Umweltstiftung EuroNatur: nicht zu früh mähen
Presseinformation vom 9. Mai 2003
Stuttgart. Weil immer früher gemäht wird, haben Schmetterlinge, Wildbienen und viele Vogelarten fast keine Chancen mehr. Darauf hat jetzt die internationale Umweltstiftung EuroNatur hingewiesen. Um die natürlichen Lebensgemeinschaften in Gärten und in der freien Landschaft zu schützen und damit die Erlebnisvielfalt zu erhöhen, empfiehlt EuroNatur, auf ein zu frühes Mähen zu verzichten.
Wildbienen und Schmetterlinge brauchen jetzt Wiesenblumen, um Pollen, Nektar und Blätter als Nahrung für sich und ihre Nachkommen zu finden. Werden die Pflanzen jedoch zu früh gemäht, fehlt vielen Tieren die Nahrungsgrundlage, abgelegte Eier können sich nicht entwickeln. Denn diese Pflanzen sind nicht nur als Nahrung von großer Bedeutung. So fliegt etwa der Aurorafalter, dessen Männchen auffällig orange-weiß gefärbt ist, zur Zeit das Wiesenschaumkraut - eine typische Rasen- und Wiesenblume - an, um dort seine Eier abzulegen. Für die Raupen des Aurorafalters ist das Wiesenschaumkraut die Hauptfutterpflanze. Nach Mitteilung von EuroNatur sind Bestandseinbußen dieses Schmetterlings, die beim Ausfall der Pflanze entstehen, leicht zu vermeiden, indem man auf ein zu frühes Mähen verzichtet oder Blüteninseln stehen lässt. "Wenn wir weiter die Natur kahl mähen, brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, dass es immer weniger Schmetterlinge gibt", so EuroNatur-Präsident Claus-Peter Hutter.
Besitzer eines Garten- oder Wochenendgrundstücks oder einer Baumwiese können der bedrohten Tierwelt ganz einfach helfen, indem sie blühende Wildkräuter im Rasen und auf den Wiesen erhalten. Durch ein Verschieben des Mähzeitpunkts möglichst weit in den Vorsommer hinein, haben Wildblumen im Rasen, in der Wiese und an Wegrändern die nötige Zeit, um Samen zu bilden und somit ihren Fortbestand zu sichern. Besonders größere, üppige und schön blühende Wildkrautbestände, etwa die des Wiesensalbeis oder Margariten können beim Mähen leicht ausgespart bleiben. Während Landwirte für Ihr Vieh auf den Grasschnitt angewiesen seien, hätten Wochenendgrundstücksbesitzer, Hausgärtner und Kommunen viele Möglichkeiten auf das frühe Mähen zu verzichten und dabei noch Geld einzusparen und der Natur zu helfen.
Wiesen werden immer seltener. Damit verliert auch die Braunschuppige Sandbiene, eine gefährdete Wildbienenart, ihren Lebensraum. Sie ist auf die sehr schnittempfindliche Wiesen-Glockenblume angewiesen, die ganz ausfällt, wenn sie zu früh oder mehr als zweimal pro Jahr gemäht wird. Die Larven der Wildbiene leben ausschließlich vom Blütenstaub der Glockenblumen. Aus diesem Grund empfiehlt EuroNatur nicht nur Hobby- und Freizeitgärtnern, sondern auch Stadtgärtnern und Bauhöfen, ungenutzte Rasenflächen in Wiesen umzuwandeln. Diese sollten maximal zweimal im Jahr, und zwar im Juni und August, mit der Sense, dem Balkenmäher oder der Motorsense gemäht werden. Das Mähgut kann anschließend kompostiert werden. Der Verzicht auf Düngung fördert die Artenvielfalt und schützt das Grundwasser.
Das Buch zum Thema:
"Wiesen, Weiden und anderes Grünland"
Hutter (Hrsg.), Briemle, Fink
Biotopbestimmungsbuch aus dem Hirzel Verlag, Stuttgart
Sie können das Buch im Online-Shop der EuroNatur-Service GmbH in der Rubrik Bestimmungsbücher bestellen.
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