Nach der Wahl in Albanien: Vjosa-Nationalpark muss Ziel der neuen Regierung sein

Die Kampagne für einen Vjosa-Nationalpark geht weiter

Schotterufer an der albanischen Vjosa

Schotter und Kies prägen die Ufer der frei fließensen Vjosa. Ölbohrungen würden hier starke ökolgische Schäden verursachen.

© Theresa Schiller/EuroNatur
Visuelle Aktion für die Vjosa in Albanien

Visuelle Protestaktion für die Vjosa vor der Universität in Tirana.

© Adrian Guri

Tirana, Wien, Radolfzell. Die Parlamentswahlen in Albanien sind vorüber, doch der Kampf für die Vjosa, Europas letzten großen Wildfluss, geht weiter. In den vergangenen Monaten hat die Unterstützung für den Schutz der Vjosa erheblich zugenommen, sowohl in Albanien als auch in anderen europäischen Ländern und weltweit. Das führte dazu, dass die Regierung unter Edi Rama im März einer Ausweisung der Vjosa als „Naturpark“ zugestimmt hat – eine sehr schwache Schutzkategorie, aber immerhin ein erster Schritt.

Umweltzerstörende Projekte wie Wasserkraftwerke, Ölbohrungen an den Flussufern oder Hotelkomplexe samt Flughafen im Bereich der Flussmündung würden durch einen Naturpark aber nicht abgewendet. So hat etwa der Ölkonzern Shell seine Suche nach Öl und Gas in der Region bereits begonnen. Es ist offenkundig, dass eine Ausweisung als Naturpark die Vjosa nicht vor diesen umweltzerstörenden Aktivitäten schützen kann.

Um den Fluss wirklich langfristig zu schützen und sein Ökotourismus-Potential auszuschöpfen, muss die Regierung das Gebiet nach den besten internationalen Standards schützen und als Europas ersten Wildfluss-Nationalpark ausweisen.

„Die Kategorien ‚Naturpark‘ und ‚Nationalpark‘ klingen zwar sehr ähnlich, könnten aber in ihrer Schutzwirkung nicht unterschiedlicher sein“, betont Olsi Nika, Geschäftsführer von EcoAlbania. „Nur ein Nationalpark bietet den rechtlichen Rahmen, um dieses fantastische Ökosystem vor zerstörerischen Eingriffen zu bewahren.“

Gemeinsam mit unseren Partnern appellieren wir daher dringend an die künftige Regierung Albaniens, rasch die nächsten Schritte zu setzen, um den Schutz der Vjosa wirksam zu verankern und:

  • den Schutzstatus von Naturpark auf Nationalpark anzuheben
  • die Nebenflüsse Zagoria, Kardhiqi, Bënça und Shushica in das Schutzgebiet mit einzubeziehen

Die Bevölkerung Albaniens, nationale und internationale Wissenschaftler*Innen sowie Umweltschutzorganisationen stehen bereit, um die künftige albanische Regierung dabei zu unterstützen, diesen Naturschatz des Landes zu bewahren und einen Nationalpark in die Realität umzusetzen.

„Die neue Regierung muss den Schutz von Albaniens kostbarer Natur in ihren Prioritäten weit nach oben rücken und dabei mit der Vjosa beginnen. Ohne angemessenen Schutz würde das Gebiet durch den unkontrollierten Ausbau von Hotelkomplexen in der Deltaregion, Staudämmen im Mittellauf und Ölbohrungen im Oberlauf ‚aufgefressen‘. Daher werden wir den Kampf für die Vjosa fortsetzen, bis sie als Nationalpark unter Schutz steht“, bekräftigt Riverwatch-Geschäftsführer Ulrich Eichelmann.

Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur, fügt hinzu: "Einen Vjosa-Nationalpark auszurufen, wäre ein starkes Signal in Europa und der Welt. Die Vjosa von ihrer Quelle bis zur Mündung zu schützen, würde einen neuen Maßstab für Europas Naturschutzbemühungen setzen."


Hintergrundinformationen:

  • Die Kampagne Vjosa National Park Now ist Teil der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“. Diese dient dem Schutz von Flüssen mit besonders hohem Naturwert auf der Balkan-Halbinsel, die von mehr als 3.400 Wasserkraft-Projekten bedroht werden. Die Kampagne wird von den internationalen NGOs Riverwatch und EuroNatur koordiniert und gemeinsam mit Partnerorganisationen in den Balkanländern umgesetzt. Der lokale Partner in Albanien ist EcoAlbania. Weitere Informationen unter https://balkanrivers.net/de.
  • Die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ wird unter anderem von der Manfred-Hermsen-Stiftung unterstützt.


Pressekontakt:
Anja Arning, EuroNatur | anja.arning(at)euronatur.org | +49 7732 927213
Ulrich Eichelmann, Riverwatch | ulrich.eichelmann@riverwatch.eu | +43 676 6621512
Besjana Guri, EcoAlbania | guri@ecoalbania.org | +355 69 2954214

 

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