Heute startet die Internationale Grüne Woche in Berlin, die noch bis zum 30. Januar dauert. Ein wichtiges Thema der politischen Fachveranstaltungen, die im Rahmen der Messe stattfinden, wird die bevorstehende Agrarreform sein. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung fordert Lutz Ribbe, naturschutzpolitischer Direktor von EuroNatur, eine grünere und gerechtere Landwirtschaft.
Auf den Milchtüten im Supermarkt lächeln uns Kühe auf der Weide entgegen, doch mit der Realität hat dieses idyllische Bild nur wenig zu tun. Befördert durch die EU-Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte setzen europäische Landwirte mehr und mehr auf Massentierhaltung und Monokulturen. Auf der Strecke bleiben dabei die kleinbäuerlichen Betriebe sowie Tier-, Natur- und Umweltschutz. Koordiniert von EuroNatur hat sich in Deutschland ein Bündnis von inzwischen 30 Verbänden aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammengetan, um für eine sozial gerechtere und ökologisch verträglichere Landwirtschaft einzutreten.
Dass eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) notwendig ist, hat auch die EU-Kommission erkannt. Im November 2010 veröffentlichte die Kommission ihre Vorschläge für die anstehende Agrarreform. Darin hat sie einige Forderungen der Verbände aufgegriffen. Ribbe ruft die Regierung auf, die Pläne aus Brüssel zu unterstützen: „Wenn die EU ihre Subventionspolitik, wie angekündigt, ökologischer gestalten will, dann sollte Deutschland das nicht – wie es geschieht – blockieren, sondern fördern.“
Mit der Bewertung der Reformideen der EU-Kommission beschäftigen sich auch zahlreiche Artikel des „Kritischen Jahresberichts 2011“, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. Grundsätzlich sehen die Autoren in der Agrarreform eine Chance, den Verlust der biologischen Vielfalt innerhalb und durch die Landwirtschaft zu stoppen. Dennoch müsse die Kommission noch in einigen Bereichen nachbessern. Auch die Zivilgesellschaft sei aufgefordert, sich in die Diskussionen um die Reform einzumischen.
Eine Gelegenheit dafür bietet die Großdemonstration am morgigen Samstag in Berlin, die von einem breiten Bündnis aus Umwelt- und Bioverbänden, Tierschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen getragen wird. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ wollen dort Gruppen aus ganz Deutschland für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft protestieren.
Link zum Interview mit Lutz Ribbe in der Süddeutschen Zeitung vom 20.Januar 2011