Pressemitteilung vom 7. Juli 2015
Radolfzell. Die Naturschutzstiftung EuroNatur hat die europäischen Institutionen und die griechische Regierung aufgefordert, in den anstehenden Verhandlungen neue, innovative Ansätze in die Diskussion einzubringen. Der naturschutzpolitische Direktor, Lutz Ribbe, erinnerte an das Beispiel Polen. Dem heutigen EU-Mitgliedsstaat wurde im Jahr 1992 von einigen Gläubigern ein Teil der Schulden offiziell erlassen. Im Gegenzug erhielt das Land die Auflage das Geld für die Finanzierung von Umweltschutzprojekten zu nutzen. Damit, sowie mit einer zusätzlichen steuerlichen Belastung von Umweltverschmutzungen, sind in Polen ökologische Erfolge erreicht und neue Arbeitsplätze geschaffen worden.
„Es ist bedauerlich, dass bisher niemand in den laufenden Debatten mit Griechenland die Wirtschafts- und Finanzfragen an die Umweltfragen gekoppelt hat. Dabei zeigen sowohl die Finanz- als auch die Umweltkrise eindeutige Parallelen. Beide resultieren aus einer Übernutzung von Ressourcen: auf der einen Seite der Ressource Finanzmittel, auf der anderen der Ressource Natur und Umwelt“, so Ribbe.
Für Griechenland könnte beispielsweise ein Investitionsprogramm zur Förderung Erneuerbarer Energien sowie des Klima- und Naturschutzes aufgelegt werden. Die Potentiale im Bereich der Solarenergie in Griechenland sind immens, nur ein winziger Bruchteil wird bisher genutzt. Mit einem entsprechenden Förderprogramm könnten in Griechenland die Investitionen getätigt werden, die notwendig sind, um lokal und regional neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig könnte damit auch die Importabhängigkeit Griechenlands von Energieimporten reduziert werden. Damit würde sich der Geldabfluss aus Griechenland, u.a. in die ölexportierenden Staaten, verringern. „Es muss im politischen Interesse sein, die Menschen in Griechenland in die Lage zu versetzen, ihren Strom- und Wärmebedarf aus Erneuerbaren Energiequellen selbst billiger zu produzieren. Die Technologien dafür existieren längst“, ist Ribbe überzeugt.
In diesem Zusammenhang kritisierte EuroNatur den Internationalen Währungsfonds (IWF). Dieser hatte kürzlich eine Studie über die Subventionierung von Energieträgern vorgelegt. Hieraus geht hervor, dass weltweit enorme Subventionen in schmutzige Energieträger wie Öl und Kohle fließen. Der IWF schätzt diese global auf 5,3 Trillionen Dollar - das entspricht rund 13 Milliarden Euro pro Tag! In der EU sind es immerhin 330 Milliarden Euro jährlich. „Warum der IWF in seinen Reformvorschlägen für Griechenland nicht einmal ansatzweise die ökonomische an die ökologische Frage koppelt und innovative Umweltlösungen vorschlägt, die einen Beitrag zur Lösung der Probleme in Griechenland leisten könnten, bleibt wohl sein Geheimnis. Die Themen ökologische Innovation und Nachhaltigkeit sind bei den Wirtschafts- und Finanzpolitikern offenbar noch nicht angekommen“, sagt EuroNatur-Präsidentin Christel Schroeder.
Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 24, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Angie Rother