner fernöstlichen Heimat wird er damit zum Problem für einheimische Pflanzen- und Baumarten. Außerdem im Artenportrait: das Beifußblättrige Traubenkraut, eine veritable Pollenschleuder.
Götterbaum
Ailanthus altissima, allgemein bekannt als Götterbaum, ist ein Laubbaum aus der Familie der Bittereschengewächse, gut zu erkennen an seinen ungerade gefiederten Blättern. Er ist in Nord- und Zentralchina beheimatet, wo er in der traditionellen Medizin Verwendung findet. Ailanthus altissima ist auch Wirtsbaum für eine Seidenspinnerart und ein beliebter Parkbaum, der wegen seiner Widerstandsfähigkeit geschätzt wird. Die Menschen, die in der Nähe des unteren Gelben Flusses (Huang He) leben, nennen ihn Chunshu, was ‚Frühlingsbaum‘ bedeutet. Der Name rührt von der Tatsache her, dass A. altissima einer der letzten Bäume ist, der aus der Vegetationsruhe erwacht; das Entfalten seiner Blätter zeigt an, dass der Winter endgültig vorbei ist. Er weist einige Ähnlichkeiten mit der in Europa beheimateten Gattung Fraxinus auf, insbesondere mit der Gemeinen Esche, aber man kann sie anhand der Anzahl der Verbindungen in ihren Blättern unterscheiden.
Der Götterbaum war eine der ersten Arten, die aus China in den Westen gebracht wurde. Schon 1751 kam er nach Europa und wurde rasch zum häufig gepflanzten Parkbaum. Die Begeisterung ließ jedoch bald nach, nachdem Gärtner Ailanthus altissima besser kennenlernten. Seine Eigenschaft, dem Boden viel Wasser zu entziehen sowie sein übelriechender Duft, der vor allem den männlichen Blüten des Götterbaums entströmt, ließ die Popularität des Baums sinken. Zudem können seine Pollen allergieauslösend sein, Hautkontakt kann zu Ausschlag führen und sogar eine Entzündung des Herzmuskels verursachen. Trotzdem wurde er während des 19. Jahrhunderts weiterhin als Straßenbaum gepflanzt. In vielen Ländern, darunter auch Slowenien, verbreitete sich A. altissima rasant. Der dürreresistente Götterbaum ist auch auf extrem armen, degradierten Flächen anzutreffen und weist ein sehr breites Toleranzspektrum gegenüber Bodenbedingungen und pH-Werten auf. Ailanthus altissima gehört zu den schadstofftolerantesten Baumarten. In seinen Blättern kann er sogar Schwefeldioxid absorbieren. Außerdem widersteht der Chinesische Götterbaum relativ gut einer hohen Ozonbelastung. Auch wurden schon hohe Konzentrationen von Quecksilber gefunden, die sich im Gewebe der Pflanze aufgebaut haben.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der für den großen Verbreitungserfolg des Götterbaums verantwortlich ist: Ailanthus altissima enthält das Toxin Ailanthon, das das Wachstum konkurrenzfähiger Pflanzen hemmt. Diese allelopathischen Chemikalien treten verstärkt in der Rinde und in den Wurzeln des Baums auf, sind aber auch in dessen Blättern, im Holz und in den Samen vorhanden.
Ailanthus altissima wächst außergewöhnlich schnell. In den ersten vier Lebensjahren wächst der Chinesische Götterbaum durchschnittlich 1-2 Meter pro Jahr, wodurch er den Boden unter sich schnell beschattet, was das Wachstum anderer Bäume erschwert. Ältere Individuen wachsen zwar viel langsamer, aber immer noch schneller als andere Bäume. Studien haben gezeigt, dass ein weiblicher Baum jährlich bis zu 300.000 Samen produzieren kann. Wird der Götterbaum gefällt, keimt er schnell wieder nach. Alle diese Faktoren führen dazu, dass A. altissima auch außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets dichte Waldbestände bildet, in denen andere Arten nicht wachsen können. Das beeinträchtigt die lokale Biodiversität erheblich.
