Rund 50 internationale Wissenschaftlerinnen und Flussschützer haben eine Woche lang die obere Neretva untersucht. Die Daten sollen dabei helfen, Wasserkraftprojekte am bosnischen Fluss zu stoppen.
Vom 27. Juni bis 3. Juli erforschte eine Gruppe von Hydrobiologinnen, Zoologen und Höhlenforschern den Oberlauf der Neretva und die Höhlen der Region, die über das Karstsystem eng mit dem Fluss verbunden sind. Die Forschungswoche war die Fortsetzung ähnlicher Unternehmungen in den vergangenen Jahren an der Vjosa und ihrer Nebenflüsse. Dort haben die Daten schlussendlich dazu beigetragen, den ökologischen Wert der Vjosa wissenschaftlich zu belegen, Wasserkraftprojekte abzuwehren und den Fluss als Nationalpark zu designieren.
In der diesjährigen Forschungswoche verfolgten die Wissenschaftler und Flussschützerinnen ein ähnliches Ziel. Während der Unterlauf der Neretva bereits durch Staudämme und Wehre zerstört wurde, ist ihr Oberlauf noch ein Hotspot der Artenvielfalt. Insgesamt sind an der Neretva etwa 70 Wasserkraftprojekte geplant. Um den Wert des malerischen Flusses aufzuzeigen, war interdisziplinäre Expertise vonnöten: Ichthyologen lieferten Nachweise für das Vorkommen der seltenen Adria-Forelle, Entomologen entdeckten eine Vielzahl von Nachtfaltern bei einer aufgestellten Lichtfalle und Hydrobiologinnen untersuchten die Wasserqualität. Auch wenn es noch Monate dauern wird, bis alle Ergebnisse ausgewertet sind, wurde schon in dieser Woche deutlich, wie ökologisch wertvoll der Oberlauf der Neretva ist.
„Die Landschaft und die Artenvielfalt an der oberen Neretva sind überwältigend und unbedingt schützenswert“, sagt Dr. Amelie Huber von EuroNatur. Die Projektleiterin für Fließgewässerschutz hat die Wissenschaftler-woche an der Neretva begleitet. „Wir sind entschlossen, die geplanten Kraftwerksprojekte zu stoppen. Für diesen Kampf werden die gesammelten Daten entscheidend sein“, so Huber.