Eine jetzt veröffentlichte Langzeitstudie über die Ausbreitung der Wölfe in Westpolen macht deutlich, dass trotz kontinuierlich wachsender Zahlen in Westpolen und Deutschland das langfristige Überleben dieser Population noch nicht sicher ist.
Die Studie mit dem Titel „Recovery of wolves and their ecology in Western Poland 2001-2019“ fasst die Entwicklung der Wölfe in Westpolen seit 2001 zusammen. Wichtige Erkenntnis ist, dass die Subpopulation in Westpolen noch verletzlich ist, da sie sich relativ weit von der Quellpopulation in Nordostpolen entfernt befindet. Auch wird deutlich, dass in der Anfangsphase der Besiedlung von 2001 bis 2005 50 Prozent der Ansiedlungsversuche in neuen Gebieten nach ein bis zwei Jahren gescheitert sind. Erst nachsieben Jahren strengem Schutz der Wölfe waren vier Fünftel der Besiedlungsversuche auch über zwei Jahre hinaus erfolgreich, wie eine Betrachtung der Jahre 2006 bis 2009 zeigt.
Bis 2019 ist die Zahl der Wölfe im westlichen Polen und nahe der Grenze zu Deutschland von einigen wenigen Einzeltieren auf 95 Rudel gestiegen. Das durch den IFAW (International Fund for Animal Welfare) und die Naturschutzstiftung EuroNatur finanzierte Wolfsmonitoring, von der polnischen Naturschutzorganisation Association for Nature Wolf (AfN Wolf) durchgeführt, zeigt, dass nach und nach geeignete Habitate besetzt wurden. Die anfängliche Besiedlung lief langsamer und Territorien lagen weiter voneinander entfernt. Ab etwa 2012 verringerte sich der Abstand der Territorien von bis zu 260 Kilometer auf durchschnittlich 25 Kilometer. Dass die Wölfe in Westpolen gute Habitatbedingungen vorfinden, bestätigte auch eine Analyse, die einen Anteil von 99 Prozent Wildtieren in der Nahrung der Wölfe nachwies. Ein weiteres Wachstum der Population ist zu erwarten, bis alle geeigneten Habitate besiedelt sind.
„Die Population in Westpolen entwickelt sich weiterhin positiv“, so Andreas Dinkelmeyer vom IFAW-Deutschland. „Es ist aber auch deutlich, dass sich der Trend drastisch ändern kann, wenn der Schutzstatus des Wolfes aufgehoben wird oder potenzielle Lebensräume zerstört werden. Um Konflikte zu vermeiden müssen wir aktiv Prävention betreiben, nur so können wir Weidetiere schützen. Überall dort, wo dies konsequent umgesetzt wird, funktioniert das Zusammenleben mit dem Wolf.“
„Die Zunahme der Wolfspopulation in Westpolen zeigt die große Bedeutung von zusammenhängenden, naturnahen Waldgebieten. Mit dem Anwachsen der Wolfspopulation nimmt aber auch die Wahrscheinlichkeit für Kontakte zu menschlichen Nutztieren zu. Entscheidend für ein gutes Nebeneinander von Wolf und Mensch in der Kulturlandschaft ist deshalb vor allem die Unterstützung der Nutztierhalter mit konkreten und gut konzipierten Herdenschutzmaßnahmen. Das gilt für Polen ebenso wie für Deutschland. Die Bewertung und das Management von über Grenzen hinweg lebenden Populationen sollte daher letztlich auch immer grenzüberschreitend erfolgen. Die neuen Monitoring-Daten aus Westpolen sind hierfür sehr hilfreich“, sagt Magdalena Kulisch, Projektleiterin Wolf bei EuroNatur.
Rückfragen:
Anja Arning, Pressestelle EuroNatur, anja.arning(at)euronatur.org +49 (0)7732 – 927213
Andreas Dinkelmeyer, Campaigns and Communications Manager ifaw, adinkelmeyer(at)ifaw.org +49 (0)173 6227539
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