Der Chinesische Götterbaum hat nicht nur im artfremden Boden Wurzeln geschlagen, sondern auch in der Kultur seiner neuen Umgebung, in der er wächst. Das 1943 erschienene Buch ‚A Tree Grows in Brooklyn‘ von Betty Smith nutzt den Götterbaum als zentrale Metapher und verwendet ihn als Analogie für die Fähigkeit, in einer schwierigen Umgebung zu gedeihen. „Es ist der einzige Baum, der aus Zement wächst. Er wächst üppig... überlebt ohne Sonne, Wasser und scheinbar ohne Erde. Man würde ihn für schön halten, wenn es nicht so viele davon gäbe.“
Aufgrund der signifikant negativen Auswirkungen von Ailanthus altissima auf die biologische Vielfalt vielerorts wurde der Götterbaum 2019 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen. Die in der EU-Liste aufgeführten Arten unterliegen strengen Vorkehrungen, was Haltung, Einfuhr, Verkauf, Zucht und Anbau betrifft. Auch im Rahmen des INTERREG-Projekts Sava TIES erforscht man daher die Auswirkungen des Götterbaums auf die einheimische Flora an der Save sowie Optionen, den Neophyt wieder loszuwerden.
Beifußblättriges Traubenkraut
Das Beifußblättrige Traubenkraut, auch Ambrosia genannt, ist eine einjährige krautige Pflanze, die zwischen 20 Zentimeter und 1,5 Meter hoch werden kann. Ihre Wurzel ist flach und verzweigt, der Stängel aufrecht und viereckig, versehen mit kleinen Härchen, die sich rau anfühlen. Die 5 bis 10 cm langen und tief gefiederten Blätter wachsen einander gegenüber und sehen fetzenartig aus, was dem Traubenkraut seinen englischen Namen Ragweed („Fetzenkraut“) eingebracht hat.
Die männlichen Blüten von Ambrosia artemisiifolia produzieren große Mengen an Pollen; zwischen 3.000 und 60.000 Samen pro Jahr, die entweder durch den Wind über kurze Distanzen oder im Fell, beziehungsweise Federkleid von Säugetieren und Vögeln über größere Entfernungen verbreitet werden. Die Pollen gehören zu den heftigsten Allergie-Auslösern beim Menschen.
Ursprünglich ist das Beifußblättrige Traubenkraut in Nordamerika und Mexiko beheimatet. Vermutlich ist es erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt worden und seitdem versehentlich als unerwünschter Bestandteil von Getreide- und Grassamen in verschiedene Teile Europas gelangt. Es handelt sich dabei um eine Pflanze, die typischerweise in Lebensräumen vorkommt, die unter menschlichem Einfluss stehen. Überall dort, wo es eine kahle Oberfläche gibt, kann das Beifußblättrige Traubenkraut bald auftauchen (z.B. im ersten Jahr nach Aufgabe von landwirtschaftlichen Nutzflächen). Man findet die Pflanze entlang von Siedlungen und Baustellen, von Straßen und Schienen, aber auch am Rande von Anbauflächen und ähnlichen Orten.
Innerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets findet das Traubenkraut in der Medizin Verwendung. Seine Säfte können Blutungen stillen und Verdauungsstörungen behandeln. Es muss jedoch betont werden, dass der Schaden, den das Beifußblättrige Traubenkraut verursacht, weitaus größer ist als der potenzielle Nutzen, der noch nicht einmal ausreichend erforscht ist. Daten aus Ungarn etwa zeigen die invasive Verbreitung des Traubenkrauts auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch allein in Ungarn entsteht, wird auf etwa 100 Millionen EUR geschätzt. Ambrosia artemisiifolia hat zudem negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, weil es die Regeneration natürlicher Lebensräume erheblich verlangsamt, seltene Pflanzenarten verdrängt und viele natürliche Pflanzengemeinschaften, die in denselben Lebensräumen vorkommen, bedroht.
Doch wie Vorgehen gegen das Beifußblättrige Traubenkraut? Wenn es auf kleinen Flächen vorkommt, empfiehlt es sich, die ganz Pflanze auszureißen, bevor sie Samen produzieren können. Im kleinflächigen Landbau sollte man alle Anstrengungen unternehmen, Pflanzen so auszusäen, dass sie mindestens 10 Tage vor dem Auftreten des Traubenkrauts keimen. Auf großen Flächen, so unter anderem auf den Sava TIES-Projektflächen hat sich unter anderem das Pflügen bis zu einer Mindesttiefe von 10 cm als wirksam erwiesen.